App-Kurzbeschreibung

Die iOS-App Notizen kann Text und Fotos erfassen und hat auch verschiedene Malwerkzeuge und Farben im Repertoire. Sie wird somit zu einer einfachen Malapp, die ohne Stempel, Filter oder ähnliche Spielereien das einfache digitale Malen ermöglicht. Die Notizen-App gehört zu den Bordmitteln von iOS-Geräten, läuft offline und frei von Werbung und In-App-Käufen. Sie ist einfach in der Handhabung und die Möglichkeit, auch eigene Fotos zu bemalen, macht sie zu einem kreativen Werkzeug für die Arbeit in der Kita.

Über das Pluszeichen unten rechts in der Ecke des Startfensters der App kann man aus verschiedenen Optionen wählen. Wählt man hier „Zeichnung hinzufügen“ erhält man Malwerkzeuge und Farben und kann zwischen Hoch- und Querformat wählen. Über das Pluszeichen wird aus der Fotomediathek ein Foto ausgewählt, auf das dann gemalt werden kann. Über „Fertig“ oben links in der Ecke des Arbeitsfensters kehrt man in das Übersichtsfenster zurück.

Eine ausführliche Anleitung zum Programm gibt es hier:

www.rananmausundtablet.de/95-0-Malen-mit-der-Notizen-App.html[1]

Die App ist sehr einfach und übersichtlich im Aufbau. Schon Kindergartenkinder können sie nach kurzer Einführung selbstständig bedienen. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig, sie kann verwendet werden, um frei oder mit Aufgabenstellung digital zu malen. Sie ist das digitale Pendant zu Papier bzw. Leinwand und Malwerkzeugen. Ein Steckbrief zum Programm mit Anleitung und Anwendungsideen ist hier zu finden: www.blickwechsel.org/images/Medienpaedagogik/BildungshAPPchen/Steckbriefe/Steckbrief_Notizen-App.pdf[2]

 

Rahmenbedingungen

Gruppengröße: zehn Kinder

Alter: fünf und sechs Jahre

Dauer: 90 Minuten

Material: fünf iPads mit der Notizen-App

Idee: Wir malen unsere Medienheldinnen und Medienhelden.

Die App wurde im Juni 2018 in einer Bremer Kita mit zehn Kindern im Alter von fünf und sechs Jahren getestet.

 

Zur Kita

In der Kita in einem Bremer Stadtteil werden 100 Kinder im Alter von null bis sechs Jahren betreut. Träger ist die katholische Kirche. Der Kindergarten bietet eine Ganztagsbetreuung von 8.00 – 16.00 Uhr an sowie bei Bedarf einen Frühdienst ab 7.30 Uhr. Seit Januar 2016 nimmt die Kindertagesstätte am vierjährigen Bundesprojekt “Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist” teil.

Der Stadtteil, in dem sich die Kita befindet, hat ca. 9.000 Einwohner, davon fast 43 Prozent mit Migrationshintergrund und über 40 Prozent Hartz-IV-Empfänger. Damit gehört er zu denjenigen, die einen hohen Rang auf dem Bremer Benachteiligungsindex einnehmen. Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist und die mehrsprachig aufwachsen, stellen die Mehrheit. Die Familiensprachen sind überwiegend Türkisch, Arabisch, Kurdisch, Bulgarisch, Serbokroatisch, afrikanische Sprachen, Englisch und Französisch. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in der Altersgruppe der unter Sechsjährigen liegt mit 74 Prozent über dem stadtweiten Niveau (54 Prozent). Die Ergebnisse der Sozial- und Bildungsberichterstattung zeigen, dass Bildungserfolg und Bildungsbeteiligung in diesem Stadtteil deutlich niedriger sind als im städtischen Durchschnitt.

 

Vorbereitung

Für die Aktion steht ein etwa 30 qm großer Raum zur Verfügung, in dem die Gruppe ungestört arbeiten kann. Er liegt im direkt an die Kita angeschlossenen Gemeindezentrum und wird auch für Eltern-Kind-Veranstaltungen genutzt.

Im Vorfeld wurde überprüft, dass alle Akkus geladen sind und die App läuft.

 

Einstieg: Über Medienvorlieben ins Gespräch kommen

Die Kinder setzen sich im Kreis zusammen. Es ist Montagvormittag, ein langes Wochenende liegt hinter uns. Die Erzieherin fragt die Kinder, was sie gemacht haben. Einige wenige berichten von Ausflügen, doch die Mehrheit erzählt von Filmen und digitalen Spielen. Ein Mädchen sagt, es habe „Tablet geguckt“, ein anderes erzählt von einer Serie, deren Name auch nach mehrfachem Nachfragen nicht zu verstehen ist. Es entsteht der Eindruck, dass das Mädchen den Namen selbst nicht richtig verstanden hat, aber sie kann sehr gut beschreiben, worum es geht: „Da gibt es Hunde! … die erleben Abenteuer … die helfen anderen … die halten ganz toll zusammen!“ Und sie trägt Hausschuhe mit Hunden darauf.

Im Anschluss an die medienpraktische Aktion recherchieren wir und finden heraus, dass es sich um die Serie „Paw Patrol“ handelt.

Neben dieser Serie, die für Kindergartenkinder unproblematisch ist, und Erzählungen über Elsa, die Eiskönigin, Tom & Jerry und Feuerwehrmann Sam wird aber auch von Inhalten berichtet, die nicht unbedingt für die Altersgruppe geeignet sind, z.B. von der Serie Hulk oder auch von digitalen Spielen wie Fortnite.

Wir greifen diese Erzählungen am Rande der Aktion im Gespräch mit den Erzieherinnen auf und entscheiden gemeinsam, zeitnah eine medienpädagogische Elterninformationsveranstaltung anzubieten.

 

Einführung in die App

Nachdem die Kinder ausführlich von ihren Medienerlebnissen berichtet haben, fragen wir sie, ob sie Lust haben, ihre Helden und Heldinnen zu malen. Uns stehen für die Aktion fünf iPads zur Verfügung, so dass immer zwei Kinder zusammen malen können. Hätten wir weniger iPads nutzen können, hätten wir parallel das Malen mit Stift und Papier angeboten. Erfahrungsgemäß gibt es in Einrichtungen, die das Tablet bereits seit einiger Zeit und regelmäßig einsetzen, gar nicht unbedingt Streit darum, wer digital und wer auf Papier malt. Das Tablet wird zu einem Werkzeug neben anderen. Nur wenn das Tablet noch Neuigkeitswert in der Kita hat, muss ggf. darauf geachtet werden, dass regelmäßig abgewechselt wird. So bekommen alle Kinder die Möglichkeit, das digitale Malwerkzeug zu erkunden.

Die Kinder einigen sich schnell, mit wem sie malen wollen und malen dann ungefähr 15 Minuten zusammen sehr konzentriert.

 

Arbeiten mit der App

Die Kinder wechseln sich ab und malen nacheinander ihre medialen Favoriten. Sie kommen ohne viele Erklärungen mit der App zurecht, denn die Malwerkzeuge und die Farbauswahl sind gut zu erkennen. Nur als einige Kinder andere als die sofort erkennbaren Farben nutzen möchten, benötigen sie Unterstützung, um diese zu finden. Dann aber kommen sie ohne weitere Unterstützung mit dem Farbwechsel zurecht.

Nachdem alle Kinder mindestens ein Bild gemalt haben, setzen wir uns wieder zusammen. Nun werden die Bilder nacheinander gezeigt und die anderen raten, um wen es sich handelt. Die Kinder erkennen die meisten Medienfiguren sehr schnell. Die Erzieherinnen fragen jeweils nochmal nach, wer die Figur eigentlich ist, was sie erlebt und warum das Kind sie gerne mag. Bis auf einige wenige sehr schüchterne Kinder nutzen die meisten die Gelegenheit und erzählen begeistert.

 

Abschluss und weitere Planung

Nachdem alle Bilder gemeinsam angesehen wurden und viel Raum für Gespräche vorhanden war, beenden wir die Aktion mit der Frage, wie es den Kindern gefallen hat. Allen hat es sehr gut gefallen und einige antworten, dass sie gar nicht wussten, dass man auf dem Tablet auch malen kann. Wir fragen sie, ob sie Lust hätten, den Eltern ihre Bilder zu zeigen und diese auch mal raten zu lassen. Von der Idee sind alle begeistert und so verabreden wir, dass wir bald die Eltern zu einem Eltern-Kind-Nachmittag einladen wollen.

 

Auswertung

Die Notizen-App ist sehr einfach und übersichtlich aufgebaut, Die Maloberfläche erschließt sich den Kindern sofort, da sie lediglich über 3 verschiedene Malwerkzeuge, Lineal und Radierer sowie eine Farbauswahl verfügt. Die App eignet sich sehr gut, um Kindern zu vermitteln, dass das Tablet mehr zu bieten hat als Filme und Spiele. Sie lernen so Medien auch als kreatives Werkzeug kennen. Die App ist ein guter Einstieg in das digitale Malen, daran können sich dann weitere kreative digitale Gestaltungsangebote anschließen und auch komplexere Mal-Apps zum Einsatz kommen (Tipps auf www.datenbank-apps-fuer-kinder.de[3]).

Das Malangebot wurde von den Kindern begeistert angenommen. Figuren aus dem Kindermedienrepertoire bieten vielfältige Sprachanlässe und Kinder erzählen gerne über ihre Medienerlebnisse, über Vorlieben und Abneigungen. Dabei werden Reflexionsprozesse angestoßen und den Kindern Verarbeitungshilfen eröffnet. Die Erzählungen zeigten den Erzieherinnen, dass nicht alle Kinder zuhause bei der Mediennutzung begleitet werden. Vielmehr war zu beobachten, dass in einigen Familien anscheinend Medien als Babysitter eingesetzt werden und von den Kindern auch nicht altersgerechte Inhalte konsumiert werden.

Deshalb sind die Erzieherinnen sehr angetan von dem Vorschlag, eine medienpädagogische Elterninformationsveranstaltung anzubieten. Da die Eltern dieser Einrichtung solche Angebote eher nicht so zahlreich besuchen, entscheiden wir, sie in Form einer Eltern-Kind-Veranstaltung auszurichten. Die Kinder präsentieren den Eltern ihre gemalten Medienlieblinge und die Eltern sollen raten, worum es sich jeweils handelt. Auch Fotorätsel und ein kurzer Trickfilm, den die Kinder mit den Erzieherinnen gemacht haben, werden den Eltern vorgestellt. Dann gehen die Kinder noch für eine Stunde nach draußen zum Spielen und eine Medienpädagogin des Blickwechsel greift die Medienvorlieben der Kinder auf und kommt mit den Eltern über kindliche Wahrnehmung und die Wirkung von Medieninhalten ins Gespräch, thematisiert die Bedeutung der elterlichen Vorbildfunktion und vermittelt Tipps zur familiären Medienerziehung (siehe dazu auch www.blickwechsel.org/medienpaedagogik/praxis-methoden/355-zusammenarbeit-mit-eltern[4]).

 

Bericht und Fotos: Susanne Roboom im Auftrag des DJI e. V.