60 Jahre Deutsches Jugendinstitut

Diversität von Familie

Wie Familien zusammenleben, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich gewandelt. Individualisierung und Säkularisierung gehen seit Ende der 1960er Jahre mit einer Ausdifferenzierung von Lebensentwürfen einher. Ehepaare mit Kind(ern) sind mit 70 Prozent zwar immer noch das vorherrschende Familienmodell in Deutschland. Doch umfasst der Begriff Familie heute weitaus mehr: Es wachsen die Zahlen von Alleinerziehenden mit oder ohne engagiertem externen Elternteil, von Stief- oder Patchwork-Familien, Pflege- und Adoptionsfamilien, gleichgeschlechtlichen Paare mit Kind, Familien nach einer Samen- oder Embryonenspende.

Auch die Alltagspraxis von Familie verändert sich, da sie immr im Kontext der sozialen und politischen Bedingungen des Zusammenlebens und des Aufwachsens steht. Familien meistern den Alltag häufig unter schwierigen Rahmenbedingungen – dazu gehören Vereinbarkeit mit dem Beruf, unzureichende Kinderbetreuungssysteme, ökonomische Risiken, zuletzt die Corona-Pandemie etc. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am DJI richten den Blick auf das „Doing Family“, das heißt, wie die Familien aus den individuellen und gemeinsamen Aktivitäten und Gestaltungsleistungen einen Lebenszusammenhang herstellen und wie sie dabei das Verhältnis zu den gesellschaftlichen Anforderungen austarieren. Es stellen sich eine Vielzahl von Forschungsfragen: Wie entwickeln und verändern sich Familien? Wie leben und gestalten die Familienmitglieder den Alltag? Welche Rolle spielen dabei veränderte Geschlechterverhältnisse? Was benötigen Familien, um gesellschaftliche und individuelle Erwartungen erfüllen zu können? Wie wirken familienbezogene politische Maßnahmen?