Der soziale Nahraum in seiner Integrationsfunktion für Familien ausländischer Herkunft - ein innovativer Ansatz der Familienbildung
Neighbourhood and Communities as Integration Promoters of Migrant Families. An Innovative Approach to Family Education and Training
Konzeption und Methode
Das Projekt arbeitete vor dem beschriebenen Hintergrund in drei Richtungen, mit je unterschiedlichen Methoden:
1. untersuchte es, wo und wie Themen und Ziele von Familienbildung im Sinn einer Stärkung der Erziehungsverantwortung von Eltern und der allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie, greifbar auch als alltagsnahe Unterstützung von Familien, bisher in Initiativen, Projekten der sozialen Arbeit sowie von Regeleinrichtungen wie Kindergärten und Schulen mit Verankerung im und Ausstrahlung auf den sozialen Nahraum im Blick auf Familien mit Migrationshintergrund bearbeitet und umgesetzt werden (Interviews mit Experten aus der Praxis der Migrationsarbeit sowie der pädagogischen Arbeit mit Migrantenkindern und –jugendlichen z.B. in Kindergärten, Schulen und Jugendarbeit).
2. In seiner zweiten Arbeitsrichtung spiegelte und kommentierte das Projekt die bestehende Landschaft sozialer Projekte und Initiativen durch die Sichtweise von Frauen, Männern und – am Rande – Kindern von Migrantenfamilien auf der Grundlage leitfadengestützter, biografisch orientierter qualitativer Interviews. Darin wurden Erwartungen an, aber auch enttäuschte Hoffnungen in Bezug auf die “Erziehungsverantwortung sichernde”, “Integration fördernde“ und “Partizipationschancen einräumende” Gestaltung des sozialen Nahraums erfragt.
3. Die dritte Arbeitsrichtung bestand in der aktiven Beteiligung an und der Entwicklung von Projekten sowie behutsamen zielorientierten Interventionen, die darauf zielten, wirksame Instrumente zu entwickeln, um – ausgehend vom alltäglichen Leben mit Kindern und Jugendlichen im sozialen Nahraum – Migranten-Familien bei der Bewältigung ihrer Erziehungsaufgaben zu unterstützen und dabei zugleich die kommunikativen Berührungsflächen mit anderen Eltern – gleich welcher ethnischen Zugehörigkeit – und mit den Erziehungsinstitutionen sowie der übrigen institutionellen Landschaft in der “Aufnahmegesellschaft” zu vergrößern. Dabei sollte es nicht nur um “weiche Formen” alltagsnaher Kommunikation gehen, sondern darum, Migranten aktiv in verbindliche Partizipation, beginnend im Stadtteil, einzubeziehen. In diesem Teil wurde an der Evaluation des Pilotprojekts „Orientierungskurse für Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderer“ in München (Jaeckel/Erler/Spohn 2003) mitgewirkt, sowie eine auf Migrant/innen zugeschnittenen Version einer Kompetenzbilanz entwickelt (Jaeckel/Erler 2003) in Kooperation mit Projekten der Sprachförder- und Qualifizierungsarbeit für Flüchtlinge und MigrantInnen.
Dieser Baustein, der im Verbund mit dem europäischen Leonardo/Grundtivig-Projekt „ADEPT“ erarbeitet wurde, stellte auch eine Verbindung zu europäischen Entwicklungsprozessen her, in denen das Thema “Lern-Portfolio” (in anderer Formulierung “Kompetenzbilanz”) gerade für die Zielgruppe Migranten ohne anerkannte formelle Bildungs- und Berufsabschlüsse in europäischer Kooperation bearbeitet wird.