Die Entwicklung erweiterter und flexibler Angebote in ausgewählten Bundesländern Deutschlands
Projektkonzeption und methodisches Vorgehen
Heuristischer AnalyserahmenAls heuristischer Analyserahmen wird das sozialwissenschaftliche Konzept des „Welfare Mix“ bzw. dem „Wohlfahrtspluralismus“ angewandt. Dieses Konzept erscheint für die gegebene Fragestellung deshalb als besonders fruchtbar, weil es davon ausgeht, dass eine Wohlfahrtssteigerung für eine Gesellschaft – in diesem Fall die Weiterentwicklung bzw. der Ausbau der Kindertagesbetreuung - nicht durch einen Sektor alleine gewährleistet werden kann, sondern ein Zusammenwirken aller Sektoren – Markt, Staat, Bürgersgesellschaft/ Non-Profit Sektor und intermediärem Sektor – notwendig ist. Bei diesem Zusammenwirken gilt es die sektorspezifischen Eigenlogiken optimal miteinander zu verknüpfen, d.h. das Konzept berücksichtigt u.a. die akteursspezifischen Handlungslogiken und Organisationskulturen, die Finanzierung von Angeboten durch einen Ressourcenmix und die jeweiligen Zielvorstellungen der Akteure, die durchaus auch in Konflikt miteinander stehen können.
Das bedeutet, das Konzept des „Welfare Mix“ ist nicht nur eine analytisch-konzeptionelle Antwort auf die bereits in der Praxis bestehenden „Ressourcen- und Akteursmixturen“ zur Gestaltung und Finanzierung sozialer Einrichtungen bzw. der erweiterten Angebote in der Kindertagesbetreuung. Für die Frage, unter welchen Rahmenbedingungen sowie unter Einbezug welcher Akteure und Ressourcen Angebote ermöglicht werden können, bietet es darüber hinaus auch eine sinnvolle Analysefolie an.
Methodisches Vorgehen
Von Interesse sind erweiterte und flexible Bildungs- und Betreuungsangebote, die über das im jeweiligen Bundesland vorhandene "Regelangebot" hinausgehen und damit auf die veränderten Bedarfe von Familien reagieren. Hierfür ist es notwendig, in einem ersten Schritt auf der Basis von Dokumentenanalysen (v.a. Gesetzestexte auf Landes- bzw. Kommunalebene) die unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffs „Regelangebot“ in ausgewählten Bundesländern zu klären, um dann in einem nächsten Arbeitsschritt insgesamt 10 Kindertageseinrichtungen zu recherchieren, die besonders flexible, deutlich erweiterte und damit über das sonst verbreitete Regelangebot hinausgehende Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder anbieten.
Die empirische Arbeit setzt sich im Wesentlichen aus zwei Phasen zusammen:
- Telefoninterviews mit wichtigen Akteuren an diesen 10 recherchierten Standorten sowie
- einem Besuch und damit verbundenen weiteren Erhebungen bei vier bis fünf aus diesem Sample ausgewählten Modellen (u.a. Erfassung der Elternperspektive)
zusammen.
Diese beiden Erhebungsschritte stellen den Kern der Informationsgenerierung für das Projekt dar. Für die Interviewvorbereitung sind für die ausgewählten Standorte die Daten und Informationen zu folgenden Dimensionen entsprechend in die Überlegungen mit einzubeziehen:
(1) Bundeslandbezogene Gesetzgebungen
(2) Kommunale Fördervorgaben
(3) Trägerstrukturen
Das für diese Analysen erforderliche Material setzt sich demzufolge aus leitfadengestützten Telefoninterviews mit Vertreterinnen und Vertretern der zuständigen der Träger, Jugendamt und der Einrichtungsleitung sowie zusätzlicher Befragungen vor Ort zusammen (u.a. Gruppendiskussionen mit Eltern der Einrichtung, Interviews mit Trägervertretungen). Durch den Einblick in den Betreuungsalltag vor Ort sowie die Sichtung wichtiger Dokumente, insbesondere mit Blick auf das pädagogische Bildungs- und Betreu-ungskonzept der Kita, können wesentliche Informationen über das jeweilige Modell gewonnen werden.
Die in diesem Zuge gewonnen Informationen sollen in der Analyse Aufschluss geben über die beiden Dimensionen:
(4) Elternperspektive
(5) einrichtungsbezogene Bildungs- und Förderkonzepte der Kinder.
Ziel dieses methodischen Vorgehens ist es, die wesentlichen Faktoren herauszuarbeiten, die in den recherchierten Einrichtungen zur Angebotsflexibilisierung und -erweiterung geführt haben und welche Entwicklungshürden und -möglichkeiten im Kontext der gegebenen Förderbedingungen bestehen. Darin schließt sich das weitere Interesse an, nämlich Informationen über die Organisation und Finanzierung der Modelle zu gewinnen. Durch den Einbezug unterschiedlicher Akteursperspektiven ist es möglich, förderliche oder aber auch spannungsreiche Faktoren für die jeweiligen Akteurskonstellationen oder -kooperationsformen zu analysieren.