Familien brauchen eine Kirche, die sie in ihrer Lebensrealität wahrnimmt, d.h. in ihren jeweiligen Familienkonstellationen und mit ihren Alltagsnöten. Und sie wünschen sich von Kirche mehr Angebote in ihrem sozialen Umfeld, die ihnen im Alltag einen Mehrwert bieten – in Form von Unterstützung und Entlastung. Das ist ein Resümee einer Studie, deren Ergebnisse DJI-Alumna Prof. Dr. Johanna Possinger, Professorin für Frauen- und Geschlechterfragen in der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, kürzlich der Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg vorgestellt hat.

Possinger hat zu der Frage geforscht, was Familien heutzutage von Kirche brauchen und dafür mit einem kleinen Team unterschiedlichste Familien befragt – kirchennahe und distanzierte, traditionelle Familien, Alleinerziehende, Patchwork- sowie Regenbogenfamilien.

„Schließlich hat Kirche für Familien einen großen Charme, weil sie Begegnungen anbietet. Austausch, Gemeinschaft und Unterstützung in Netzwerken schätzen Familien sehr – aber sie möchten, dass solche Angebote weltoffen gestaltet sind, mit einer Willkommenskultur für die verschiedensten Ansichten, Religionen und Lebensmodelle“, betont die Professorin im Interview mit dem Sonntagsblatt.

„Man kann Familien nur durch Lebensbegleitung von Anfang an zeigen, dass Kirche für sie da ist. Das geht schon vor der Familiengründung los, zum Beispiel mit Angeboten für Paare, um sich gemeinsam über Lebensfragen klar zu werden“, sagt Johanna Possinger.  

„Wir haben bei allen Befragten unserer Studie festgestellt, dass Menschen einen neuen Zugang zu Glaubensfragen bekommen, wenn ein Kind unterwegs ist. Elternschaft wirft viele Fragen auf: Welche Werte und Weltanschauungen wollen wir unseren Kindern mitgeben? Sollen wir überhaupt etwas vorgeben? Welche Rolle spielt dabei die Konfession? Diese Phase im Leben junger Familien birgt total viel Potenzial für Kirche“, so Possinger weiter.

Zum Sonntagsblatt-Interview[1]

Homepage Prof. Dr. Johanna Possinger[2]