Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule
Eine familienwissenschaftliche Explorativstudie
Konzeption und Methode
Zur Untersuchung der Ganztagsschule aus einer dezidiert familienwissenschaftlichen Perspektive bezog sich das Sampling auf Familien, die relativ homogen hinsichtlich ihrer sozio-ökonomischen Lage sind, aber Unterschiede in ihrer Familienstruktur aufweisen. Dabei handelt es sich um Mittelschichtsfamilien mit Kindern der Klassenstufe sieben, acht und neun, die ein offenes oder gebundenes Ganztagsangebot der Realschule oder des Gymnasiums besuchen. Das Altersspektrum bewegt sich zwischen 12 und 16 Jahren.Um das Alltagsgeschehen in seiner inhaltlichen, strukturellen und zeitlichen Dimension zu erfassen, wurden verschiedene Erhebungsinstrumente ausgewählt, die eine Triangulation des vielfältigen qualitativen Datenmaterials im Anschluss an die Erhebung ermöglichen. Dazu gehören:
- leitfadengestützte episodische Interviews (Flick 2000) mit der Familie, dem Jugendlichen und dem pädagogischen Personal,
- ein zweiwöchiges Online-Tagebuch des Jugendlichen (inklusive des Wochenendes) sowie
- teilnehmende Beobachtung an drei ausgewählten Schulen.
Während die episodischen Interviews der Erhebung von Alltagssituationen, Bildungsprozessen in Familie und Schule sowie von Erfahrungen im Austausch mit der Schule dienen, galt es im Rahmen des Tagebuchs, die Organisation von Ganztagsschulalltag und außerschulischem Freizeitalltag im Wochen- und Tagesrhythmus zu erfassen. Da ein Teil der Alltagspraxis aber auf einer latenten Ebene angesiedelt ist, wurden Beobachtungen im Rahmen der Familieninterviews und im schulischen Kontext durchgeführt. Die Auswertung der Daten erfolgte mittels der dokumentarischen Methode (Bohnsack 2001).
Im Fokus der Auswertungen standen somit Praktiken der Lebensführung im Kontext längerer Schulzeiten und veränderter gesellschaftlicher Bedingungen für die Familien, die Einfluss sowohl auf alltägliche Bildungsprozesse als auch auf das Verhältnis zwischen Familie und Ganztagsschule nehmen.