App-Kurzbeschreibung

Mit der App „Puppet Pals HD Director´s Pass“ können bereits Kindergartenkinder kleine Filme nach dem Legetrick-Prinzip erstellen. Dazu werden Figuren (actors) auf einem Hintergrund (backdrop) wie auf einer digitalen Puppenbühne bewegt. Die Audiofunktion ermöglicht das zeitgleiche Aufnehmen von Sprache, Gesang oder Tönen. Das Gesamtergebnis kann abgespeichert und als Film wiedergegeben und exportiert werden. In der hier getesteten Version (Director´s Pass) können, anders als in der kostenfreien, auch selbst aufgenommene Fotos, zusätzlich zu den vorhandenen Figuren und Hintergründen, als „backdrops“ und „actors“ für den Film verwendet werden.

Die App ist sehr einfach und übersichtlich aufgebaut und kann von Kindern bereits nach kurzer Einführung selbstständig bedient werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig: Neben frei erfundenen Geschichten können z. B. auch Erklärfilme erstellt oder bestehende Geschichten oder Lieder kreativ inszeniert werden. Die App eignet sich auch, um Themen einführend, wiederholend oder vertiefend zu bearbeiten. Sie ist ansprechend gestaltet und animiert die Kinder zur aktiven Mitwirkung. Das Ergebnis kann direkt im Anschluss angesehen werden, sodass die Kinder sofort ein Erfolgserlebnis haben.

Die iOS App „Puppet Pals HD Director´s Pass“ ist kostenpflichtig und offline nutzbar. Anders als bei der kostenlosen Variante werden in der hier genutzten Vollversion keine In-App-Käufe angeboten.

 Die Arbeitsschritte innerhalb der App:

  • einen oder mehrere „actors“ wählen

  • einen oder mehrere „backdrops“ wählen

  • Aufnahmeknopf drücken

  • „actors“ bewegen

  • ggf. Hintergründe wechseln

     

Rahmenbedingungen

Gruppengröße: 5 Kinder

Alter: 5 und 6 Jahre

Dauer: 45 Minuten

Material: ein Tablet mit der App Puppet Pals HD Director's Pass (iOS)

Idee: ein bekanntes Kinderlied kreativ inszenieren

Die App wurde im November 2016 in einer Kita in Bremen in zwei Kleingruppen zu je fünf Kindern aus fünf verschiedenen Nationen im Alter von 5 und 6 Jahren getestet.

 

Zur Kita

In der Kita werden 130 Kinder im Alter von 1,5 bis 6 Jahren betreut und gefördert. 86 Prozent von ihnen stammen aus Familien mit Migrationshintergrund. Insgesamt treffen dort 16 verschiedene Nationen aufeinander. Darüber hinaus stammt ein Großteil der zu betreuenden Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern und Großfamilien.

 

Vorbereitung

Für die Aktion hat sich das Team für die Inszenierung eines einfachen Lieds entschieden, das den Kindern bekannt ist und obendrein Begriffe wie oben, unten, schnell, langsam, hell und dunkel thematisiert. Da die Kinder aus verschiedenen Herkunftsländern stammen, gehört die alltagsintegrierte Sprachförderung zu den großen Herausforderungen und wichtigen Aufgaben des Teams.
Eine Erzieherin wurde im Vorfeld fotografiert und in der App als „actor“ angelegt, um mit ihr als Darstellerin den Kindern die Funktionen der App zu erläutern.

Für die Aktion steht ein etwa 20 qm großer Bewegungsraum zur Verfügung, in dem die Gruppe ungestört arbeiten kann.

Vor Beginn überprüfen:

  • App korrekt installiert? Einen Probedurchlauf machen.

  • Akku geladen?

     

Start: Einführung in die App

Die Erzieherin setzt sich mit den Kindern einer Kleingruppe zusammen, hält das Tablet hoch und fragt, wer denn wisse, was sie hier in der Hand halte. Alle Kinder kennen Tablets und viele haben in der Familie schon eines genutzt. Bei der Frage, wer wisse, was ein Puppentheater sei, zögern einige Kinder. Die Erzieherin erinnert sie daran, dass sie einmal einen gemeinsamen Ausflug ins Puppentheater gemacht haben.

Anschließend erläutert sie das Vorhaben: Das bekannte Lied soll mit Figuren wie auf einer Puppenbühne gespielt werden. Alle legen sich zusammen um das Tablet herum auf den Boden und erstellen unter Anleitung der Erzieherin ein erstes kurzes Filmchen, bei dem die Erzieherin als „actor“ auf dem gemeinsam ausgewählten Hintergrund, passend zum Liedtext , bewegt wird. Die Erzieherin erklärt jeweils, wo als nächstes gedrückt oder wie die Figur bewegt werden kann und die Kinder machen dabei bereits alles selbst.

Innerhalb weniger Minuten ist so der erste Film fertig und wird unter großem Gelächter angesehen. Dieses einfache Beispiel dient als Verständnishilfe und Einstieg, um nun gemeinsam das Lied mit den Kindern als „actors“ in Szene zu setzen. Steht etwas mehr Zeit zur Verfügung, ist die Gruppe sehr kreativ und konzentrationsstark oder sind die Kinder bereits älter, kann natürlich auch spontan gemeinsam ein Lied ausgewählt und/oder umgedichtet werden.

 

Kreativ-Phase: Eigene Versuche mit der App

Nun können die Kinder sich selbst fotografieren und zu „actors“ werden. Natürlich werden nur die Kinder fotografiert, die damit einverstanden sind, denn das Thema „Recht am eigenen Bild“ wurde in der Gruppe bereits besprochen. Die Kinder nehmen aus der App heraus gegenseitig Fotos von sich auf. Diese werden direkt nach der Aufnahme „ausgeschnitten“, d.h. das Kind, das das Foto aufgenommen hat, fährt auf dem Display mit dem Finger um die Umrisse des fotografierten Kindes herum und stellt es so vom Hintergrund frei. Das Ausschneiden ist einfach und alle Kinder verstehen es sofort.

Nach der Foto-Session legen sich alle Kinder wieder auf den Boden um das Tablet herum. Die Erzieherin fragt, wer beginnen möchte. Es können auch mehrere Kinder gleichzeitig die Puppenbühne bedienen.

Sind die Zuständigkeiten bzw. die Reihenfolge geklärt, kann es losgehen: Ein Kind tippt den Aufnahmeknopf an und alle singen gemeinsam das Lied. Dabei wird das Foto eines Kindes als „actor“ vor dem Hintergrund bewegt, indem es mit dem Finger über den Bildschirm geschoben wird. Am Ende wird nochmals der Aufnahmeknopf gedrückt, um die Aufnahme zu beenden. Dann kann der Film sofort gemeinsam angesehen werden.

 

Abschluss

In einer Abschlussrunde werden die Kinder gefragt, wie ihnen die Aktion insgesamt gefallen habe und welcher Aspekt ihnen dabei die größte Freude bereitet habe. Sie sollen auch noch einmal erklären, wie der Film entstanden sei. Die Beschreibung der Vorgehensweise macht den Kindern die Arbeitsschritte bewusst und regt sie dazu an, sich noch einmal mit dem durch die Aktion Gelernten zu befassen.

 

Auswertung

Obwohl in dieser Gruppe einige Kinder massive Konzentrationsschwierigkeiten haben, ließen sie sich von der App begeistern und konnten in die Aktion integriert werden. Durch die Verwendung eines bekannten Lieds war nur der Umgang mit der App neu. Da die Bedienung sehr einfach ist, hatten alle Kinder schnell Erfolgserlebnisse und waren motiviert, dran zu bleiben und weiter mitzumachen. Das Bewegen der Figur mit einem Finger stellte keinerlei Schwierigkeit dar und auch das Drehen von Figuren, für das zwei Finger gleichzeitig notwendig sind, konnten die Kinder sehr schnell umsetzen. Beim Ausschneiden haben die Gruppenmitglieder gegenseitig darauf geachtet, dass exakt gearbeitet wird, damit nicht möglicherweise versehentlich Hände, Füße oder Kopf nicht komplett zu sehen sind. Ist man mit einem Versuch nicht zufrieden, kann das Bild noch einmal neu freigestellt werden, ohne dass ein neues Foto aufgenommen werden muss.

Innerhalb von 45 Minuten konnten auf diese Weise mehrere Durchläufe mit verschiedenen „actors“ und „backdrops“ aufgenommen werden, sodass alle Kinder sich selbst auf dem Display sehen und bewegen konnten. Die App eignet sich gut, um kreativ und kooperativ ein Gemeinschaftsprojekt zu gestalten. Die Kinder sprechen sich ab, agieren miteinander und freuen sich zusammen an den Ergebnissen.

Die szenische Gestaltung des Lieds erforderte von den Kindern, neben Fantasie und Kreativität, ein gründliches Erfassen und Verstehen des Inhalts und das Umsetzen des Gehörten in Aktion und ist somit auch in Hinblick auf die Sprachförderung relevant. Darüber hinaus sind Absprachen zwischen den Kindern notwendig, um Reihenfolgen auszuhandeln und sich über Zuständigkeiten zu einigen. Medienarbeit ist Teamarbeit und stärkt soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeiten sowie technisches Verständnis und regt die Auseinandersetzung mit medialen Inszenierungen an.

Bericht und Fotos: Susanne Roboom, i.A. des Deutschen Jugendinstituts e.V.