Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule
Eine familienwissenschaftliche Explorativstudie
Im Zuge der gesellschaftlichen Modernisierungsprozesse haben sich die Rahmenbedingungen des Verhältnisses zwischen Familie und Schule geändert. Sowohl eine Pluralisierung der familialen Lebensformen und Lebenslagen als auch eine zunehmende Flexibilisierung der Erwerbsarbeit markieren wichtige Bezugspunkte einer mitunter spannungsreichen Interaktion zwischen Familie und Schule. Entsprechend erhöhen sich die Anforderungen im Bildungs- und Alltagsbereich. Diese können nicht allein durch eine immanent schulpädagogische, didaktische und organisatorische Optimierung im Rahmen der Ganztagsschule aufgefangen werden. Zu ihrer erfolgreichen Bewältigung bedarf es zudem einer systematischen Verknüpfung der Bildungswelt „Familie“ mit dem institutionalisierten Bildungsort „Ganztagsschule“. Hinzu kommen weitere Bildungsorte, die Kinder und Jugendliche beeinflussen und Teil eines komplexen Bildungsgeschehens sind.
Vor diesem Hintergrund galt es, den „missing link“ zwischen familialen Herkunftsfaktoren, individuell erworbenen Kompetenzen, gesellschaftlich relevanten sowie schulisch anschlussfähigen Kompetenzen aufzudecken, indem diejenigen Bildungsprozesse untersucht wurden, die in den Alltag von Jugendlichen eingebettet sind. Besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Zusammenspiel zwischen Elternhaus und Schule im Rahmen der Ganztagsschulorganisation im Sekundarbereich I.
Damit schließt das Projekt eine aktuelle Forschungslücke der Ganztagsforschung und erweitert den Blick auf die familialen Voraussetzungen gelingender Bildungsprozesse. Auf dieser Grundlage konnten Ansätze einer Konzeption zur differenziellen schulischen Elternarbeit als einer Erziehungs- und Bildungspartnerschaft im Sekundarbereich entwickelt werden.