Projekt "Apps für Kinder" - Praxisbericht "StoryVisualizer"
App-Kurzbeschreibung

Die StoryVisualizer-App ermöglicht Kindern, Comicstrips zu gestalten, um Geschichten zu erzählen, Erlebnisse aufzuzeichnen und sich mit Themen auseinanderzusetzen, die sie interessieren. Dafür können sie bereits vorhandene Layouts (z.B. Märchen, Weltraum, etc.) verwenden, die an unterschiedliche Genres angelehnt sind, oder eigene erstellen. Ihre Erzählungen oder Berichte können sie mit Fotos illustrieren. Außerdem können Textfelder, Sprech- und Gedankenblasen oder Clip-Arts mit Zeichen, Symbolen und Interjektionen bzw. Lautimitationen (z.B. "Bang!", "Woooosh!") eingefügt werden. Das fertige Produkt kann schließlich als PDF gespeichert und ausgedruckt oder auch als E-Mail versendet werden.
Ausführlichere Informationen zur App finden Sie hier: www.datenbank-apps-fuer-kinder.de
Rahmenbedingungen
Gruppengröße: 15 Kinder
Alter: 8 - 10 Jahre
Dauer: 1 Stunde pro Woche für ein Schulhalbjahr im Rahmen der AG Geschichten-Werkstatt
Material: 6 iPads mit der App StoryVisualizer (iOS) und 6 StoryStarter-Sets („Lego-Baukasten“ aus dem Medienzentrum des Landkreises Göttingen)
Idee: Kreatives Geschichtenschreiben
Die App wurde 2018 in einer Grundschule in Norddeutschland im Rahmen der AG Geschichtenwerkstatt mit 15 Kindern im Alter von 8 bis 10 Jahren getestet.
Vorbereitung
Die Grundschule bietet im Rahmen der Ganztagsbetreuung unterschiedliche AGs an, für die sich die Kinder je nach Interesse entscheiden können. Eine dieser AGs ist die Geschichtenwerkstatt, die Kinder zum kreativen Schreiben anregen soll. Für die Aktion steht ein etwa 25 qm großer Klassenraum zur Verfügung, in dem die Gruppe ungestört arbeiten kann.
Im Vorfeld wurden 6 Lego StoryStarter-Sets aus dem Medienzentrum des Landkreises ausgeliehen. Die Spielzeugwelten sollen den Einstieg in das Erzählen erleichtern. Beim Erkunden der Legoboxen und beim Zusammenbauen entstehen bereits erste Ideen für Geschichten.
Mögliche Reihenfolge des Vorgehens:
Einführung in das Thema: Welche Geschichten kennt ihr? Was macht eine Geschichte aus? Was ist ein Comic? Welche sind die wesentlichen Eigenschaften eines Comics?
Bildsprache in Comics und Einführung in die unterschiedlichen Kameraeinstellungen: Totale, Halbtotale, nah, Detail ... Was sagen die einzelnen Einstellungen aus und wann werden sie verwendet?
Einführung in die App "StoryVisualizer" und ihre Funktionen: Layout-Möglichkeiten, Fotos einfügen, Hintergründe bzw. Genres, Radiergummi zum Freistellen von einzelnen Motiven, Textfelder und Interjektionen bzw. Lautmalereien.
Aufteilung der Kinder in Zweier- bzw. Dreierteams.
Kleine Übung: eine Kurzgeschichte in drei Bildern erzählen.
Schreiben einer Geschichte, die den Umfang von einer Seite nicht übersteigt. Am Ende lesen sich alle Kinder ihre Geschichten vor.
Je nach Bedarf werden noch Änderungen an der Geschichte vorgenommen und die ersten Szenen mit den Legosteinen gebaut. Figuren und Gebautes werden mit Hilfe der App fotografiert und bearbeitet.
Der zuvor geschriebene Text dient den Kindern als Grundlage für die digitale Umsetzung, z.B. beim Einfügen von Textfeldern und Dialogen in die einzelnen Bildfelder.
Die ersten Ergebnisse werden mit Hilfe eines Beamers angeschaut. Nun können die Kinder selbstständig entscheiden, ob sie noch Änderungen oder Ergänzungen an ihrer Geschichte vornehmen.
Nicht vergessen:
Eltern über das Projekt informieren und Einverständniserklärungen unterschreiben lassen.
Ist die App korrekt installiert? Sicherheitshalber einen Probedurchlauf machen
Haben wir den Offline-Modus eingestellt?
Ist der Akku geladen?
Start: Ideenfindung und Planung
Nach der ersten Einführung in das Thema und die Technik überlegen die Kinder, was eine gute Geschichte ausmacht und welche Gestaltungsmittel dazugehören. Die Einführung in die unterschiedlichen Kameraeinstellungen hilft ihnen, die Bildsprache und ihre Wirkung zu verstehen. So ist es zum Beispiel sinnvoll, mit einer Totale zu starten, um den Leser*innen eine Orientierung zu ermöglichen. Die Großaufnahme eignet sich dagegen besser, um Emotionen zu zeigen oder bestimmte Aussagen zu betonen. Ein Wechsel der Einstellungen bringt zudem Dynamik in die Geschichte und macht sie interessanter.
Während des Erkundens der Story-Starter-Boxen und der ersten Fotoaufnahmen entstehen schon einzelne Ideen für die Geschichten. Die Figuren und Bauten sowie die Hintergründe bzw. Genres innerhalb der App regen die Fantasie an und lassen Ideen sprießen. Anschließend geht es darum, diese im Team zu strukturieren und zu überlegen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt.
Kreativ-Phase: Erste Geschichten entstehen
In Zweier- bzw. Dreierteams feilen die Kinder an ihren Geschichten. Aus den ersten Gedankenbruchstücken werden Handlungsabfolgen. Unterschiedliche Verläufe werden diskutiert: Was soll am Ende passieren? Gibt es ein „Happy End“ oder bleibt das Ende offen? In dieser Phase werden unterschiedliche Meinungen ausgetauscht, um sich dann letztendlich für eine Version zu entscheiden, mit der alle einverstanden sind. Durch das gegenseitige Vorlesen am Ende der Stunde können weitere Perspektiven einbezogen werden und die Lehrkraft kann an der einen oder anderen Stelle etwas Unterstützung im Hinblick auf eine schlüssige Handlungsabfolge anbieten: Wo spielt eure Geschichte? Warum wird die Figur entführt? Der Austausch regt zur Reflexion an und einige der Kinder feilen in der nächsten Stunde weiter an ihrer Geschichte. Der Großteil der Schüler*innen kann aber schon mit der Gestaltung beginnen.
Die Arbeitsschritte innerhalb der App:
Auswählen des Raster-Layouts.
Auswählen des Hintergrundes bzw. des Fotos aus der Galerie für die einzelnen Felder.
Die bereits fotografierten Bauten und Szenen wurden vorher gespeichert und können nun in die gewünschten Felder eingesetzt werden.
Falls neue Figuren oder Gegenstände eingefügt werden sollen, können die Kinder auch direkt aus der App heraus fotografieren.
Mit Hilfe der Radierfunktion können einzelne Figuren, Bauten oder andere Gegenstände für die Szenerie freigestellt und in ihrer Größe angepasst werden.
Nachdem alle Bilder eingefügt wurden, schreiben die Kinder ihre Texte zu den jeweiligen Bildszenen. Das können Kommentare oder auch Dialoge in Form von Sprechblasen sein. Interjektionen und Lautimitationen verleihen der Geschichte den gewünschten Ausdruck.
Abschluss
In der Abschlussrunde des ersten Tages zeigen sich die Kinder sehr motiviert und freuen sich bereits auf die kommende Woche. Ein Junge verlässt den Raum mit der Aussage: „Das war cooler als cool! Toll, dass wir mit der App kreativ etwas machen können und unsere eigene Geschichte erzählen.“
Auch in den folgenden Wochen arbeiten die Schüler*innen motiviert und konzentriert an ihren Geschichten. Hier und da benötigen sie etwas Unterstützung von der Lehrkraft, um sich nicht mit ihren Gestaltungswünschen zu verzetteln. Und es wird auch deutlich: Kinder, die gerne lesen, haben es bei der Umsetzung etwas leichter.
Die AG wird von den meisten Kindern als positives Erlebnis wahrgenommen und auf das Endprodukt sind sie alle sehr stolz. Das wird auch noch einmal deutlich, als die Kinder voller Freude ihre auf DIN A3 ausgedruckten Geschichten in der Vitrine der Pausenhalle betrachten und ihren Mitschüler*innen präsentieren. Eine Präsentation auf einem Eltern-Kind-Nachmittag, bei dem die Kinder das Projekt und die Ergebnisse vorstellen, ist auch geplant.
Fotodokumentation













Bericht und Fotos: Claudia Raabe im Auftrag des DJI e. V.