Kurze Vorstellung

Ziel des Forschungsprojekts „Care Leaver Statistics | Soziale Teilhabe im Lebensverlauf junger Erwachsener – Eine Langzeitstudie“ (kurz: CLS) ist der Aufbau und die Pflege einer Dateninfrastruktur zum Prozess des sogenannten „Leaving Care“ – dem Verlassen der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Zudem sollen die Teilhabemöglichkeiten von jungen Menschen im Lebensverlauf, welche sich zu Beginn der Langzeitstudie entweder in einer stationären Einrichtung der Erziehungshilfe oder einer Pflegefamilie befinden, untersucht werden. Die Ergebnisse der Studie können somit auch Hinweise und Anregungen für die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe liefern.

Die CLS-Studie ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik an der Universität Hildesheim, der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung e.V. in Bremen (GISS), der internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen e.V. in Frankfurt (IGfH) und dem DJI.

Die Befragungen werden von infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft durchgeführt.

Im Jahr 2018 wurden rund 181.300 Kinder und Jugendliche in Deutschland in Einrichtungen der Heimerziehung oder in Pflegefamilien betreut (Destatis 2019). Das Aufwachsen dieser Kinder und Jugendlichen erfolgt damit auch in öffentlicher Verantwortung. Jährlich bringt die Gemeinschaft für diese wichtige Aufgabe rund 6,5 Mrd. Euro auf. Doch existiert in Deutschland bisher kein statistisch erhobenes Wissen darüber, wie sich die Teilhabe dieser sogenannten Care Leaver*innen nach dem Aufenthalt in der Heimerziehung oder in Pflegefamilien gestaltet.

Vielfach ist darum in der Fachöffentlichkeit die Notwendigkeit unterstrichen worden, eine Langzeituntersuchung durchzuführen, um den Übergang aus der Kinder- und Jugendhilfe sowie den weiteren Verlauf des Erwachsenwerdens nachzeichnen zu können (siehe AGJ 2015, DV 2015, JFMK 2014). Die bestehende Kinder- und Jugendhilfestatistik kann diesbezüglich keine Datengrundlage bieten, da sie an den Organisationsstrukturen der Kinder- und Jugendhilfe orientiert ist und somit nur abbildet, wer gegenwärtig Hilfe empfängt. Auch breit angelegte Längsschnittstudien in Deutschland (SOEP, AID:A, PAIRFAM etc.) haben diese Gruppe nicht so erfasst, dass belastbare Aussagen getroffen werden könnten (Erzberger et al. 2019).

Die Studie ist als quantitative prospektive Panelstudie angelegt. Bundesweit sollen 1.000 junge Menschen im Alter von 16 bis einschließlich 19 Jahren, welche aktuell in einer stationären Einrichtung und 1.000 jungen Menschen im selben Alter, welche in einer Pflegefamilie leben, für die Studie befragt werden. Die Befragungen begannen Anfang des Jahres 2023 und werden jährlich immer in der ersten Jahreshälfte über mehrere Jahre hinweg stattfinden. Durchgeführt werden sie von infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft.

Im Rahmen der CLS-Studie soll Teilhabe unter anderem in den Lebensbereichen „Arbeit“, „Freizeit“, „soziale Beziehungen“, „Qualifikationen“, „Wohnen“, „Gesundheit“ sowie „Inanspruchnahme sozialstaatlicher Leistungen“ untersucht werden. Von Interesse sind beispielweise folgende Fragen: Wie leben, lernen und arbeiten junge Menschen im Übergang? Welche Unterstützungsleistungen nehmen sie nach Verlassen der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch?  Wie geht es ihnen gesundheitlich im Verlauf der Zeit? Was sind ihre individuellen Aspirationen und wie kommen sie mit alltäglichen Herausforderungen zurecht? Mit Hilfe der CLS-Daten sollen zudem die Ressourcen der Jugendlichen und die Entwicklung von persönlichen Bewältigungsstrategien in den jeweiligen Lebensbereichen beleuchtet werden.

AGJ (2015): Weiterentwicklung und Steuerung der Hilfen zur Erziehung. Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ. https://www.agj.de/fileadmin/files/positionen/2015/Positionspapier_Weiterentwicklung_Hilfen_zur_Erziehung_NEU.pdf[5]

Destatis (2019): Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Erzieherische Hilfe, Eingliederungs- hilfe für seelisch behinderte junge Menschen, Hilfe für junge Volljährige. Artikelnummer: 5225112187004.

DV (2015): Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge: Empfehlungen des Deutschen Vereins zur „Weiterentwicklung und Steuerung der Hilfen zur Erziehung“. https://www.deutscher-verein.de/de/uploads/empfehlungen-stellungnahmen/2015/dv-10-14_hze.pdf[6]

Erzberger, C., Herz, A., Koch, J., Lips, A., v. Santen, E., Schröer, W., et al. (2019): Sozialstatistische Grundlage sozialer Teilhabe von Care Leaver*innen in Deutschland. Datenreport auf der Basis der Erziehungshilfeforschung und repräsentativer Paneluntersuchungen. doi:http://dx.doi.org/10.18442/068

JFMK (2014): Jugend- und Familienministerkonferenz: Beschluss der JFMK am 22./23. Mai 2014 in Mainz zur Weiterentwicklung und Steuerung der Hilfen zur Erziehung. https://jfmk.de/wp-content/uploads/2018/12/TOP_5.3_Weiterentwicklung_HzE.pdf[7]

Weitere Informationen

www.cls-studie.de[8]

Kontakt

+49 89 62306-213
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München