Auf einen Blick

 

Die Lebensphase Jugend befindet sich seit Mitte des letzten Jahrhunderts in einem Umbruch. Während der Beginn der Jugendphase in der einschlägigen Literatur übereinstimmend mit dem Einsetzen der Pubertät mit ca. 12 Jahren datiert wird, hat sich das Ende der Jugendphase bis ins dritte Lebensjahrzehnt nach hinten verschoben und ist nicht mehr eindeutig bestimmbar. Die Ausgestaltung dieser erweiterten Jugendphase wird ganz wesentlich davon mitbestimmt, welchen Bildungsweg junge Menschen einschlagen, welchem Geschlecht sie zugehören und ob sie in den alten bzw. neuen Bundesländern leben. Bei höher qualifizierten jungen Menschen ist die Ausdehnung der Jugendphase besonders ausgeprägt. Junge Frauen und Männer zeigen zwar heute gleichermaßen ein starkes Streben nach hohen schulischen und beruflichen Qualifikationen, allerdings bleibt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiterhin ein für junge Frauen wichtigeres Lebensthema als für junge Männer (vgl. Gille 2008). Angesichts unsicherer beruflicher Perspektiven oder auch prekärer Beschäftigung und der damit häufig zusammenhängenden Mobilität werden viele Partnerschaften in Living-Apart-Together-Beziehungen gelebt. Die Gründung einer eigenen Familie verschiebt sich für viele junge Frauen und Männer an das Ende des dritten Lebensjahrzehnts oder sogar bis in das vierte Lebensjahrzehnt hinein (vgl. Statistisches Bundesamt 2012).

Die Ablösung vom Elternhaus ist ein wichtiger Faktor für den Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen. Diese Entwicklungsaufgabe gilt als eine zentrale Voraussetzung für den Weg in die Selbstständigkeit. Hurrelmann (2007) benennt für die Ablösung vom Elternhaus fünf Ebenen: Auf der psychischen Ebene orientieren sich die Jugendlichen in ihren Einstellungen und Handlungen verstärkt an Gleichaltrigen (peers) statt an den Eltern. Auf der emotionalen und sexuellen Ebene findet die Ablösung durch das Eingehen eigener Partnerschaften statt. Auf der kulturellen Ebene entwickeln  Jugendliche ihren eigenen Lebensstil. Eine Ablösung auf der räumlichen Ebene bedeutet, dass die Jugendlichen das Elternhaus verlassen. Die Beendigung der finanziellen Abhängigkeit kennzeichnet die Loslösung auf der materiellen Ebene.

Mit Hilfe von Daten des im Jahr 2009 erhobenen DJI-Surveys AID:A Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten und weiteren Daten werden die Verselbstständigungsprozesse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 13 bis 32 Jahren untersucht. Dabei wird der Fokus auf die persönlichen Beziehungen wie Freundschaften, Partnerschaften und das Eingehen eigenständiger Lebensformen gelegt, wobei insbesondere die Prozesse der Verselbstständigung von jungen Frauen und jungen Männern unter Berücksichtigung ihrer Bildungsressourcen und ihrer beruflichen Etablierung verglichen werden. Auch der Bedeutungswandel der Herkunftsfamilie im Prozess des Erwachsenwerdens wird für junge Frauen und Männer vergleichend dargestellt. Neben der Berücksichtigung objektiver Indikatoren finden auch subjektive Indikatoren, die die Prozesse der zunehmenden Verantwortungsübernahme widerspiegeln, Verwendung. Ein Fazit der Untersuchungen ist: Junge Frauen ziehen früher von zuhause aus, gehen früher feste Partnerschaften ein und bleiben emotional der Herkunftsfamilie stärker verbunden.

Auf weitere wichtige Statusetappen für den Übergang von der Jugend in die Erwachsenenphase wie der Eintritt in das Berufsleben, der Erwerb von Medienkompetenz, die Entwicklung kultureller Orientierungen, die gesellschaftliche und politische Beteiligung sei hier nur verwiesen.

Die Auswertungen sind wie folgt gegliedert:

1. Töchter und Söhne im Elternhaus: Geschlechtsspezifische Wege in die Selbstständigkeit

2. Private soziale Netzwerke von 13- bis 32-Jährigen aus der Genderperspektive

3. Eigenständige Wohn- und Lebensformen: höhere Bedeutung für junge Frauen

4. Bedeutung der Herkunftsfamilie nach dem Auszug: Mütter wichtiger als Väter

5. Zusammenfassung der Ergebnisse

 

1. Töchter und Söhne im Elternhaus: Geschlechtsspezifische Wege in die Selbstständigkeit

Im DJI-Survey AID:A wurden verschiedene Aspekte der Verselbstständigung bei 13- bis 17-Jährigen erfasst. Dazu wurde zum einen nach der Beziehung der Mädchen und Jungen zu ihren Eltern, zum anderen nach verschiedenen Aktivitäten, die die Jugendlichen ohne ihre Eltern ausgeübt haben, sowie nach der Übernahme von Hausarbeitstätigkeiten im elterlichen Haushalt gefragt. Und schließlich wurde die Ausübung von Schülerjobs erhoben. Zudem wird der Frage nachgegangen, ob sich hierbei geschlechtsspezifische Muster von Wegen in die Selbstständigkeit zeigen.

Der Vater und noch mehr die Mutter sind wichtige Bezugspersonen für Mädchen und Jungen
Eltern haben für Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren eine hohe Bedeutung, weil sie sich mit ihnen über unmittelbar Erlebtes und alltägliche Sorgen austauschen können. Die Mutter ist dabei als Ansprechpartnerin deutlich wichtiger als der Vater (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: Beziehung zu Mutter und Vater bei den 13- bis 17-Jährigen* (in %)

*Frage: Ich lese Dir jetzt einige Sätze zu Deiner Mutter/Deinem Vater vor! Antwortskala: sehr oft, oft, selten, nie. Hier sind die Anteilswerte für die Kategorien "sehr oft" und "oft" zusammengefasst dargestellt.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (gewichtet), 13- bis 17-Jährige, N=2.829.

Hinsichtlich der Mitsprachemöglichkeiten bei elterlichen Entscheidungen sehen die 13- bis 17-Jährigen keine großen Unterschiede zwischen Mutter und Vater. Die Mädchen und Jungen berichten hier von einem gleichermaßen großen Einflusspotenzial. Dies entspricht auch dem in der Jugendforschung immer wieder berichteten positiven Verhältnis zwischen Jugendlichen und ihren Eltern (vgl. Leven/Quenzel/Hurrelmann 2010). In Ausbildungs- und Berufsfragen wird die Mutter von den 13- bis 17-Jährigen etwas häufiger kontaktiert. Hier zeigt sich auch mit zunehmendem Alter ein höherer Gesprächsbedarf. Ebenso nehmen mit dem Lebensalter Gespräche mit den Eltern über politische und soziale Fragen zu. Allerdings spielt hierbei der Vater für Mädchen und Jungen eine etwas größere Rolle. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Mutter eine stärkere Bedeutung für die emotionalen Belange der Kinder hat. Der Vater wird stärker für Diskussionen im Hinblick auf soziale und politische Themen herangezogen.  In diesem Muster spiegelt sich zum Teil ein Rollenmodell von Mutter und Vater wider, das die Mutter stärker auf den familialen Binnenraum und den Vater stärker auf den öffentlichen und politischen Raum verweist. Die häufigeren Gespräche mit der Mutter über Ausbildungs- und Berufsfragen sprechen aber auch für die hohe Bedeutung der Mutter für die Planung biographischer Schritte zur sozialen und beruflichen Etablierung und damit der Verortung der jungen Menschen im öffentlichen Raum.

Die Wahrnehmung der Mutter-Kind- und Vater-Kind-Beziehungen wird kaum dadurch bestimmt, ob das Kind ein Mädchen oder Junge ist (vgl. Tabelle 1). Jungen sprechen etwas seltener mit ihrer Mutter über Dinge, die sie ärgern oder belasten und auch seltener über Ausbildungs- und Berufsfragen.

Tabelle 1: Beziehung zu Mutter und Vater nach Geschlecht bei den 13- bis 17-Jährigen* (in %)

*Frage: Ich lese Dir jetzt einige Sätze zu Deiner Mutter/Deinem Vater vor! Antwortskala: sehr oft, oft, selten nie. Hier sind die Anteilswerte für die Kategorien "sehr oft" und "oft" zusammengefasst dargestellt.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (gewichtet), 13- bis 17-Jährige, N=2.829.


Erste Aktivitäten ohne Eltern
Abends Weggehen sei es in einen Jugendtreff, eine Kneipe oder andere öffentliche Räume spielt für junge Menschen eine große Rolle. Sie können sich dann ungestört, d.h. ohne Eltern und Erwachsene mit ihren Freunden und Freundinnen treffen. Fast alle Mädchen und Jungen haben dies schon getan bis auf Ausnahme der 13- und 14-Jährigen, die zum Teil noch nicht über diese Erfahrung verfügen (vgl. Tabelle 2).

Tabelle 2: Aktivitäten ohne Eltern ausgeübt* nach Altersjahrgängen und Geschlecht (in %)

*Frage: Was von den folgenden Dingen hast Du schon mal ohne Deine Eltern gemacht? Antwortkategorien: Ja / Nein. Dargestellt sind die Anteile der Befragten, die mit "Ja" geantwortet haben.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (ungewichtet),  13- bis 17-Jährige, N=2.829.

Für die stärkere Zurückhaltung der beiden jüngsten hier betrachteten Altersjahrgänge können die noch nicht so stark ausgeprägten Ausgehwünsche der Jugendlichen selbst verantwortlich sein, aber sicher auch die noch stärker bestehenden elterlichen Verbote. Der Kinobesuch ist für alle Mädchen und Jungen in der Altersspanne von 13 bis 17 Jahren selbstverständlich. Beim Arztbesuch zeigt sich dagegen ähnlich wie für das Weggehen noch eine deutliche Altersabhängigkeit. Da das Shoppen und Einkaufen bei Mädchen eine beliebtere Freizeittätigkeit ist als für Jungen, ist es nicht verwunderlich, dass auch Mädchen schon früher ohne ihre Eltern Kleidung für sich gekauft haben. Sie verfügen daher auch häufiger und eher über Erfahrungen, im Laden etwas umgetauscht zu haben. Eine große Mehrheit der 13- bis 17-Jährigen kocht bereits selbst, die Mädchen allerdings etwas häufiger als die Jungen. Alkohol nicht im Beisein der Eltern zu trinken, ist für die jüngeren Mädchen und Jungen nicht selbstverständlich.Hier zeigen sich sehr deutliche Effekte des Lebensalters: Während von den 13-Jährigen nur 15 Prozent über solche Erfahrungen berichten, sind es bei den 17-Jährigen bereits 92 Prozent. Möglicherweise ist Alkohol-Trinken für Jugendliche ein wichtiger Schritt zum Erwachsenwerden, der innerhalb dieser Altersspanne relevant wird. Über die Erfahrung, ohne die Eltern Urlaub zu machen, verfügen häufiger die älteren Jugendlichen und die Mädchen.

Zeigen sich für die vorgestellten Verselbstständigungsschritte geschlechtsspezifische Muster? Insgesamt findet man in dieser Hinsicht mehr Übereinstimmung zwischen Mädchen und Jungen als Unterschiede (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 2: Aktivitäten ohne Eltern ausgeübt bei 13- bis 17-Jährigen nach Geschlecht* (in %)

*Frage: Was von den folgenden Dingen hast Du schon mal ohne Deine Eltern gemacht? Antwortkategorien: Ja / Nein. Dargestellt sind die Anteile der Befragten, die mit "Ja" geantwortet haben.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (gewichtet), 13- bis 17-Jährige, N=2.829.

Die wenigen zu konstatierenden Geschlechterdifferenzen passen z.T. in die herkömmlichen Rollenklischees: Frauen gehen lieber Shoppen und sind stärker im Haushalt und in der Küche aktiv. Die stärkere Verselbstständigung der 13- bis 17-jährigen Mädchen gegenüber den gleichaltrigen Jungen im Hinblick auf die Erfahrung, auch ohne Eltern Urlaub gemacht zu haben, hängt möglicherweise damit zusammen, dass Mädchen generell stärker beziehungsorientiert und von daher auch aufgeschlossener sind, mit entfernteren Verwandten oder anderen Personen in Urlaub zu fahren.

Übernahme von Aufgaben im Haushalt
Die Übernahme von Hausarbeit im elterlichen Haushalt bedeutet für junge Menschen nicht nur lästige Pflicht, sondern ist auch ein weiterer Schritt in die Selbstständigkeit. Dabei ist innerhalb der hier untersuchten Altersspanne von 13 bis 17 Jahren nur noch sehr abgeschwächt eine altersabhängige Steigerung dieser Verantwortungsübernahme zu finden, wie sie noch in der Altersgruppe der jüngeren Kinder festzustellen ist. Die Übernahme von Haushaltspflichten, wie beispielsweise beim Abwasch zu helfen, ist für einen Großteil der 13- bis 17-Jährigen eine Selbstverständlichkeit und die häufigste Haushaltstätigkeit junger Menschen gefolgt vom Putzen, Kochen, Einkaufen, der Ausübung von Reparaturen und Wäsche waschen (vgl. Abbildung 3).

Abbildung 3: Übernahme von Aufgaben im Haushalt bei 13- bis 17-Jährigen nach Geschlecht* (in %)

*Frage: Wie oft übernimmst Du folgende Aufgaben im Haushalt? Antwortkategorien: Jeden Tag, 1- bis 2-mal pro Woche, seltener, nie. Dargestellt sind die Anteile der Befragten, die mindestens 1- bis 2-mal die Woche die Aufgabe im Haushalt übernommen haben.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (gewichtet), 13- bis 17-Jährige, N=2.829.

Die Mädchen werden in fast alle Haushaltstätigkeiten stärker eingebunden als die Jungen mit Ausnahme des Einkaufens, bei dem sich keine Geschlechterdifferenzen zeigen, und der handwerklichen Tätigkeiten, die eine männliche Domäne sind. Es zeigen sich somit deutliche geschlechtsspezifische Muster in der Ausübung von Haushaltstätigkeiten, die in das Bild herkömmlicher Rollenbilder passen.

Für den dritten Aspekt von Verselbstständigung, die Übernahme von Jobs neben der Schule, zeigt sich eine deutliche Altersabhängigkeit (vgl. Abbildung 4).

Abbildung 4: Anteil von Schülerinnen und Schülern im Alter von 13 bis 19 Jahren mit Schülerjobs (in %)

*Frage: Hast Du in den letzten 12 Monaten nebenbei gejobbt? Antwortkategorien: Ja / Nein. Dargestellt sind die Anteile der Befragten, die mit "Ja" geantwortet haben.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (ungewichtet), 13- bis 19-Jährige, N=3.123.

Mit zunehmendem Lebensalter wächst der Anteil der Jugendlichen, die sowohl in den Schulferien, als auch außerhalb der Schulferien gejobbt haben. Im Alter von 16 Jahren trifft das für rund jeden zweiten Jugendlichen zu. Insgesamt haben 19 Prozent der 13- bis 19-jährigen Schüler und Schülerinnen in den Schulferien Geld dazu verdient, 25 Prozent nur außerhalb der Schulferien und 56 Prozent auch während der Schulzeit. Die 17- und 18-jährigen Mädchen nehmen deutlich häufiger Schülerjobs wahr als die männliche Vergleichsgruppe.

2. Private soziale Netzwerke von 13- bis 32-Jährigen aus der Genderperspektive

Für die Verselbstständigung junger Menschen spielen ihre Freundschaftsbeziehungen eine große Rolle. Neben der Größe des Freundeskreises und dem Vorhandensein einer besten Freundin/eines besten Freundes ist die subjektive Bedeutung des sozialen Nahumfeldes einschließlich der Eltern, Geschwister, Großeltern und anderer Verwandter ein weiterer wichtiger Aspekt im Hinblick auf die soziale Einbettung junger Frauen und Männer. In AID:A wurde nach der Wichtigkeit zehn relevanter Bezugspersonen bzw. Bezugsgruppen wie Mutter, Vater, Schwester, Bruder, bester Freundin/bestem Freund, Großeltern, anderen Verwandten sowie dem Freundeskreis insgesamt gefragt. Wie verändert sich die Bedeutung der verschiedenen Personengruppen für die Jugendlichen innerhalb der Altersspanne von 13 bis 32 Jahren? Zeigen sich hier geschlechtsspezifische Muster?

Betrachtet man zunächst die Wichtigkeit der verschiedenen Personengruppen in einer Ex-Post-Rangreihe, so steht bei allen jungen Frauen und Männern sofern sie eine feste Beziehung haben die Partnerin bzw. der Partner an erster Stelle (vgl. Abbildungen 5a und 5b).

Abbildung 5a: Rangreihe der Wichtigkeit von Personen* nach Altersgruppen für junge Frauen


Abbildung 5b: Rangreihe der Wichtigkeit von Personen* nach Altersgruppen für junge Männer

*Frage: Wie wichtig sind gegenwärtig die folgenden Personen für Dich/für Sie? Skala von 1="überhaupt nicht wichtig" bis 6="sehr wichtig". Rangreihe dargestellt nach Mittelwerten.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (gewichtet), 13- bis 32-Jährige, N=10.729.

Nur bei den 13- bis 15-jährigen Jungen stehen noch die Partnerin an der zweiten und die Mutter an erster Stelle. Hierin kommt die etwas schwächere Partnerorientierung der jungen Männer zum Ausdruck. Die zweite Stelle nimmt in den Folgejahren wie auch bei den jungen Frauen die Mutter ein. Die Wichtigkeit der Mutter nimmt zwar mit dem Lebensalter ab, aber sie behält in der Rangreihe die zweite Position, wobei die jungen Frauen der Mutter eine noch höhere Wichtigkeit geben als die jungen Männer (vgl. Abbildung 6).

Abbildung 6: Wichtigkeit von Eltern, Partner/in und Freundeskreis nach Altersgruppen und Geschlecht* (Mittelwerte)

 

*Frage: Wie wichtig sind gegenwärtig die folgenden Personen für Dich/für Sie? Skala von 1="überhaupt nicht wichtig" bis 6="sehr wichtig". Dargestellt sind die Mittelwerte.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (gewichtet), 13- bis 32-Jährige, N=10.729.

An dritter Stelle der Rangreihe von wichtigen Personen folgt der gleichgeschlechtliche beste Freund bzw. die gleichgeschlechtliche beste Freundin (vgl. Abbildungen 5a und 5b). Eine Ausnahme bilden auch hier wieder die 13- bis 15-jährigen Jungen, die an dritter Stelle den Vater nennen und an vierter Stelle den besten Freund. Der gegengeschlechtliche beste Freund bzw. die gegengeschlechtliche beste Freundin finden sich auf den Positionen fünf bis sechs. Diese beiden Personengruppen verlieren mit dem Alter etwas an Bedeutung und werden von den jungen Frauen wiederum als bedeutungsvoller eingeschätzt als von den jungen Männern. 

Insgesamt haben die bestehenden Partnerschaften, die Herkunftsfamilie und der enge Freundeskreis für alle jungen Frauen und Männer einen sehr hohen Stellenwert. Es zeigen sich zwar für diese engen sozialen Beziehungen (bis auf Ausnahme der Partnerschaften) leichte Bedeutungsabnahmen mit zunehmendem Lebensalter, aber die Wertschätzung verbleibt immer noch auf einem hohen Niveau. Nur die Großeltern und der weitere Verwandtenkreis werden für die älteren Jugendlichen immer weniger wichtig. Generell zeigen die jungen Frauen eine stärkere Orientierung an Personen: Sie messen der Mutter, dem Partner, dem gleich- und gegengeschlechtlichen besten Freund bzw. der besten Freundin einen größeren Wert bei als die jungen Männer.
 

3. Eigenständige Wohn- und Lebensformen: höhere Bedeutung für junge Frauen

Die räumliche Ablösung vom Elternhaus und das Eingehen eigenständiger Wohn- und Lebensformen werden als ein Teilschritt im Ablösungsprozess gesehen. Dieser Übergang bedeutet sowohl für die jungen Erwachsenen selbst als auch für ihre Eltern eine grundlegende Veränderung (vgl. Papastefanou 1997). Wie die Daten des Mikrozensus 2010 zeigen (vgl. Abbildung 7), wohnen fast alle junge Menschen mit Beginn ihrer Volljährigkeit noch bei ihren Eltern.

Abbildung 7: Anteile der im Elternhaus lebenden jungen Erwachsenen nach Alter und Geschlecht (in %)

Quelle: Hammes 2011, S. 999 

Heutzutage leben junge Erwachsene insgesamt länger bei ihren Eltern als noch vor 30 Jahren. Während im Jahr 1980 etwa 21 Prozent der 25-Jährigen im elterlichen Haushalt lebten, sind es im Jahr 2010 etwa 30 Prozent (vgl. Hammes 2011, S. 999f.). Hinsichtlich des Zeitpunkts des Auszugs aus dem elterlichen Haushalt zeigen sich jedoch deutliche Geschlechterunterschiede: Junge Männer ziehen durchschnittlich später aus dem Elternhaus aus als junge Frauen.

Zudem wird das Auszugsverhalten junger Frauen und Männer durch ihren Ausbildungs- und Erwerbsstatus beeinflusst (vgl. Abbildung 8).

Abbildung 8: Wohnform junger Erwachsener nach Ausbildungs- und Erwerbsstatus (in %)

 

Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (gewichtet). 18- bis 32-Jährige; N = 7.711.

Vor allem junge Frauen und Männer, die noch keiner eigenständigen Erwerbstätigkeit nachgehen, wohnen zu einem großen Teil bei ihren Eltern. Hier sind insbesondere junge Erwachsene in Schule und Ausbildung zu nennen. Auch junge Erwachsene, die arbeitslos gemeldet sind oder einen Wehr-, Zivil- oder Freiwilligendienst absolvieren, wohnen häufig noch bei ihren Eltern. Für Studierende trifft dies nur noch auf gut die Hälfte zu. Umgekehrt leben junge Erwachsene häufiger außerhalb des elterlichen Haushalts, wenn sie einer Erwerbstätigkeit nachgehen und somit finanziell unabhängiger von ihrer Herkunftsfamilie sind. Voraussetzung hierfür ist allerdings auch ein gelungener Übergang von der Schule in eine Ausbildung und von der Ausbildung in den Beruf. 

Dass der Auszug aus dem Elternhaus ein wichtiger Schritt für die Selbstständigkeit junger Menschen ist, zeigt sich auch an ihrem Selbstverständnis, ob sie sich noch als Jugendliche/r oder schon als Erwachsene/r fühlen. Wie die AID:A-Daten veranschaulichen, fühlen sich junge Erwachsene, die außerhalb des elterlichen Haushalts wohnen, deutlich häufiger als erwachsen als diejenigen, die noch bei den Eltern im Haushalt wohnen (vgl. Abbildung 9). 

Abbildung 9: Selbstverständnis als Erwachsene/r* nach Wohnform und Alter

*Frage: Fühlen Sie sich eher als Jugendlicher oder eher als Erwachsener? Dargestellt sind die Anteile der Befragten, die sich eher als Erwachsene/r fühlen.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (gewichtet). 18- bis 32-Jährige; N = 7.682.

Dieser Unterschied bleibt auch über das Alter hinweg konstant, wobei mit zunehmendem Alter ein genereller Anstieg über beide Vergleichsgruppen zu verzeichnen ist. Ebenso können Geschlechterunterschiede festgestellt werden: Junge Frauen fühlen sich im Durchschnitt eher erwachsen als junge Männer. Dieser Unterschied zeigt sich unabhängig davon, ob die jungen Erwachsenen noch im Elternhaus leben oder schon ausgezogen sind. Das Gefühl erwachsen zu sein, ist bei den 18- bis 32-jährigen Frauen stärker vorhanden als bei den Männern derselben Altersgruppe.

Mit dem Verlassen des Elternhauses zeigt sich die Vielfalt der Wohn- und Lebensformen junger Erwachsener (vgl. Abbildung 10). Einerseits nimmt der Anteil der allein in einem Haushalt lebenden Personen über das Lebensalter hinweg zu, andererseits steigt auch der Anteil partnerschaftlicher Lebensformen. Das Leben in einer Wohngemeinschaft (WG) hingegen ist eine Wohnform, die vor allem bei Studierenden beliebt ist und daher mit Abschluss des Studiums auch eher an Bedeutung verliert. Die Gründung einer eigenen Familie wird im Laufe der Jahre ebenfalls immer wichtiger.

Abbildung 10: Wohnformen junger Erwachsener nach Altersjahrgängen (in %)

Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (ungewichtet). 18- bis 32-Jährige; N = 7.718.

Junge Frauen gehen früher partnerschaftliche Lebensformen ein als junge Männer. Sowohl in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen als auch in der Altersgruppe der 25- bis 32-Jährigen haben junge Männer häufiger (noch) keine Partnerin. Auch hinsichtlich des Institutionalisierungsgrades der Partnerschaft lassen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkennen (vgl. Abbildung 11).

 
Abbildung 11: Lebensformen nach Geschlecht und Alter (in %)

Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (ungewichtet). 18- bis 32-Jährige; N = 7.709.

In der Gruppe der 25- bis 32-Jährigen ist der Anteil verheiratet Zusammenlebender bei den jungen Frauen etwa doppelt so hoch wie bei den jungen Männern. Bei einer Differenzierung nach Ost- und Westdeutschland zeigt sich, dass junge Erwachsene in Westdeutschland (und Berlin) im Alter von 18 bis 32 Jahren häufiger verheiratet sind und weniger häufig in nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften leben als junge Erwachsene in Ostdeutschland (vgl. hierzu auch Sardei-Biermann 2008). Die geringere Bedeutung der Ehe für junge Erwachsene in Ostdeutschland lässt sich auch mit AID:A bestätigen. Der Zeitpunkt der Familiengründung findet bei den jungen Männern ebenfalls später statt. Junge Frauen im Alter von 24 bis 32 Jahren leben häufiger mit einem Partner und Kindern im Haushalt, wohingegen dies bei den jungen Männern seltener der Fall ist. Kontrolliert man nach der Bildung der befragten Personen, so zeigen sich hier deutliche Unterschiede zwischen jungen Erwachsenen mit formal niedrigeren und höheren Bildungsabschlüssen. Generell steigt der Anteil derjenigen mit einem Partner bzw. einer Partnerin und Kindern im Haushalt mit dem Alter zwar an, dennoch gründen junge Erwachsene mit Fachhochschul- oder Hochschulreife später eine Familie als junge Erwachsene mit einer formal niedrigeren Bildung.


4. Bedeutung der Herkunftsfamilie nach dem Auszug

Die Ablösung vom Elternhaus und insbesondere die räumliche Ablösung bedeuten nicht zwangsläufig auch eine Entfremdung zwischen Kindern und Eltern. Vielmehr können sich die Generationen nach einer räumlichen Trennung manchmal auch erst wieder annähern. Das bedeutet, dass die Verbindung zwischen Eltern und Kindern erhalten bleibt, allerdings auch eine Neugestaltung und Neudefinition derselben stattfindet (vgl. Flammer/Alsaker 2002).

Kontakte mit Müttern und Vätern nach dem Auszug
Wie Analysen der AID:A-Daten zur Häufigkeit der telefonischen und schriftlichen Kontakte sowie der Kontakte per E-mail zu den eigenen Eltern zeigen, hat die Mehrheit der jungen Erwachsenen nach dem Auszug aus dem Elternhaus mindestens einmal pro Woche Kontakt zu diesen. Eine Differenzierung der Kontakthäufigkeit nach dem Geschlecht des erwachsenen Kindes macht zum einen deutlich, dass der Kontakt von Töchtern zu ihren Müttern intensiver ausfällt als der Kontakt zwischen Söhnen und Müttern. Mehr als doppelt so häufig wie die Söhne haben Töchter täglichen Kontakt zu ihren Müttern. Die Söhne stehen häufiger einmal die Woche oder seltener in Kontakt mit ihren Müttern (vgl. Abbildung 12).


Abbildung 12: Kontakthäufigkeit* zur Mutter nach Geschlecht (in %)

*Frage: Und wie häufig haben Sie telefonisch, schriftlich oder per E-mail Kontakt zu Ihrer Mutter? Dargestellt sind die Anteile der Befragten, die außerhalb des Elternhauses wohnen und deren Mutter noch lebt.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (ungewichtet). 18- bis 32-Jährige; N=3.434.

Zum anderen geben sowohl junge Frauen als auch junge Männer eine geringere Kontakthäufigkeit zum Vater an, wobei auch hier die Mehrheit der jungen Erwachsenen mindestens einmal die Woche Kontakt zum Vater hat. Eine bedeutsame Geschlechterdifferenz liegt in diesem Fall nicht vor (vgl. Abbildung 13). Während die wohnräumliche Entfernung zur Mutter kaum eine Rolle hinsichtlich der Kontakthäufigkeit spielt, nimmt der Kontakt zum Vater mit zunehmender Entfernung ab. Wohnen junge Erwachsene in unmittelbarer Nachbarschaft, so sind die Kontakte zu beiden Elternteilen in telefonischer oder schriftlicher Form bzw. per E-mail generell zwar geringer, persönliche Treffen  werden dadurch allerdings auch wahrscheinlicher (vgl. auch Lüscher/Liegle 2003, S. 128).  


Abbildung 13: Kontakthäufigkeit* zum Vater nach Geschlecht (in %)

*Frage: Und wie häufig haben Sie telefonisch, schriftlich oder per Email Kontakt zu Ihrem Vater? Dargestellt sind die Anteile der Befragten, die außerhalb des Elternhauses wohnen und der Vater noch lebt.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (ungewichtet). 18- bis 32-Jährige; N=3.301.

Eltern als Rat- und Unterstützungsgeber
Bei der Frage nach der Wichtigkeit bestimmter Personen wird deutlich, dass die Eltern eine zentrale Rolle im Leben von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 13 bis 32 Jahren spielen. Auch wenn die Eltern über das Alter hinweg etwas weniger wichtig werden, so findet diese Veränderung immer noch auf einem sehr hohen Niveau statt. Das in der Regel gute Generationenverhältnis wird auch dadurch deutlich, wen die 13- bis 32-Jährigen in den letzten 12 Monaten um Rat und Unterstützung gefragt haben (vgl. Abbildung 14).

Abbildung 14: Rat und Unterstützung gesucht* bei verschiedenen Personen/Personengruppen nach Geschlecht (Mehrfachnennungen, in %)

*Frage: Bei welchen Personen hast Du/haben Sie in den letzten 12 Monaten in schwierigen Situationen Rat und Unterstützung gesucht?
*Ergebnisse nur für Befragte, bei denen die genannte Person /die genannten Personen vorhanden waren.
Quelle: AID:A DJI-Survey 2009 (gewichtet), 13- bis 32-Jährige, N=10.729.


Vor allem der Partner bzw. die Partnerin, Freunde und Bekannte sowie die Eltern waren wichtige Bezugspersonen. Generell haben junge Frauen häufiger Personen um Rat und Unterstützung gefragt als junge Männer. Und die Mütter werden häufiger um Rat gebeten als die Väter, wobei sich hier eine gewisse Präferenz für den gleichgeschlechtlichen Elternteil zeigt. Die Mütter werden stärker von den Töchtern zu Rate gezogen, die Väter etwas häufiger von den Söhnen. Betrachtet man den Bedarf nach Rat und Unterstützung in Abhängigkeit vom Lebensalter, so zeigt sich, dass dieser bei den jüngeren Altersgruppen bis etwa 17 Jahre deutlich geringer ist als bei den über 18-Jährigen. Während der Partner bzw. die Partnerin bei den ab 18-Jährigen dann altersunabhängig der wichtigste Ratgeber/die wichtigste Ratgeberin bleibt, steigt die Bedeutung der Eltern diesbezüglich bis zum Alter von etwa 20 Jahren an und nimmt ab dem Alter von etwa 26 Jahren hinweg ab.

Betrachtet man zusätzlich zu der altersspezifischen Bedeutung von Mutter und Vater als Ratgeberin bzw. Ratgeber die eigenständigen Lebensformen für die jungen Menschen ab 18 Jahren, so zeigt sich, dass junge Frauen und Männer, die noch zuhause leben, insbesondere die Mutter (mit 77%) und den Vater (mit 60%) noch häufiger als Ratgeber/in nennen als jene jungen Frauen und Männer, die bereits Kind(er) haben: Die entsprechenden Anteilswerte betragen dann 70 Prozent und 57 Prozent. Sobald Kinder da sind, gewinnen auch andere Personen wie der Partner/die Partnerin als Ratgeber/in an Bedeutung. Doch die Eltern bleiben nach wie vor wichtige Ansprechpartner/innen. Anhand dieser Ergebnisse wird ersichtlich, dass die Herkunftsfamilie für junge Frauen und Männer auch nach ihrer Ablösung vom Elternhaus einen wichtigen Bezugspunkt darstellt.


5. Zusammenfassung der Ergebnisse

Wie die Auswertungen von AID:A zeigen, lassen sich einige Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede hinsichtlich der Verselbständigungsprozesse junger Frauen und Männer feststellen:

  • Bei den Aktivitäten, die Jugendliche schon einmal ohne ihre Eltern unternommen haben, zeigen sich zwischen den Geschlechtern mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Junge Frauen gehen allerdings früher allein Shoppen und waren auch häufiger schon ohne die Eltern im Urlaub.
  • Bei der Ausübung von Haushaltstätigkeiten werden geschlechtsspezifische Muster deutlich: Junge Frauen werden bei Tätigkeiten im Haushalt generell stärker eingebunden als junge Männer. Handwerkliche Tätigkeiten wie Reparaturen sind hingegen eine typisch männliche Aufgabe.
  • Die Ausübung von Schülerjobs nimmt über das Alter sowohl in der Häufigkeit als auch in der zeitlichen Ausdehnung zu. Während sich in der Altersgruppe zwischen 13 und 16 Jahren keine geschlechtsspezifischen Unterschiede erkennen lassen, jobben junge Frauen im Alter von 17 bis 18 Jahren häufiger neben der Schule als die männlichen Jugendlichen.
  • Private soziale Netzwerke spielen für die Verselbstständigung von Jugendlichen eine große Rolle. Junge Männer haben größere Freundeskreise als junge Frauen, was möglicherweise damit zusammenhängt, dass sie stärker im Vereinssport aktiv sind oder auch ein weiter gefasstes Verständnis von guten Freunden haben. In den Freundeskreise der jungen Männer überwiegen die männlichen Gleichaltrigen, während bei den jungen Frauen hinsichtlich der Geschlechtszugehörigkeit eher Ausgewogenheit besteht. Die Mehrheit der jungen Frauen hat eine beste Freundin bzw. die der jungen Männer einen besten Freund und etwa die Hälfte der Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat eine Freundin bzw. einen Freund des anderen Geschlechts.
  • Was die räumliche Ablösung vom Elternhaus betrifft, so lassen sich mit Hilfe von Daten des Mikrozensus deutliche Geschlechterunterschiede feststellen: Junge Frauen verlassen früher das Elternhaus als junge Männer.
  • Wann junge Erwachsene das Elternhaus verlassen, hängt unter anderem von ihrer finanziellen Situation ab. Gehen sie noch keiner eigenständigen Erwerbstätigkeit nach,  wohnen sie häufiger noch bei ihren Eltern. Insbesondere junge Menschen in beruflicher Ausbildung oder im Studium wohnen noch zu einem großen Teil zuhause.
  • Der Auszug aus dem Elternhaus als Schritt in die Selbstständigkeit wird am Selbstverständnis der jungen Erwachsenen deutlich: Diejenigen, die das Elternhaus bereits verlassen haben, fühlen sich häufiger erwachsen als noch bei den Eltern lebende junge Menschen. Junge Frauen fühlen sich häufiger erwachsen als junge Männer.
  • Junge Frauen gehen früher partnerschaftliche Lebensformen ein: Sie haben früher einen Partner, sind früher verheiratet und gründen eher eine eigene Familie als junge Männer.
  • Die Eltern haben als Bezugspersonen und Ratgeber eine hohe Bedeutung für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wobei die Mütter für die jungen Frauen und Männer generell eine höhere Bedeutung als die Väter. Mütter sind vor allem Ansprechpartnerinnen, wenn es um Erlebtes und alltägliche Sorgen, aber auch um Fragen zur Ausbildung und Berufsfindung geht. Mit dem Vater wird eher über politische und soziale Fragen diskutiert. Nach dem Auszug bleibt die Mutter als Bezugsperson wichtiger als der Vater.

 

Anne Berngruber/Martina Gille

 

Literatur

Bertram, Hans (2002): Kindheit/Jugend. In: Greiffenhagen, Martin/Greiffenhagen, Sylvia (Hrsg.): Handwörterbuch zur politischen Kultur in der Bundesrepublik Deutschland. Opladen, S. 221-224

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2005): Zwölfter Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Berlin

Flammer, August/Alsaker, Françoise (2002). Entwicklungspsychologie der Adoleszenz. Die Erschließung innerer und äußerer Welten im Jugendalter. Bern/Göttingen/Toronto/Seattle

Goldstein, Joshua/Kreyenfeld, Michaela/Huinink, Johannes/Konietzka, Dirk/Trappe, Heike  ( 2010): Familie und Partnerschaft in Ost- und Westdeutschland. Ergebnisse im Rahmen des Projektes Demographic Differences in Life Course Dynamics in Eastern and Western Germany . Hrsg. vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung. Rostock

Gille, Martina (2008): Wandel des Rollenverständnisses junger Frauen und Männer im Spannungsfeld von Familie und Beruf. In: Gille, Martina (Hrsg.): Jugend in Ost und West seit der Wiedervereinigung. Ergebnisse aus dem replikativen Längsschnitt des DJI-Jugendsurvey. Schriften des Deutschen Jugendinstituts: Jugendsurvey 4. Wiesbaden, S. 173-210

Hurrelmann, Klaus (2007): Lebensphase Jugend. 9., aktualisierte Auflage. Weinheim/München

Leven, Ingo/Quenzel, Gudrun/Hurrelmann, Klaus (2010). Familie, Schule, Freizeit: Kontinuitäten im Wandel. In: Shell Deutschland Holding (Hrsg.). Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich. Frankfurt a.M., S. 53-128

Lüscher, Kurt/Liegle, Ludwig (2003): Generationenbeziehungen in Familie und Gesellschaft. Konstanz

Olk, Thomas (1985): Jugend und gesellschaftliche Differenzierung Zur Entstrukturierung der Jugendphase. In: Heid, Helmut/Klafki, Wolfgang (Hrsg.): Arbeit Bildung Arbeitslosigkeit. Beiträge zum 9. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. 19. Beiheft der Zeitschrift für Pädagogik. Weinheim, S. 290-307

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Sardei-Biermann, Sabine (2008): Lebensverhältnisse Jugendlicher und junger Erwachsener im Wandel. In: Gille, Martina (Hrsg.): Jugend in Ost und West seit der Wiedervereinigung. Ergebnisse aus dem replikativen Längsschnitt des DJI-Jugendsurvey. Jugendsurvey 4. Wiesbaden, S. 15-47

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Links

DJI-Survey AID:A Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten

Kontakt

Martina Gille, DJI
Anne Berngruber, DJI

 

 

DJI Online / Stand: 15. März 2012