Das Wissen über die Lebenssituationen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und queeren Jugendlichen ist in Deutschland sehr gering (Sielert/Timmermanns 2011). Anknüpfend an die Ergebnisse und Erkenntnisse der DJI-Pilotstudie „Lebenssituationen und Diskriminierungserfahrungen von lesbischen und schwulen Jugendlichen in Deutschland“[2] (Krell 2013), die zum Ziel hatte, erste Zugänge zu lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und queere (LSBT*Q) Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu finden und aufzuzeigen, welche Themen ihr Heranwachsen beeinflussen, wurde eine knapp zweijährige Hauptstudie durchgeführt, um die Situation von LSBT*Q Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland in den Fokus zu nehmen. 

Im Mittelpunkt der Untersuchung,  standen die Coming-out-Verläufe und mögliche Diskriminierungserfahrungen der jungen LSBT*Q Menschen in unterschiedlichen sozialen Kontexten (Familie, Peers und Schule) sowie auf den Coming-out-Prozess bezogene Bewältigungsstrategien. Aus dem schulischen Bereich ist bekannt, dass dieser ein deutliches Risiko für junge LSBT*Q birgt, was sowohl den sozialen Kontext  als auch den inhaltlichen/pädagogischen Umgang mit dem Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt betrifft (Bittner 2011).

Mittels zweier methodischer Zugänge wurden umfangreiche und differenzierte Daten über LSBT*Q Jugendliche und junge Erwachsene erhoben. Im Rahmen einer quantitativen Onlinebefragung sollten zum einen möglichst viele LSBT*Q Jugendliche und junge Erwachsene zu den Umständen und dem Verlauf sowohl ihres inneren als auch äußeren Coming-out sowie möglichen Diskriminierungserfahrungen befragt werden. An dieser Befragung haben sich über 5.000 junge Menschen beteiligt. Zum anderen wurden 40 qualitative Interviews geführt. Diese sollten  einen Blick auf LSBT*Q Jugendliche und junge Erwachsene als Handelnde ermöglichen, die mit individuellen Strategien ihr Coming-out gestalten und ihre Erfahrungen detailliert schildern können.

Es zeigt sich, dass LSBT*Q Jugendliche und junge Erwachsene insbesonder die Zeit ihrer Bewusstwerdung (inneres Coming-out) der eigenen sexuellen Orientierung bzw. geschlechtlichen Zugehörigkeit als deutlich belastet erleben. In allen abgefragten Bereichen machen die Jugendlichen die Erfahrung von Diskriminierung, auch wenn sich sich diese in den Formen innerhalb der Kontexte Familie, Bildungs- und Arbeitsstätten sowie dem Freundeskreis deutlich unterscheiden (Krell/Oldemeier 2017).

Aus den Ergebnissen wurden Handlungsbedarfe für Politik, Wissenschaft und Praxis entwickelt. Die Ergebnisse der Studie finden Sie hier.[3]

 

 

Bittner, Melanie (2011): Geschlechterkonstruktionen und die Darstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter* (LSBTI) in Schulbüchern. Eine gleichstellungsorientierte Analyse mit einer Materialsammlung für die Unterrichtspraxis. Frankfurt am Main.

Krell, Claudia (2013): Lebenssituationen und Diskriminierungserfahrungen von homosexuellen Jugendlichen in Deutschland. Abschlussbericht der Pilotstudie. München: Deutsches Jugendinstitut.

Sielert, Uwe/Timmermanns, Stefan (2011): Expertise zur Lebenssituation schwuler und lesbi-scher Jugendlicher in Deutschland. Eine Sekundäranalyse vorhandener Untersuchungen. München.

 

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