Seit 1999 haben sich in der Bundesrepublik Angebote zur anonymen Kindesabgabe etabliert. Durch Babyklappen sowie der Möglichkeit der anonymen Geburt oder anonymen Übergabe sollen schwanger Frauen unterstützt werden, die aus einer Notlage heraus in Gefahr sind, ihr Kind ohne medizinische Begleitung zur Welt zu bringen oder es mit Risiko für das Leben des Kindes auszusetzen.

Bislang lagen keine gesicherten Erkenntnisse über die Anzahl der anonymen Angebote, deren Inanspruchnahme sowie die Abläufe in der Praxis vor. Im Rahmen des Projektes wurden grundlegende Informationen zur Häufigkeit, der gängigen Praxis der Betreibung von Babyklappen, der Durchführung anonymer Geburten und anonymen Übergaben sowie den Erfahrungen aus Sicht der Jugendämter, der Träger und der Nutzerinnen erfasst.

Seit mehr als zehn Jahren hatten sich deutschlandweit sogenannte Babyklappen etabliert. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit das Angebot einer anonymen Geburt in Anspruch zu nehmen. Durch diese Maßnahmen sollte schwangeren Frauen, die aus einer - zumindest subjektiv so empfundenen - Notlage heraus in Gefahr sind, ihr Kind ohne medizinische Begleitung zur Welt zu bringen und es mit Risiko für das Leben des Kindes irgendwo auszusetzen, Unterstützung angeboten werden. Fürsprecher argumentierten, dass aufgrund dieser Angebote die Tötung von Neugeborenen (Neonatizid) verhindert werden könne. Bisher lagen für die Bundesrepublik jedoch keine verlässlichen Untersuchungen vor, die diese Thesen bestätigten. Andererseits stellte sich die Frage, ob Frauen, die einen Neonatizid begangen hatten, von einem derartigen Angebot hätten erreicht werden können.

Im Rahmen des Projektes wurden grundlegende Informationen zur Häufigkeit, der gängigen Praxis der Betreibung von Babyklappen, der Durchführung anonymer Geburten sowie den Erfahrungen aus Sicht der Jugendämter, der Betreiber und der Nutzerinnen erfasst.
Die Studie sollte Erkenntnisse darüber liefern, mit welchen Beratungsangeboten bestimmte Schwangeren-Zielgruppen in für sie konfliktträchtigen und prekären Situationen sowie den schwierigen Entscheidungsprozessen rund um Schwangerschaft und Geburt besser präventiv unterstützt werden können.

Das Forschungsprojekt war modular aufgebaut.
Im Modul 1 erfolgte durch eine Fragebogenerhebung bei allen deutschen Jugendämtern eine erste Bestandsaufnahme. Hierbei wurden die aktuellen Fallzahlen und die Art der Kooperation zwischen Jugendämtern und Anbietern erfasst. In einer zweiten Fragebogenaktion wurden die Betreiber von Babyklappen und Anbieter anonymer Geburt zu der gängigen Praxis befragt. Zusätzlich fanden in diesem Modul Gruppendiskussionen, Einzelinterviews und Workshops u.a. mit MitarbeiterInnen des Jugendamtes, Anbietern anonymer Geburten und Babyklappen, ÄrztInnen, JuristInnen und SozialwissenschaftlerInnen statt.
Im Modul 2 wurde die psychosoziale Situation der betroffenen Frauen, die Angebote anonymer Geburt oder eine Babyklappe in Anspruch genommen hatten, durch qualitative Interviews erfasst. Daneben wurde dieses zweite Modul durch Workshops und Diskussionen mit ExpertInnen begleitet.

Die Hauptphase der quantitativen Datenerhebung erfolgte in der ersten Hälfte des Jahres 2010. Begleitend dazu wurde die qualitative Interviewphase mit Personen der Jugendhilfe und den Betreibern von Babyklappen gestartet. Des Weiteren wurden ab Ende des Jahres 2010 bis Mitte 2011 die qualitativen Einzelinterviews mit den betroffenen Frauen durchgeführt. Erste Ergebnisse aus den quantitativen Befragungen lagen im Herbst 2010 vor, die Datenauswertung der qualitativen Erhebungen wurde Mitte 2011 abgeschlossen. Gegen Projektende fand ein interner Abschlussworkshop mit dem Wissenschaftlichen Beirat und dem Trägerforum statt, auf dem die Ergebnisse präsentiert und abschließend diskutiert wurden.

Eine Zusammenfassung [2]der Ergebnisse der Studie und die Langfassung des Abschlussberichts[3] stehen als Download zur Verfügung. Die Druckfassung des Abschlussberichts kann per E-Mail bei s.burger@dji.de angefordert werden.

Im Abschlussbericht der Studie wird erläutert, dass die Träger/Betreiber der Angebote anonymer Kindesabgabe für ein Fünftel der Kinder keine Angaben über deren dauerhaften Verbleib machen konnten oder wollten. In der Vergangenheit haben einige Medienorgane aus dieser Aussage geschlossen, dass 211 Kinder „verschwunden“ seien. Der Bericht trifft keine Aussage zu "verschwundenen" Kindern.

Kontakt

+49 89 62306-255
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München

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