Eine neue Generation von Kita-Trägern: Qualität und Qualitätssicherung in der frühkindlichen Bildung und Betreuung (GEN-T)
Die Studie verfolgt das Ziel, vor dem Hintergrund der jüngeren Verschiebungen innerhalb der Kita-Trägerlandschaft (Meiner-Teubner/Kopp/Schilling 2016) das Segment der neu etablierten, „jungen“ Träger zu untersuchen, die sich in den letzten 10 bis 15 Jahren gegründet haben und zu wichtigen Anbietern von Betreuungsplätzen insbesondere für unter 3-jährige Kinder avanciert sind. Außerhalb des Spektrums der etablierten Wohlfahrtsverbände angesiedelt, handelt es sich bei ihnen um eine neue Generation von (Eltern-) Initiativen, Sozialunternehmern und meist (klein-)gewerblichen, privaten Anbietern, die mit einem unterschiedlichen fachlichen Hintergrund und in verschiedenen Rechtsformen – oftmals im Grenzbereich zwischen gemeinnütziger und gewerblicher Tätigkeit – operieren. Trotz ihrer quantitativ wachsenden Bedeutung hat es bisher keine Versuche gegeben, diese neue Generation von Kita-Trägern empirisch zu identifizieren und zu analysieren. Eine fachpolitische und fachwissenschaftliche Auseinandersetzung erscheint jedoch überfällig, da diese neuen Träger sowohl ein hohes innovatives Potenzial besitzen als auch aufgrund ihrer strukturellen Besonderheiten mit Herausforderungen einhergehen. Diese beziehen sich unter anderem auf Fragen der Qualitätssicherung, Finanzierungsstruktur und Nachhaltigkeit, ihrer angemessenen Förderung und Einbindung in die Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Gewährleistung der (gleichen) Zugänglichkeit und Kohäsion des Gesamtangebots.
Die Untersuchung erfolgt mit Hilfe eines zweistufigen Untersuchungsdesigns. Dies beinhaltet regionale, multiperspektivisch angelegte Fallstudien sowie eine schriftliche Befragung. Für die Fallstudien, die die Perspektive der neuen Träger, der Kommunal- bzw. Regionalverantwortlichen und des weiteren Trägerumfelds einbeziehen, werden 3 bis 4 Kommunen und Regionen in Deutschland mit einem hohen Anteil an jungen Trägern ausgewählt. Die Auswahl der Gebietseinheiten erfolgt auf Basis kleinformatiger Auswertungen der Kinder- und Jugendhilfestatistik sowie lokal vorhandener Daten.
(1) Im qualitativen Erhebungsteil werden in den ausgewählten Kommunen/Regionen leitfadengestützte Interviews durchgeführt, um Spezifika und typische Merkmale dieses Trägerspektrums zu erfassen und zu eruieren, mit welchen Herausforderungen sie im Vergleich zu etablierten Trägern konfrontiert sind, welche Bedarfe sie erfüllen, wie sich die Organisationen seit Gründung entwickelt haben, welche Strategien die Kommunen im Umgang mit ihnen entwickeln und welche neue Formen von Governance sich in diesem Kontext herausbilden.
(2) Aufbauend auf die qualitative Erhebung soll in einem weiteren quantitativen Erhebungsteil, in dem die Anzahl teilnehmender Kommunen auf weitere Kommunen/Regionen ausgedehnt werden kann, eine schriftliche Befragung von allen Trägern von Kindertageseinrichtungen der jeweiligen Gebietseinheit durchgeführt werden (Vollerhebung). Diese soll zum einen die Ergebnisse der qualitativen Erhebung auf eine breitere Basis stellen. Zum anderen dient die umfassende Einbeziehung etablierter Träger dazu, die Informationen zu den neuen Trägern vor der Kontrastfolie der etablierten Träger besser interpretieren und validieren zu können.
Die Analyse und Interpretation der empirischen Befunde erfolgt in Anlehung an wohlfahrtsstaatliche Theorien sowie unter Bezug auf Ansätze der Educational Governance. Während es das Konzept des Wohlfahrtsmixes (Evers 2011) ermöglicht, die unterschiedlichen an der Kindertagesbetreuung beteiligten Akteure in ein Verhältnis zu setzen und damit die oben beschriebenen Verschiebungen innerhalb der Trägerlandschaft theoretisch zu fassen, werden mit dem Governance-Begriff die unterschiedlichen Formen der Steuerung von und Abstimmung zwischen eben diesen Akteuren im lokalen Kontext der Kindertagesbetreuung in den Blick genommen (Riedel 2010).
Evers, Adalbert (2011): Wohlfahrtsmix und soziale Dienste. In: Evers, Adalbert/Heinze, Rolf G./Olk, Thomas (Hrsg.): Handbuch soziale Dienste. Wiesbaden, S. 265–283
Meiner-Teubner, Christiane/Kopp, Katharina/Schilling, Matthias (2016): Träger von Kindertageseinrichtungen im Spiegel der amtlichen Statistik. Eine Analyse der Strukturen, der Bildungs-beteiligung, des Personals und von Qualitätskriterien. Dortmund
Riedel, Birgit (2010): Local Governance als Ressource für den Ausbau der Kindertagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren. Explorative Studie in drei Kommunen und einem Landkreis. München
Download einer BMBF-Broschüre zum Thema:
Bundesministerium für Bildung und Forschung: Beste Bildung von Anfang an. Qualitätsentwicklung für gute Bildung in der frühen Kindheit. Ergebnisse aus der Forschung für die Praxis (Januar 2023)[3]
Vier Fragen an das Projekt GEN-T im Rahmen des Metavorhabens
Qualitätsentwicklung für gute Bildung in der frühen Kindheit (Meta-QEB)[4]