DJI Pressemitteilungen https://www.dji.de/presse-rss.xml Pressemitteilungen des Deutschen Jugendinstitut e.V. de-de Deutsches Jugendinstitut e.V. Tue, 05 Dec 2023 02:42:17 +0100 Tue, 05 Dec 2023 02:42:17 +0100 TYPO3 EXT:news news-1355 Wed, 29 Nov 2023 09:55:12 +0100 Nicht nur in der Kita – Ungleichheiten im Zugang zu ganztägigen Angeboten setzen sich in der Grundschule fort https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/nicht-nur-in-der-kita-ungleichheiten-im-zugang-zu-ganztaegigen-angeboten-setzen-sich-in-der-grundschule-fort.html Die neuesten Daten der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) zeigen, dass weiterhin eine Lücke zwischen Platzangebot und Bedarf besteht und Angebote nicht für alle Eltern gleich zugänglich sind Ab 2026 gilt ein Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Erstklässler, der bis 2030 auf alle Grundschulkinder ausgedehnt wird. Mit den neuesten Daten aus 2022 kann gezeigt werden, dass der Bedarf der Eltern an außerunterrichtlicher Bildung und Betreuung für ihre Grundschulkinder weiterhin nicht durch die vorhandenen Angebote gedeckt werden kann, dass aber ein Bedarf der Eltern auch nicht immer gleich ein Ganztagsbedarf ist. 5 Prozent aller Grundschulkinder in Deutschland besuchten kein außerunterrichtliches Angebot, obwohl die Eltern einen Bedarf hatten. Eine solche Lücke zeigt sich in nahezu allen Bundesländern. Weitere 3 Prozent nutzten zwar ein Angebot, dessen Umfang war jedoch mindestens fünf Stunden pro Woche geringer als die Eltern benötigten. Um Familien ein bedarfsgerechtes Angebot unterbreiten zu können, sind weitere Ausbaubemühungen nötig. 

Der derzeitige Platzmangel macht es einigen Familien besonders schwer, ihren eigentlich vorhandenen Bedarf in die Nutzung eines Angebots zu verwandeln: Die Ungleichheiten im Zugang verstärkten sich sogar über die letzten Jahre hinweg. Bei vorhandenem Bedarf gelingt es Familien mit Migrationshintergrund sowie solchen mit niedrigerer Bildung immer weniger gut, einen Betreuungsplatz zu bekommen als Familien ohne Migrationshintergrund oder mit höherer Bildung. Das Ziel, die Teilhabe für alle Kinder zu verbessern und so zu gleichwertigen Lebensbedingungen beizutragen, wird aktuell nicht erfüllt. Dies sind zentrale Ergebnisse der jetzt vorliegenden Studie „Bildungs- und Betreuungsangebote für Grundschulkinder – entsprechen sie den Bedarfen der Eltern?“ des DJI-Kinderbetreuungsreports 2023. Die Datengrundlage dafür bildet die Elternbefragung 2022 der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS).

Entwicklung des Betreuungsbedarfs stagniert

Bis zum Jahr 2018 stieg der Bedarf an außerunterrichtlichen Angeboten nahezu parallel zum Anteil der Kinder an, die ein solches Angebot nutzten. Seit 2019 stagniert dieser Anstieg jedoch sowohl in Ost- als auch in West­deutschland. Da im Zuge des Platzausbaus in Westdeutschland die Inanspruchnahme noch bis 2020 weiter gestiegen ist, hat sich die Lücke zwischen Bedarf und Inanspruchnahme in den letzten Jahren deutlich verringert. Trotzdem müssen weitere Betreuungsplätzen geschaffen werden.

Nur ein Teil der Eltern wünschte ganztägige Angebote

Der Ausbau der Betreuungsangebote in den vergangenen Jahren war sehr stark auf Ganztag fokussiert. Allerdings belegen die KiBS-Daten wiederholt, dass in einigen Bundesländern ein Teil der Eltern kürzere Betreuungs­angebote, zum Beispiel über die Mittagszeit, nachfragt, nutzt und damit seine Bedarfe decken kann. Die Entscheidungsträger in den Ländern sollten daher auch Konzepte entwickeln, wie eine solche Übermittags­betreuung von Grundschulkindern qualitätsvoll gestaltet werden kann.

DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)

Seit sieben Jahren erarbeitet das KiBS-Team jährlich eine Reihe von vertieften Analysen, die im Format des DJI-Kinderbetreuungsreports als thematisch fokussierte Studien frei verfügbar sind. Zu den jährlich wiederkehrenden Themen gehören dabei die Fortschreibung der elterlichen Bedarfe an und die aktuelle Nutzung von Angeboten der frühen Bildung durch Kinder ab der Geburt bis zum Ende des Grundschulalters. Die Auswertungen beschäftigen sich aber beispielsweise auch mit den Elternbeiträgen für die Nutzung von Angeboten, den Gründen für eine Nichtinanspruchnahme von Kindertagesbetreuung oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

In Studie 5 des DJI-Kinderbetreuungsreports 2022 werden so Unterschiede im Eintrittsalter der Kinder in die frühe Bildung und in der Kontinuität der Angebotsnutzung bei Kindern bis zur Einschulung untersucht. Disparitäten finden sich beispielsweise in Bezug auf die Wohnregion der Familie oder das genutzte Betreuungsformat: Während Kinder in Ostdeutschland mit durchschnittlich 16 Monaten erstmalig ein Angebot der frühen Bildung außerhalb der Familie nutzten, waren die Kinder in Westdeutschland beim Eintritt durchschnittlich 23 Monate alt. Im Durchschnitt waren Kinder, die eine Kindertagespflege besuchten, beim Eintritt jünger als diejenigen, die ihre Bildungskarriere in einer Kindertageseinrichtung starteten. Darüber hinaus finden sich Zusammenhänge zwischen dem Eintrittsalter und dem Bildungsstand der Eltern sowie dem Migrationshintergrund des Kindes. Kinder mit Migrationshintergrund treten etwas später in die frühe Bildung ein, Kinder von Eltern mit höheren Bildungshintergründen deutlich früher.

In Studie 3 des DJI-Kinderbetreuungsreports 2022 wird die Situation rund um den Schuleintritt betrachtet. Vor dem Hintergrund des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf ganztägige Betreuung für Grundschul­kinder werden Einblicke in den zukünftigen Betreuungsbedarf der Eltern von Vorschulkindern gegeben. Zudem kann aufgezeigt werden, inwiefern diese Bedarfe nach dem Schuleintritt umgesetzt werden. Die meisten Eltern, die vor Schuleintritt ein außerunterrichtliches Angebot wünschten, nutzten ein solches auch nach der Einschulung ihres Kindes. Jedoch zeigen die Daten der Befragungen 2020 und 2021 auch, dass jede zehnte Familie, die vorschulisch einen Bedarf nach einem Angebot der außerunterricht­lichen Bildung und Betreuung angab, dies im ersten Schuljahr nicht tat. Ungedeckte Bedarfe im ersten Schuljahr äußerte trotzdem nur ein kleiner Teil der Eltern, da die meisten Eltern, die ihren vorschulischen Betreuungswunsch nicht umsetzen konnten, in der Zwischenzeit eine andere Betreuungslösung für ihr Kind gefunden hatten.

KiBS wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Die Forschungsergebnisse werden unter anderem in der jährlich erscheinenden Broschüre „Kindertagesbetreuung Kompakt“ des BMFSFJ publiziert, dort vor allem zu den Themen des Betreuungsbedarfs sowie zu Häufigkeit und Umfang der tatsächlichen Nutzung der Kindertagesbetreuung.

Bildungs- und Betreuungsangebote für Grundschulkinder – entsprechen sie den Bedarfen der Eltern? DJI-Kinderbetreuungsreport 2023, Studie 2 von 7, Katrin Hüsken, Kerstin Lippert, Susanne Kuger, 52 Seiten, ISBN: 978-3-86379-501-6Allgemeine Informationen zur DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) und Publikationen„Kindertagesbetreuung Kompakt – Ausbaustand und Bedarf 2022“ des BMFSFJThemenseite Kinderbetreuung


Kontakt

Katrin Hüsken
DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)
Tel.: 089/62306-288
kibs@dji.de

Prof. Dr. Susanne Kuger
DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS), Projektleitung
Tel.: 089/62306-322
kuger@dji.de

Sonja Waldschuk
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-173
waldschuk@dji.de

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News Pressemitteilung Startseiten Position Position 1 (groß)
news-1349 Tue, 07 Nov 2023 14:00:37 +0100 Jungsein in unsicheren Zeiten https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/jungsein-in-unsicheren-zeiten.html Neue Forschungsergebnisse zum Thema „Jungsein in unsicheren Zeiten“ wurden auf der DJI-Jahrestagung am 7. und 8. November 2023 in Berlin vorgestellt Die Coronapandemie, Kriege, Preissteigerungen und die Klima-Krise haben Unsicherheiten und Sorgen junger Menschen verschärft. Hinzu kommen Krisen in besonderen Lebenslagen, etwa durch Flucht und Migration, bei Armut, aber auch durch Instabilität von Partnerschaften, die Familien und ihren Mitgliedern eine Neuorientierung abverlangen. Vor welchen Herausforderungen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene angesichts der aktuellen Ereignisse stehen und welche Probleme in der Kinder- und Jugendhilfe, in Kommunen und Politik zu bewältigen sind, diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Fachpraxis auf der Jahrestagung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) am 7. und 8. November in Berlin.

Die wissenschaftliche Tagung war gleichzeitig Anlass, das 60-jährige Bestehen des DJI zu feiern. Am ersten Abend der Fachtagung hielt Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), ein Grußwort. DJI-Direktorin Prof. Dr. Sabine Walper präsentierte Einblicke in die Geschichte des DJI und erläuterte Forschungsthemen und Herausforderungen der Zukunft. Auch der neu eingerichtete Jugendbeirat des DJI wurde vorgestellt.

Am 8. November, stellten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschungsprojekte und -ergebnisse vor, unter anderem zu den Themen „Folgen der Pandemie und anderer Krisen für Schulen“, „Kommunale Unterstützungsstrukturen und Perspektiven junger Geflüchteter und Migrantinnen und Migranten“, „Langzeitstudien für die Kinder- und Jugendhilfe“, „Familien in Umbruchsituationen“, „Armutserfahrungen von Kindern und Jugendlichen“ und „Politische Sozialisation“. Im Folgenden eine Auswahl an Forschungsthemen und -ergebnissen.


Ergebnisse der Ukraine-Forschung am DJI

Aktuelle Forschungsbefunde des DJI geben Einblick in die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen und Müttern, die aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, und analysieren die Unterstützungsstrukturen, vor allem in der Kinder- und Jugendhilfe sowie in den kommunalen Verwaltungen.

Die Befunde zeigen: Die Kommunen bieten vielfältige Hilfen an und versuchen, durch Netzwerkarbeit ihre zu geringen Ressourcen und Kapazitäten zu kompensieren. Helferinnen und Helfer aus der Zivilgesellschaft sind eine wesentliche Säule der Integration. Die Jugendlichen betonen die Bedeutung von Freunden, Familie und Lehrkräften als wichtiges Unterstützungsnetzwerk. Mitarbeitende der Kommunen heben die Bildungsmotivation der Geflüchteten hervor, sehen aber Hindernisse in der angespannten Situation des deutschen Bildungssystems. Jugendliche spüren die Limitationen durch die begrenzten Ressourcen der Schulen. Sprach-, Kultur- und Freizeitangebote seien essentiell für Integration und Normalitätserfahrungen.

Auch zum Thema Gesundheit liegen Ergebnisse der DJI-Ukraine-Forschung vor: Laut der Mitarbeitenden der Kommunen ist der allgemeine Gesundheitszustand Geflüchteter bei ihrer Ankunft gut. Interviews zeigen jedoch einen hohen psychischen Beratungsbedarf bei den Jugendlichen. Auch die Frage der Ungleichbehandlung zwischen Geflüchteten-Gruppen, also Geflüchteten aus der Ukraine und Geflüchteten, die unter den Rahmenbedingungen des Asylbewerberleistungsgesetzes in Deutschland leben, beschäftigt die jungen Menschen. Die Ungleichbehandlung ist den Mitarbeitenden der Kommunen bewusst. Sie suchen nach Lösungen und werfen die Frage auf, ob Angebote für alle gleich zugänglich gemacht und bedarfsgerecht gestaltet werden könnten.

Trotz vieler Koordinationsanstrengungen aller Beteiligten fehlt es an Platzangeboten, Fachkräften und finanziellen Ressourcen sowie teilweise auch an ausreichender Angebotskenntnis seitens der Zielgruppe. Positiv bewertet werden die zügige Unterbringung der Geflüchteten sowie die Möglichkeit, ihre Bildungskarrieren möglichst bruchlos fortzusetzen. Zudem erweisen sich niedrigschwellige, mehrsprachige Angebote der Zivilgesellschaft häufig als Schlüssel für eine gelungene Integration.


Unsichere Zeiten: Gestaltungsmuster und Beratungsbedarfe von Familien in Umbruchsituationen

Trennung, Scheidung oder Flucht stellen Umbruchsituationen dar, die das Familienleben stark verändern können. DJI-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen in einer Vielzahl von Projekten die Lebenslagen der Familienmitglieder, ihren Zugang zu Unterstützungsangeboten und deren Wirkung – von der Kindertagesbetreuung über Frühe Hilfen bis zur Beratung von konfliktbelasteten Nachtrennungsfamilien. Ob und welche Unterstützungsangebote gesucht und angenommen werden, erweist sich dabei oft als selektiv, das heißt als abhängig von Ressourcen der Betroffenen, aber auch von regionalen Faktoren.

Alleinerziehende sind im Alltag besonders gefordert und haben oft nur eingeschränkte Möglichkeiten, zusätzliche Erschwernisse abzufedern. In der Coronapandemie verloren insbesondere alleinerziehende Mütter an Wohlbefinden und waren weniger mit ihrem Leben zufrieden als Mütter in Paarhaushalten. Aktuell sind viele aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtete Mütter alleinerziehend. Sie tragen neben der Alleinverantwortung für die Kinder auch die Sorge um zurückgelassene Angehörige und müssen oft belastende Kriegs- und Fluchterfahrungen verarbeiten. Trotz überwiegend mäßiger Deutschkenntnisse sind die Erwerbswünsche der Mütter hoch. Unkenntnis, Sprachdefizite und fehlende Kitaplätze stehen der Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten entgegen.


Armutserfahrungen bei Kindern und Jugendlichen

Mit dem Nationalen Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ (NAP) setzt Deutschland die EU-Ratsempfehlung zur Ein­füh­rung einer Europäischen Garantie für Kinder um. Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen, die von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sind, bis zum Jahr 2030 Zugang zu hochwertiger frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung, zu schulbezogenen Aktivitäten, einer hochwertigen Gesundheitsversorgung, ausreichender und gesunder Ernährung sowie angemessenem Wohnraum zu gewährleisten. Dabei sollen Kinder und Jugendliche kontinuierlich als Experten in eigener Sache an der Umsetzung des NAP beteiligt werden.

Forscherinnen und Forscher der am DJI angesiedelten Service- und Monitoringstelle (ServiKiD), die die Ausgestaltung und Umsetzung des NAP unterstützt, erörterten im Rahmen der wissenschaftlichen Jahrestagung unterschiedliche Blickwinkel von Kindern und Jugendlichen auf gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten. Sie zeigten, wie wichtig es ist, die befragten Kinder und Jugendliche über ihre Bedürfnisse, Wünsche und Bedarfe im Kontext von Armutslagen zu Wort kommen zu lassen. Kinder und Jugendliche, die von Armut betroffen sind, berichten häufig von familialen Konflikten sowie gesundheitlichen und psychischen Belastungen in Familien, die ihre gesellschaftliche Teilhabe maßgeblich beeinträchtigen. Eines von vielen Beispielen sind hierbei die Perspektiven aus einer Jugendeinrichtung aus dem Münchner Norden. Sowohl die pädagogische Leitung als auch die Jugendlichen selbst berichteten – als wahre Expertinnen – über ihre Erfahrungen.


Folgen der Pandemie und andere Krisen verändern Schule

Gesellschaftliche Wandlungsprozesse der vergangenen Jahre haben im Leben und der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen deutliche Spuren hinterlassen. Umfassende wissenschaftliche Befunde zeigen, wie sehr Kinder und Jugendliche unter den Zeiten strenger Einschränkungen der Sozialkontakte während der Pandemie gelitten haben und dass die anhaltenden Krisen wie Kriege, Inflation sowie Klimakrise zu Unsicherheit, Frustration und Resignation bis hin zu deutlichen Beeinträchtigungen des Wohlbefindens führen. Wenngleich sich in einigen Bereichen des psychischen Wohlbefindens eine leichte Erholung gegenüber den Einschränkungen der Pandemie abzeichnet, bestehen in anderen Bereich doch bedenkliche mittelfristige Folgen.

Dazu zählen gravierende Lernrückstände, fehlende Lern- und Arbeitstechniken sowie Auffälligkeiten in der Selbstregulationsfähigkeit und im Sozialverhalten für substanzielle Anteile der jetzigen Generation von Schülerinnen und Schülern. Die Forscherinnen und Forscher kombinieren Befunde aus der Wissenschaft, der Bildungsadministration und der Schulpraxis, um zu überlegen, welche Konsequenzen dies für die Gestaltung von Bildungsprozessen haben muss und wie Forschung, Steuerung und Fachpraxis darauf reagieren können.


Kinder- und Jugendhilfe im Wandel – 30 Jahre Forschung zur Kinder- und Jugendhilfe

Die Kinder- und Jugendhilfe hat in den vergangenen dreißig Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen und ist heute für junge Menschen und ihre Familien ein normaler Bestandteil des Aufwachsens und der Unterstützungsinfrastruktur. Im DJI-Projekt „Jugendhilfe und sozialer Wandel“ werden seit dreißig Jahren Angebote, Strukturen und Verfahren der Kinder- und Jugendhilfe empirisch abgebildet und analysiert. Dazu werden Jugendämter sowie Einrichtungen und Dienste in öffentlicher und freier Trägerschaft verschiedener Arbeitsfelder, zum Beispiel in der Kinder- und Jugendarbeit oder auch den Hilfen zur Erziehung, wiederholt befragt. Hinsichtlich vieler Aspekte zeigt sich in der Kinder- und Jugendhilfe Stabilität. Veränderungen werden oft erst über einen längeren Zeitraum sichtbar.

Ein Beispiel für Neuerungen insbesondere als Folge der Fachdiskussion und der Konkretisierung der gesetzlichen Vorgaben des Sozialgesetzbuches SGB VIII sind Mitbestimmungsgremien in Einrichtungen der stationären Hilfen zur Erziehung. Im Jahr 2019 haben fast zwei Drittel der größeren Einrichtungen ein solches Gremium und damit doppelt so viele wie im Jahr 2004. An diesem Beispiel zeigt sich auch, dass die Umsetzung gesetzlicher Regelungen in der Praxis Zeit benötigt. Ein anderes Beispiel für längerfristige Veränderungen ist die Trägerstruktur. Im Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit, vor allem in Jugendzentren, ist über einen langen Zeitraum eine Abnahme der Trägerpluralität erkennbar. An der Entwicklung der Aufnahmehindernisse und Ausschlusskriterien, die von Einrichtungen der stationären Hilfen zur Erziehung benannt werden, ist erkennbar, wie die Bearbeitbarkeit von Problemkonstellationen eingeschätzt wird und sich das Ausmaß der Spezialisierung von Einrichtungen entwickelt.


Politische Sozialisation, Demokratie und Engagement im Jugendalter

Das Jugendalter ist geprägt von zahlreichen Entwicklungen der Selbstwahrnehmung, Selbstpositionierung und Verselbstständigung. Auch in Bezug auf ihre Haltungen zu Politik und Engagement durchlaufen Jugendliche zahlreiche Veränderungen, die sie teils für lange Zeit prägen. Der Begriff politische Sozialisation beschreibt diese Entwicklungen und verweist auf empirische Befunde und Forschungen, die diese Prozesse sichtbar und verstehbar machen wollen. Schule, Kinder- und Jugendhilfe, außerschulische politische Bildung sind Systeme und Ansätze, in und mit denen politische Sozialisation verläuft. DJI-Forscherinnen und Forscher begleiten diese Entwicklungsschritte und empirischen Befunde und machen die unterschiedlichen Facetten sichtbar. Im Mittelpunkt steht zum einen die Frage, wie die politische Sozialisation von Jugendlichen verläuft. Zum anderen werden aber auch institutionelle Sozialisationskontexte betrachtet. Mit Blick auf verschiedene Bundesprogramme des BMFSFJ wird analysiert, wie Sozialisationskontexte gezielt gestaltet werden sollen, um die politische Sozialisation von Jugendlichen zu beeinflussen. Dabei wird deutlich, dass sich die Schwerpunktsetzungen wie auch die Ziele der Programme im Laufe der Zeit verändert haben.

weitere Informationen zu den Projekten und Inhalten der DJI-Jahrestagung 2023Meldung BMFSFJ: Deutsches Jugendinstitut feiert 60-jähriges Bestehen60 Jahre Deutsches JugendinstitutProgramm der wissenschaftlichen Jahrestagung 2023 des DJI
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Marion Horn
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Pressemitteilung Startseiten Position Position 5 (klein)
news-1348 Thu, 02 Nov 2023 10:01:34 +0100 60 Jahre Forschung über Kinder, Jugendliche und Familien https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/1348-60-jahre-forschung-ueber-kinder-jugendliche-familien-und-die-institutionen-die-sie-im-leben-begleiten.html Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet darüber, wie sich zentrale Themen des Deutschen Jugendinstituts durch gesellschaftlichen Wandel und politische Reformen verändert haben Gesellschaftliche Debatten und politische Reformen haben die Forschung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) geprägt, seit es im Jahr 1963 seine Arbeit aufgenommen hat – das zeigt die aktuelle Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse. Und umgekehrt haben auch Forschungsergebnisse des Instituts politische Prozesse und Einstellungsänderungen in der Bevölkerung angeregt, wie etwa das Autor:innenteam um Dr. Felix Berth und Prof. Dr. Bernhard Kalicki aus der Abteilung „Kinder und Kinderbetreuung“ in einem Beitrag über die Entwicklung der Kindertagesbetreuung veranschaulicht.

So evaluierten Wissenschaftler:innen des DJI in den 70er-Jahren das Modellprojekt „Tagesmütter“ und bilanzierten, dass die Kleinkinder – entgegen großer gesellschaftlicher Vorbehalte gegenüber außerfamiliärer Betreuung – in ihrer sozialen Entwicklung davon profitierten. Und Anfang der 2000er Jahre belegte eine DJI-Studie erstmalig empirisch den Betreuungsbedarf der Eltern ein- und zweijähriger Kinder, der damals nicht annährend gedeckt war und zur Zielmarke für den folgenden Krippenausbau wurde: 30 Prozent der Eltern artikulierten für ihre einjährigen Kinder Bedarf an Betreuungsplätzen; bei Zweijährigen erreichte dieser Wert sogar 60 Prozent. Heute erhebt die DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) für alle Bundesländer die aktuelle Betreuungssituation und den elterlichen Betreuungsbedarf für Kinder bis zum Grundschulalter. Die Ergebnisse zeigen, dass das Angebot trotz massiven Ausbaus immer noch nicht ausreicht: 49 Prozent der befragten Eltern äußerten im Jahr 2022 den Wunsch nach einem Platz in der Kindertagesbetreuung für ihre Kinder unter drei Jahren. Doch nur rund 36 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe wurden tatsächlich in einer Kindertageseinrichtung oder in der Tagespflege betreut.

Mütter im Balanceakt

„Obwohl sich Mütter heute stärker am Arbeitsmarkt beteiligen, sind sie nach wie vor die Familienmacherinnen – und ihre Herausforderungen im Wesentlichen dieselben wie vor 60 Jahren“, schreibt PD Dr. Christina Boll, Leiterin der DJI-Familienabteilung in ihrem Artikel über die Familienforschung am DJI. Denn ungeachtet der gestiegenen Bildung und Erwerbsintegration der Mütter leisten diese noch immer den Löwenanteil der unbezahlten Care- und Hausarbeit. Dass es die Frauen sind, die im Job kürzertreten oder ihn ganz aufgeben, wenn sich Nachwuchs ankündigt oder die Pflege von Angehörigen ansteht, erweise sich angesichts hoher Scheidungsraten und Armutsrisiken von Frauen als Alleinerziehende und im Alter als kurzsichtig. Jede fünfte Frau ab 65 Jahren war im Jahr 2022 armutsgefährdet. Die Familien- und Arbeitsmarktforscherin Christina Boll fordert vor diesem Hintergrund nicht nur ein funktionierendes Betreuungssystem, „sondern auch eine lebensformunabhängige soziale Absicherung durch familientaugliche Erwerbsmöglichkeiten und eine stärkere Honorierung von Care-Arbeit, insbesondere von geleisteter Pflegearbeit, im sozialen Sicherungssystem“.

Väter zwischen alten Idealen und neuen Rollen

Dass die vielfach – und verstärkt von jungen Eltern – geäußerten Wünsche nach einer gleichmäßigeren Aufteilung bezahlter und unbezahlter Arbeit derzeit kaum realisiert werden, zeigt auch der Artikel über Väter von Dr. Anna Buschmeyer und Dr. Claudia Zerle-Elsäßer. Das zu Beginn der Coronapandemie gestiegene Engagement von Vätern bei der Kinderbetreuung sei mit dem Ende des „Notfallmodus“ wieder zu den Ursprungswerten zurückgekehrt. Die DJI-Wissenschaftlerinnen erklären dies mit beharrlichen Vorstellungen von Mutter- und Vaterschaft, aber auch mit unzureichenden Rahmenbedingungen, etwa in der Kindertagesbetreuung, die für eine gleichberechtigte Teilhabe von Müttern und Vätern an Erwerbsarbeit essentiell ist. Und wegen des Ehegattensplittings lohne sich unter finanziellen Gesichtspunkten eine stärkere Beteiligung von Müttern an der Erwerbsarbeit oft nicht.

Kinderschutz mit blinden Flecken

Zum Kinderschutz und der Einschätzung von Kindeswohlgefährdungen schreiben Prof. Dr. Heinz Kindler, Dr. Susanne Witte und Dr. Regine Derr aus der Fachgruppe „Familienhilfe und Kinderschutz“ am DJI: Gewalt gegenüber Kindern könne erst besser bekämpft werden, wenn sowohl das Ausmaß von Vernachlässigung, Missbrauch und Misshandlung als auch die Wirksamkeit von Schutzkonzepten umfassend empirisch geklärt werden. Bislang lassen sich die Daten verschiedener Institutionen wie Jugendämter und Krankenhäuser weder vergleichen noch zusammenführen. Auch sei die Entwicklung des Dunkelfelds, das heißt die Differenz zwischen den der Polizei und den Jugendämtern bekannt gewordenen und den tatsächlich geschehenen Fällen, aufgrund fehlender Forschung unklar. DJI-Forschende entwickeln im Rahmen eines von der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) geförderten Projekts zurzeit Vorschläge für ein Zentrum für Prävalenzforschung im Kinderschutz. In diesem Rahmen erarbeiten sie Empfehlungen für ein nationales Monitoring, mit dem es künftig besser gelingen soll, Präventionsmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt am tatsächlichen Bedarf auszurichten und passgenau einzusetzen.

Neue Barrieren beim Berufseinstieg

Wie sich die Herausforderungen für junge Menschen am Übergang von der Schule in Ausbildung und Erwerbsarbeit seit den 1950er Jahren verändert haben, beschreibt das Autor:innenteam um Prof. Dr. Birgit Reißig, Leiterin des Forschungsschwerpunkts „Übergänge im Jugendalter“ am DJI. Aktuell stehen einer hohen Zahl unbesetzter Lehrstellen fast ebenso viele Ausbildungssuchende ohne Ausbildungsplatz gegenüber. Die demografisch bedingt rückläufige Zahl der Schulabgänger:innen können das Problem der Ausbildungslosigkeit von Jugendlichen allerdings allein nicht lösen, schreiben die Autor:innen. Unterstützende Faktoren für einen gelingenden Übergang seien neben dem sozialen Status günstige regionale Rahmenbedingungen, aber vor allem auch Berufsberatung, die an Bedeutung gewinnt. Denn (scheinbar) vielfältige berufliche Optionen und deren fragliche Passung zum regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt führen zu einer steigenden Verunsicherung bei Jugendlichen. Das zeigte das „Übergangspanel“ des DJI, mit dem Jugendliche, die höchstens über einen Hauptschulabschluss verfügen, zu mehreren Erhebungszeitpunkten befragt wurden.

Weitere Beiträge der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse thematisieren die Vermessung des Wohlergehens von jungen Menschen, die Kinder- und Jugendhilfeforschung sowie die diversitätsorientierte Jugendforschung, die die Lebensbedingungen junger Menschen mit Behinderung und Fragen der Geschlechtsidentität berücksichtigt. Nicht zuletzt stellt ein Beitrag die Geschichte der Surveyforschung dar, in dessen Zentrum die umfangreiche Erhebung „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A) steht. Daten daraus fließen unter anderem in die nationale Bildungsberichterstattung, den DJI-Kinder- und Jugendmigrationsreport sowie in die Familienberichte und die Kinder- und Jugendberichte der Bundesregierung ein.

Im Forschungsmagazin DJI Impulse berichten Wissenschaftler:innen über relevante Themen des DJI aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie sowie Bildung und lieferen Impulse für Politik, Wissenschaft und Fachpraxis. In einer Videoreihe, die die thematischen Schwerpunkte in DJI Impulse begleitet, benennen DJI-Forschende auf Basis der Analysen im Forschungsmagazin zentrale Herausforderungen.

Die DJI Impulse-Ausgabe mit dem Schwerpunkt „60 Jahre Forschung über Kinder, Jugendliche, Familien und die Institutionen, die sie im Leben begleiten“ kann kostenlos bestellt und heruntergeladen werden: www.dji.de/impulse

Folge 3 der Videoreihe mit DJI-Direktorin Prof. Dr. Sabine Walper:  www.dji.de/videocast-perspektiven-folge3

Mehr Angebote zum DJI Impulse-Schwerpunkt: www.dji.de/60jahre

Kontakt
Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation
089/62306-446
hofele@dji.de

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Pressemitteilung Startseiten Position Position 6 (groß)
news-1347 Wed, 25 Oct 2023 09:30:45 +0200 Personalkrise in der Kindertagesbetreuung spitzt sich zu https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/personalkrise-in-der-kindertagesbetreuung-spitzt-sich-zu.html Das neue Fachkräftebarometer Frühe Bildung präsentiert aktuelle Befunde zu Personal, Arbeitsmarkt und Ausbildung in der Kindertagesbetreuung Zehn Jahre nach Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz für unter Dreijährige erscheint das Arbeitsfeld Kita stark wie nie: Die amtliche Statistik zu Einrichtungen, Personal und Auszu­bildenden verzeichnet jährlich neue Höchstwerte. Trotz beeindruckender Zahlen herrscht Krisenstimmung. Die Personalnot in den Einrichtungen wächst ebenso wie die Sorge um eine Absenkung fachlicher Standards sowie Ausfälle in der Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder. Zusätzlich erhöht der 2026 beginnende Rechtsanspruch auf Ganztags­betreuung für Grundschulkinder den Druck auf das System der Kinder­tagesbetreuung. Welche Hinweise liefern die amtlichen Daten bereits heute in Hinblick auf das Krisenszenario? Wie attraktiv ist eine Beschäftigung in der Kindertagesbetreuung für den dringend benötigten pädagogischen Nachwuchs? Kann die Institution Kita ihrem Bildungsauftrag auch zukünftig gerecht werden? Diese Fragen ordnet das neu erschienene Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2023 der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) empirisch ein und gibt Hinweise auf Entwicklungspotenziale.

Personalwachstum in Kitas hält an

Die Covid-19-Pandemie hat das Personalwachstum in Kindertagesein­richtungen nicht zum Stillstand gebracht. 2022 arbeiteten in Deutschland in knapp 59.500 Kindertageseinrichtungen fast 842.000 Beschäftigte. Dies entspricht einen Anstieg um 7% seit 2019. 722.000 Personen sind pädago­gisch und leitend tätig; 257.800 Personen mehr als noch zehn Jahre zuvor. Mit einem Männeranteil von lediglich 8% ist das Arbeitsfeld nach wie vor weiblich dominiert. Dennoch ist es zuletzt gelungen, verstärkt männliche Nachwuchskräfte zu gewinnen. So liegt der Männeranteil bei den unter 30-Jährigen bei knapp 13% und ist damit deutlich höher als bei den über 30-Jährigen mit 6%.

Rückgänge bei der Kindertagespflege

In der Kindertagespflege setzt sich der Wachstumstrend nicht mehr fort. Zwischen 2020 und 2022 ist die Zahl der Tagespflegepersonen sogar von rund 44.800 auf 41.900 gesunken. Anders als in den Vor-Corona-Jahren nahm auch die Zahl der betreuten Kinder ab. Zuletzt waren es noch 166.300 gegenüber rund 174.000 Kindern im Jahr 2020 (-4%). Eine Tagespflegeperson betreut aktuell im Schnitt vier Kinder. Damit liegt die Betreuungsrelation auf dem gleichen Niveau wie bei Krippenkindern in Kitas. Mit dem Rückgang in der Tagespflege erhöht sich der Druck auf das Kita-System, den U3-Ausbau weiter voranzutreiben.

Das Arbeitskräftereservoir ist weggeschmolzen

Der arbeitnehmerfreundliche Arbeitsmarkt hat sich positiv auf die Beschäftigungsbedingungen ausgewirkt. Waren 2015 noch 15% aller pädagogisch und leitend Tätigen befristet angestellt, lag dieser Wert 2022 nur noch bei 11%. Zwischen 2012 und 2021 sind die Gehälter in der Frühen Bildung um 26% gestiegen. Dennoch wächst die Lücke zwischen offenen Stellen und Personen, die diese besetzen könnten. Kamen im Jahr 2012 noch 142 arbeitslos gemeldete Erzieherinnen und Erzieher auf 100 offene Stellen, so waren es zuletzt nur noch 62. Die Zahl der Stellenangebote für diese Berufsgruppe ist in den letzten drei Jahren um 20% gestiegen, während die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen um 4% zurück­gegangen ist. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote liegt in der Frühen Bildung bei gerade mal 1,1%.

Ausbildungssystem stößt an Kapazitätsgrenzen

In den letzten zwei Jahren wurden 44 Fachschulen für Sozialpädagogik neu gegründet. Die dort angebotene Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher verzeichnete im selben Zeitraum ebenfalls steigende Zahlen von Anfängerinnen und Anfängern. Die jährlichen Zuwächse lagen mit jeweils 3% allerdings deutlich unter denen von vor 10 Jahren (+9%). Für den weiteren Ausbau fehlen zunehmend Räumlichkeiten und Lehrkräfte, wie Studien der WiFF zeigen. Die akademisch ausgebildeten Kindheits­pädagoginnen und -pädagogen bilden im Arbeitsfeld weiterhin eine kleine Gruppe. Im Jahr 2022 verfügten nur 1,5% der Kita-Fachkräfte über ein entsprechendes Studium. Dieser Befund korrespondiert mit dem Umstand, dass die Ausbaudynamik kindheitspädagogischer Studiengänge in den vergangenen fünf Jahren zum Stillstand gekommen ist. Im Jahr 2021 haben 3.800 Studierende ein Bachelor- und 423 ein Master-Studium aufge­nommen. Die Zahlen der Absolventinnen und Absolventen eines Bachelor-Studiengangs sind seit 2019 rückläufig: 2021 schlossen 2.162 Personen ein solches Studium ab – 10% weniger als im Vorjahr.

„Bei der Fachkräftegewinnung muss eine höhere Aufmerksamkeit darauf liegen, dass Schülerinnen und Schüler sowie Studierende die einschlägigen Ausbildungsgänge auch erfolgreich abschließen. Dafür benötigen wir eine engere individuelle Begleitung während Ausbildung und Studium, aber auch in der Phase der Einmündung in den Beruf“, sagt Professorin Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin, Leitung der WiFF und der Autorengruppe Fachkräftebarometer.

Bildungs- und Betreuungsqualität hängt weiterhin vom Wohnort ab

Immer noch gibt es große regionale Unterschiede hinsichtlich der Qualität in den Einrichtungen. So variiert die Zeit, die Leitungskräften in Einrich­tungen vergleichbarer Größe für ihre Tätigkeit zur Verfügung steht, in den Bundesländern um bis zu 15 Wochenstunden. Auch der Personal-Kind-Schlüssel unterscheidet sich – trotz erzielter Verbesserungen – stark. Pro Fachkraft liegt die Varianz in Krippengruppen bei bis zu drei Kinder, in Kindergartengruppen bei bis zu fünf und in Schulkinder-gruppen bei bis zu elf Kindern. Unterschiedliche Wege gehen die Länder zudem beim Qualifikationsniveau des Personals und dem Einsatz von Assistenz- und Hilfskräften.

„Insgesamt zeigt das Fachkräftebarometer Frühe Bildung einmal mehr, wie wichtig es ist, eine Grundlage an verlässlichen und fortschreibbaren Daten zur Verfügung zu haben, die dabei behilflich sind, Erfolge und Errungen­schaften ebenso zu würdigen wie ausstehende Herausforderungen klar beim Namen zu nennen. Nur so lassen sich Krisen konstruktiv bewältigen“, bilanziert Professor Dr. Thomas Rauschenbach, der die Autorengruppe Fachkräftebarometer gemeinsam mit Professorin Dr. Fuchs-Rechlin leitet.

Fachkräftebarometer Frühe Bildung

Das Fachkräftebarometer Frühe Bildung liefert alle zwei Jahre auf Basis amtlicher Daten ausführliche Informationen über Personal, Arbeitsmarkt, Erwerbssituation sowie Ausbildung und Qualifizierung in der Früh­pädagogik sowie im Ganztag. Mit dem aktuellen Band erscheint die nunmehr fünfte Ausgabe des Berichts. 

Die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts (DJI). WiFF wird in Kooperation mit dem Forschungsverbund DJI/TU Dortmund durch­geführt und aus Mitteln des BMBF gefördert.

Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2023 Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF)


Kontakt
Annemarie Schuldt
Projektmarketing
Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF)
Tel.: 089/62306-249
schuldt@dji.de

Julia Pollert
Projektmarketing
Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF)
Tel.: 089/62306-248
pollert@dji.de

Sonja Waldschuk
Abteilung Medien und Kommunikation
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News Pressemitteilung Position 5 (klein)
news-1313 Wed, 06 Sep 2023 08:00:00 +0200 60 Jahre an der Schnittstelle von Politik, Fachpraxis und Grundlagenforschung https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/60-jahre-an-der-schnittstelle-von-politik-fachpraxis-und-grundlagenforschung.html Das Deutsche Jugendinstitut feiert sein 60-jähriges Bestehen Im Jahr 1963 nahm das Deutsche Jugendinstitut (DJI) in München seine Arbeit auf und entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einem der bedeutendsten sozialwissenschaftlichen Institute der Bundesrepublik. Seit vielen Jahren zählt das DJI zu einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsorganisationen Europas. Die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen und Familien sowie damit zusammenhängende sozialstaatliche Angebote und Maßnahmen stehen seit Beginn im Mittelpunkt der Forschung.

„Das DJI arbeitet an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Fachpraxis. Zum einen tragen unsere Forscherinnen und Forscher mit den zurzeit etwa 90 laufenden Projekten zu einer fundierten wissenschaft­lichen Basis für politische Entscheidungen bei. Zum anderen richten sich viele unserer Veröffentlichungen direkt an die Fachpraxis“, betont Prof. Dr. Sabine Walper, Direktorin und Vorstandsvorsitzende des DJI. „Eine unserer Stärken ist der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse für verschiedene Hilfeformen, wie beispielsweise bei Qualitätskriterien der stationären Jugendhilfe, dem Handbuch Pflegekinder oder umfangreichen Handreichungen zum Thema Adoption.“

Daten und Analysen für die Sozialberichterstattung

Die Analyse sozialer Ungleichheiten im Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen sowie der Lebensbedingungen von Familien liefert auch in Zukunft wesentliche Grundlagen für die Sozialberichterstattung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bearbeiten Probleme wie Armutsrisiken, Bildungsungleichheiten, digitale Zugänge und Kompetenzen, Migration und vieles mehr.

Das DJI unterstützt die Sozialberichterstattung der Bundesregierung zum Beispiel bei der Erstellung der Kinder- und Jugendberichte sowie der Familienberichte, die am DJI geschäftsführend betreut werden, aber auch bei den nationalen Bildungsberichten. Neben der Beratung von Politik und Fachpraxis der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe evaluiert und begleitet das DJI eine Vielzahl von Modellvorhaben.

Die umfassenden DJI-Erhebungen „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“, kurz AID:A, sowie weitere Surveys, etwa die DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) oder das Projekt „Entwicklung von Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung“ (ERiK) bieten detaillierte Einblicke in die Lebensbedingungen und die Entwicklung von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Familien. Die DJI-Daten ergänzen die Analysen der amtlichen Statistik. Damit leistet das Institut einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur Beschreibung gesellschaftlicher Trends in Deutschland.

Nationale und internationale Kooperationen

Wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen auch durch interdisziplinäre Forschung und Wissenstransfer. Deshalb kooperiert das DJI national und international mit Universitäten und Fachhochschulen, beispielsweise mit den beiden großen Münchner Universitäten, der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und der Technischen Universität München (TUM), sowie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Seit dem Jahr 2002 besteht ein Forschungsverbund mit der Technischen Universität Dortmund. International kooperiert das DJI in langjährigen Partner­schaften unter anderem mit der Tokyo Metropolitan University (TMU), mit der Manchester Metropolitan University, dem University College Dublin und der School of Education der Macquarie University in Sydney. Zudem unterstützen Mitarbeitende des DJI die „Partnerschaft Jugend der Europäischen Union und des Europarats“.

Die Arbeiten des DJI werden größtenteils durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und zu einem kleineren Teil durch die Bundesländer gefördert. Weitere Förderer im Rahmen der Drittmittelakquise sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Europäische Union sowie Stiftungen.

Die Wissenschaftliche Jahrestagung des DJI widmet sich in diesem Jahr am 7. und 8. November verschiedenen Aspekten des Themas „Jungsein in unsicheren Zeiten".
 

60 Jahre DJI ‒ Geschichte des DJI und eine Auswahl an ForschungsthemenWissenschaftliche Jahrestagung 2023 „Jungsein in unsicheren Zeiten" am 7. und 8. November 2023 in BerlinJahresbericht 2022

 

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news-1307 Wed, 09 Aug 2023 15:32:00 +0200 Unterstützungsangebote für ukrainische Geflüchtete greifen nicht immer https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/new64d243f460e02357942956-unterstuetzungsangebote-fuer-ukrainische-gefluechtete-greifen-nicht-immer.html DJI-Forschungsprojekt: Empfehlungen für Kommunen und Fachpraxis Der Abschlussbericht des Forschungsprojekts zur Situation ukrainischer Geflüchteter sowie den mit ihnen befassten Unterstützungsstrukturen in Deutschland liegt nun vor. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Jugendinstituts (DJI) untersuchten die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen und Müttern, die aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind und analysierten die bestehenden Unterstützungsstrukturen, beispielsweise in der Kinder- und Jugendhilfe und in den kommunalen Verwaltungen. Das Projekt war in drei Teilprojekten organisiert: „Kommunale Bildungsbüros und Jugendämter“, „Kitas und ukrainische Mütter mit Kitakindern“ und „Ukrainische Jugendliche in Deutschland“. Im Zeitraum vom 1. September 2022 bis 28. Februar 2023 wurden quantitative und qualitative Befragungen der Zielgruppen zu ihrem Leben in Deutschland und ihren Unterstützungsbedarfen sowie von Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe, von kommunalen Verwaltungen und zivilgesellschaftliche Akteuren zu den Herausforderungen der Fluchtbewegungen durchgeführt. Die empirischen Befunde und hieraus abgeleitete politische Handlungsempfehlungen sind in dem Projektbericht zusammengefasst.

Bildung, Sprachentwicklung, Freizeitgestaltung, Freundschaften und Unterstützungsstrukturen sind grundlegend für eine gelingende Integration

Doch wie können Institutionen und Kommunen auf die Bedarfe von Geflüchteten reagieren? Aus den Befunden des Forschungsprojekts ergeben sich mehrere Handlungsfelder. Ein grundlegender Schlüssel ist die Sprache. Eine Empfehlung ist, die Sprachförderung für Kinder, Jugendliche und Familien in Kitas, Schulen und durch außerschulische Kursangebote auszuweiten. Die Schulen würden den Bedürfnissen der Kinder besser entgegenkommen, wenn die Sprachförderung ergänzend zum Regelunterricht stattfindet und die Kinder in festen Regelklassen verortet sind. Weiterhin könnten Informationskampagnen und verbesserte Zugänge zu Unterstützungsangeboten dabei helfen, Nutzungsbarrieren abzubauen, denn häufig sind unzureichende Deutschkenntnisse der Grund dafür, dass Hilfen beim Deutschlernen, bei Behördengängen oder der Wohnungssuche nicht in Anspruch genommen werden. Auch Kultur- und Sportangebote haben eine wesentliche Bedeutung beim Integrationsprozess, da sie niederschwellige Austauschmöglichkeiten eröffnen; sie sollten aus diesem Grund weiter ausgebaut werden. Für die Bereitstellung umfangreicher Integrationsangebote sind nachhaltig verankerte, breit aufgestellte kommunale Netzwerke mit zivilgesellschaftlichen Organisationen wesentlich, damit sie bei Bedarf schnell und nachhaltig auf aktuelle Integrationsherausforderungen reagieren können.

Unterstützungsangebote greifen nicht immer

Die Mehrheit der ukrainischen Geflüchteten sind Mütter mit Kindern. Die meisten der 777 aus der Ukraine geflüchteten befragten Mütter fühlen sich erschöpft und durch das Kriegsgeschehen belastet. Auch das Wohlbefinden ihrer Kinder schätzen die Mütter häufig eher gering ein. Diejenigen, die psychologische, sprachliche und andere Unterstützungsmöglichkeiten nutzen, sind im Durchschnitt besser sozial integriert und haben intensivere Kontakte zur Bevölkerung. Die Mütter, die Angebote wahrnehmen, äußern zudem ein höheres Wohlbefinden und haben auch häufiger das Gefühl, in Deutschland sehr willkommen zu sein. Jedoch sind vielen Müttern, die die Angebote nicht nutzen, diese gar nicht bekannt. Auch wird Unterstützung seltener wahrgenommen, wenn es keine passende Betreuungsmöglichkeit für die Kinder gibt.

Die 621 befragten Kita-Leitungen hoben hervor, dass Kita-Plätze sowie pädagogisches Personal fehlten. Fehlende Sprachkenntnisse der Kinder und ihrer Eltern sind für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Dies betone einmal mehr die Notwendigkeit niedrigschwelliger Zugänge zu Sprachkursen, erläutert die Autorengruppe des Berichts.

Eine wesentliche Herausforderung ist die möglichst nahtlose Bildungsintegration durch Sprachförderung, durch Bildungs-, Sport- und Kulturangebote, aber auch durch Unterstützungsangebote im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe und im Gesundheitsbereich. Einige der Angebote werden auch von zivilgesellschaftlichen Organisationen wie Vereinen bereitgestellt. Verwaltungsinterne, abteilungsübergreifende Task Forces haben oftmals eine strategische Koordinationsfunktion, um auf kommunaler Ebene möglichst schnell und bedarfsgerecht zu handeln. Oftmals fehlt es an Ressourcen und Fachkräften. Gleichzeitig bleiben Plätze vor allem in den Kitas eine zentrale Herausforderung für die Kommunen und die Integration, wie auch Ergebnisse der Jugendamtserhebung im DJI-Projekt „Jugendhilfe und sozialer Wandel“ verdeutlichen.

Die befragten Jugendlichen sind vor dem Kriegsgeschehen geflüchtet, jedoch haben sie bereits vor oder während der Flucht Erfahrungen und Auswirkungen des Krieges erlebt. Nun stehen sie angesichts von Ortswechseln vor der Herausforderung einer möglichst bruchlosen Integration in das Bildungssystem. Ein gelungenes Ankommen in Deutschland hängt maßgeblich von der Unterstützung und dem Engagement von Schule und Lehrkräften ab. Schule ist für Jugendliche ein zentraler Ort, um neue Freundschaften zu knüpfen. Gleichzeitig ist es für sie schwieriger geworden, ihre alten Freundschaften in der Ukraine zu pflegen. Brückenklassen mit altersheterogener Zusammensetzung dienen dabei vor allem dem Erwerb von Deutschkenntnissen, ermöglichen jedoch nicht allen die angestrebten Bildungsfortschritte. Sie bieten jedoch mehr Kontinuität und damit mehr Möglichkeiten Beziehungen aufzubauen als bei wechselnden Zuordnungen zu unterschiedlichen Regelklassen.

Zusammenfassend ist die Situation für alle Geflüchteten sehr belastend und mit der Anstrengung verbunden, den Übergang von der Ukraine nach Deutschland möglichst bruchlos zu bewältigen. Dabei fehlt es trotz vieler Koordinationsanstrengungen an Platzangeboten, Fachkräften, finanziellen Ressourcen und teils auch an ausreichender Angebotskenntnis seitens der Zielgruppe. Es bedarf längerfristig des Erhalts nachhaltiger Unterstützungsstrukturen vor allem in den Kommunen, auch über das aktuelle Flüchtlingsgeschehen hinaus.
 

Abschlussbericht
Ukrainische Geflüchtete in Deutschland. Erhebungen zur Zielgruppe und zu kommunalen Betreuungs- und Unterstützungsstrukturen
Projekt Ukraine-Forschung am DJI

Beitrag BR2 Hörfunk, 17. November 2023, Krieg in der Ukraine:  Wie geht es den Geflüchteten in Deutschland?
 

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news-1284 Thu, 15 Jun 2023 17:23:00 +0200 Netzwerke Frühe Hilfen bundesweit etabliert https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/netzwerke-fruehe-hilfen-bundesweit-etabliert.html Neue Daten der Kommunalbefragung des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) zeigen jedoch zusätzlichen Bedarf an finanziellen Mitteln und Fachkräften für Frühe Hilfen In 97 Prozent der Kommunen in Deutschland mit einem Jugendamt war 2020 das Angebot der Familienhebamme oder der Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegenden vorhanden. Die Gesundheitsfachkräfte suchen Familien auf und kümmern sich mit ihnen um die gesunde Entwicklung und Versorgung von deren Baby oder Kleinkind. Damit hat sich die flächendeckende Ausweitung dieses Angebots seit 2013 fortgesetzt. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Kommunalbefragung des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH), an der sich bundesweit nahezu alle Kommunen mit einem Jugendamt beteiligt haben.

Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Auch in der Zeit nach der Pandemie bleiben Unterstützungsangebote vor allem für Familien in schwierigen Lebenslagen wichtig. Daher freue ich mich über die Verbreitung der Frühen Hilfen in den Kommunen. Das gut ausgebaute Angebot kommt so immer mehr Familien bundesweit zu gute.“

Prof. Dr. Sabine Walper, Direktorin des Deutschen Jugendinstituts e. V. (DJI): „Die Kommunalbefragung des NZFH ist ein wichtiges Instrument für Bund, Länder und Kommunen, um das Erreichen von Entwicklungszielen sowie den Bedarf an Weiterentwicklung zu erkennen. Auf dieser Grundlage lassen sich weitere Schritte für die Zukunft der Frühen Hilfen ableiten.“

Befragung zeigt starken Einfluss der Corona-Pandemie auf Frühe Hilfen
Die Kommunalbefragungen des NZFH sind seit 2013 wiederholte, standardisierte Vollbefragungen von Kommunen zum Stand des Auf- und Ausbaus der Frühen Hilfen in Deutschland. Die aktuellen Daten zeigen, dass in über 80 Prozent der Kommunen die Corona-Pandemie einen starken Einfluss auf die Frühen Hilfen hatte. Aufsuchende Angebote mussten während der Pandemie reduziert werden und in knapp 60 Prozent der Kommunen fielen Angebote weg, in die Familien vor der Pandemie vermittelt werden konnten. Gleichzeitig wurden in den meisten Kommunen neue Wege gefunden, um Familien zu erreichen und zu beraten.

Angebote und Netzwerke Früher Hilfen nahmen zu
In der Langzeitbeobachtung zeigt sich eine flächendeckende Sicherung und Ausweitung der zentralen Angebote der Frühen Hilfen: In 97 Prozent der Kommunen sind in der Regel kostenfreie Eltern-Kind-Gruppen zu finden. 75 Prozent der Kommunen bieten zudem offene Sprechstunden für Eltern an. Der Einsatz der Gesundheitsfachkräfte ist inzwischen weit verbreiteter Standard. Hierbei ist der Einsatz von Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegenden mittlerweile ebenso weit verbreitet wie der von Familienhebammen.

Ein positiver Trend zeichnet sich auch bei den Netzwerken Frühe Hilfen ab: Im Jahr 2020 gab es in Deutschland 939 Netzwerke Frühe Hilfen. Nur drei befragte Kommunen hatten kein Netzwerk. Die Zahl der Netzwerkkoordinierenden ist zwischen 2013 und 2020 um 25 Prozent auf 1.008 Personen gestiegen. Rund Dreiviertel der Personen sind mindestens zwei Jahre in dieser Funktion tätig.

Mangel an Fachkräften und Geld verhindert weiteren Ausbau der Angebote
Die Befragung des NZFH verdeutlicht darüber hinaus den weiteren Entwicklungsbedarf in den Frühen Hilfen. So stellten der Mangel an Fachkräften, aber auch fehlende finanzielle Mittel das größte Hindernis für den weiteren Ausbau des Angebots dar. Bei der Netzwerkkoordination Frühe Hilfen gaben mit 38 Prozent über ein Drittel der befragten Kommunen an, dass das Personalvolumen der Netzwerkkoordinierungsstellen nicht ausreicht. Gleichzeitig fehlten in über der Hälfte der befragten Kommunen Gesundheitsfachkräfte für eine bedarfsgerechte Versorgung.

Für die NZFH-Kommunalbefragung wurden im Frühjahr 2021 zum Stichtag 31.12.2020 insgesamt 570 Kommunen online befragt.

Nationales Zentrum Frühe Hilfen
Träger des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut e. V. (DJI). Das NZFH wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Es unterstützt seit 2007 die Fachpraxis dabei, familiäre Belastungen und Ressourcen frühzeitig zu erkennen, qualitätsgesicherte bedarfsgerechte Angebote bereitzustellen und die Vernetzung der unterschiedlichen Berufsgruppen zu fördern.
 

Detaillierte Informationen und Ergebnisse zur KommunalbefragungNationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH)Fachgruppe Frühe Hilfen am DJI
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Pressemitteilung Startseiten Position Position 3 (klein)
news-1265 Wed, 22 Mar 2023 09:54:21 +0100 Frühe Bildung weiterentwickeln https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/fruehe-bildung-weiterentwickeln.html Wie es um die Qualität der Kindertagesbetreuung in Deutschland steht – auch angesichts des Fachkräftemangels – und was andere Länder besser machen ist Thema der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse Für die Qualität in Kitas gilt der Personal-Kind-Schlüssel als wichtiges Merkmal. Dieser hat sich in den vergangenen zehn Jahren zwar deutlich verbessert: So ist eine pädagogisch tätige Person in Gruppen mit unter 3-Jährigen rechnerisch im Mittel für vier Kinder zuständig, und damit für ein Kind weniger als noch vor zehn Jahren (2012: 4,9; 2021: 4,0). Doch benennen Dr. Christiane Meiner-Teubner und Katharina Knopp in der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse mit dem Titel „Frühe Bildung weiterentwickeln“ auch Verbesserungsbedarf. Dieser betrifft vor allem die ostdeutschen Bundesländer, wo sich eine Fachkraft um fünf bis sechs Kinder dieser Altersgruppe kümmert.

Fachkräftemangel erschwert die Qualitätsentwicklung
Eine große Herausforderung für die Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung stellt zudem der akute Fachkräfteengpass dar, schreiben die DJI-Wissenschaftlerinnen Birgit Riedel, Prof. Dr. Susanne Kuger, Dr. Diana Schacht und Franka Baron in ihrem Artikel. Das zeigen Ergebnisse aus dem am Deutschen Jugendinstitut (DJI) und im Forschungsverbund DJI/TU Dortmund angesiedelten Projekt „Entwicklung von Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung“ (ERiK): Ein hoher Anteil an Stellen in den Kitas bleibt demnach mehr als sechs Monate unbesetzt. Dies hat erhebliche Konsequenzen für den Kita-Alltag: So wird fehlendes Personal in der Regel durch Überstunden der anwesenden Fachkräfte und größere Gruppen ausgeglichen. Außerdem helfen häufig Leitungskräfte aus, die eigentlich anderen Aufgaben nachgehen müssten.

Staatssekretärin Deligöz fordert, Kosten für Erzieher:innen-Ausbildung abzuschaffen
Im Hinblick auf die Gewinnung und Bindung von Fachkräften spricht sich die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium Ekin Deligöz für höhere Löhne in den Einrichtungen aus. Außerdem fordert sie im Interview mit DJI Impulse unter anderem, die Kosten für die schulische Erzieher:innen-Ausbildung flächendeckend abzuschaffen und die Fachkräfte im Arbeitsalltag von Zusatzaufgaben zu entlasten, die nicht in den pädagogischen Bereich fallen.

Kita-Zugang ist nicht für alle gleich
Verbesserungsbedarf gibt es laut DJI Impulse auch bei der gleichberechtigten Teilhabe an früher Bildung: So besuchen in Deutschland Kinder von Eltern mit geringerem Bildungsabschluss und Migrationshintergrund seltener und später die Kindertagesbetreuung als der Durchschnitt der entsprechenden Altersgruppe. Anhand von Ergebnissen der international vergleichenden Equal-Access-Studie des Deutschen Jugendinstituts stellen DJI-Wissenschaftler:innen dar, wie Kommunen Barrieren für benachteiligte Familien abbauen können.

Der Blick auf andere Länder
Wie Herausforderungen bei der Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung in anderen Ländern bewältigt werden, zeigen die Beiträge von drei Gast-Autor:innen. Sie illustrieren, wie in Gent und Brüssel die Kommunalpolitik Ungleichheiten beim Kita-Zugang verringert, wie Finnland Evaluationen gezielt nutzt, um ein gleichwertiges Angebot in allen Kommunen zu stärken und wie Norwegen innerhalb von 15 Jahren die Anzahl männlicher Fachkräfte verdreifachte. Die international vergleichende Forschung zur frühen Bildung wird am DJI seit zehn Jahren vom Internationalen Zentrum Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung vorangetrieben. Anlässlich des Jubiläums werden wichtige Meilensteine nachgezeichnet.

Fachkräfte sind im internationalen Vergleich gut ausgebildet
Die international vergleichende Forschung zeigt auch: Deutschlands Kita-Fachkräfte sind gut ausgebildet, wie Ergebnisse der OECD-Studie TALIS-Starting-Strong nachweisen. Dies gilt als wichtige Voraussetzung dafür, dass Fachkräfte die Interaktionen mit den Kindern gut gestalten können. Dr. Katja Flämig, Leiterin der Fachgruppe „Pädagogische Konzepte der Kindheit“ am DJI erklärt in ihrem Artikel und im "DJI Videocast Perspektiven", wie die Interaktionsqualität erhoben werden kann und warum es wichtig ist, die Sicht von Kindern, Eltern und Fachkräften bei der Qualitätsentwicklung einzubeziehen.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet über die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Wissenschaftler:innen über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie sowie Bildung und liefern Impulse für Politik, Wissenschaft und Fachpraxis. In einer Videoreihe, die die thematischen Schwerpunkte in DJI Impulse begleitet, benennen DJI-Wissenschaftler:innen auf Basis der wissenschaftlichen Analysen im Forschungsmagazin zentrale Herausforderungen und formulieren Lösungsansätze.

Die DJI Impulse-Ausgabe mit dem Schwerpunkt „Frühe Bildung weiterentwickeln“ kann kostenlos bestellt und heruntergeladen werden: www.dji.de/impulse
Folge 2 der Videoreihe mit Dr. Katja Flämig: www.dji.de/videocast-perspektiven-folge2
Mehr Angebote zum Impulse-Schwerpunkt: www.dji.de/fruehebildung

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Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation
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news-1250 Thu, 02 Mar 2023 14:26:00 +0100 Angebote der Kindertagesbetreuung weiter ausbauen https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/angebote-der-kindertagesbetreuung-weiter-ausbauen.html KiBS-Studie des DJI beschreibt hohen Betreuungsbedarf sowie Differenz zwischen elterlichem Bedarf und tatsächlicher Nutzung eines Betreuungsplatzes Wie viele Eltern haben Bedarf an Kinderbetreuung und welche Betreuungsform wünschen sie sich? Wie hat sich der Bedarf in den vergangenen Jahren entwickelt? Diese und weitere Fragen müssen geklärt werden, um den Status Quo und den Bedarf des quantitativen Ausbaus der Kindertagesbetreuung in Deutschland zu ermitteln und zu steuern.

Im Rahmen der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) analysieren die Forschenden daher mittels einer jährlichen, länderrepräsentativen Elternbefragung Betreuungsbedarf und Betreuungssituation von Kindern ab der Geburt bis zum Ende der Grundschulzeit. Die Studie ermittelt seit mittlerweile elf Jahren auch Diskrepanzen zwischen dem Bedarf und der Verfügbarkeit von Kindertagesbetreuung.

Die jetzt vorliegende Studie 1 des DJI-Kinderbetreuungsreports 2022 befasst sich mit dem elterlichen Betreuungsbedarf bei unter dreijährigen Kindern (U3-Kinder) und Kindern zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt (U6-Kinder). Die zweite und dritte Welle der Corona-Pandemie, die in den Zeitraum der Erhebung fielen, sorgten immer wieder für Kita-Schließungen und unsichere Betreuungssituationen.

Laut dem jährlich erscheinenden Bericht „Kindertagesbetreuung Kompakt“ des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ), in welchen auch die KiBS-Daten miteinfließen, betrug die Betreuungsquote im Jahr 2021 trotz des unsteten und unsicheren Betreuungsalltags bei unter Dreijährigen 34,4 Prozent. Stellt man die Quote den elterlichen Bedarfen gegenüber, lag die Differenz zwischen Betreuungsquote und Bedarf bei Eltern von U3-Kindern dennoch bei 12,4 Prozent (siehe Kindertagesbetreuung Kompakt 2022). „Diese Differenz ist gerade bei Kindern unter drei Jahren groß. Jährlich melden uns deutlich mehr Eltern einen Betreuungsbedarf als tatsächlich einen Platz zur Verfügung hatten. Um dem elterlichen Bedarf gerecht werden zu können, müsste das Angebot an Kindertagesbetreuung weiter ausgebaut werden und auch die zeitliche Passgenauigkeit müsste sich stärker an den Bedürfnissen der Eltern orientieren“, empfiehlt die DJI-Wissenschaftlerin Theresia Kayed.

Fast die Hälfte der Eltern mit einem U3-Kind hat einen Betreuungsbedarf

Fast die Hälfte der Eltern mit einem Kind unter drei Jahren wünschte sich einen Betreuungsplatz. Die Forschenden beobachteten mit zunehmendem Alter des Kindes steigende Bedarfe. Dabei haben Eltern in Westdeutschland einen etwas geringeren Bedarf als Eltern in Ostdeutschland.

Ein Großteil der Eltern von U3-Kindern in Westdeutschland bevorzugte Betreuungszeiten im Umfang von bis zu 35 Stunden wöchentlich. Eltern in Ostdeutschland wollten mehrheitlich eine Betreuung mit mehr als 35 Stunden wöchentlich. Ganztagsplätze mit mehr als 45 Stunden wöchentlich werden immer seltener gewünscht. Auch wenn ein Betreuungsplatz vorhanden war, war bei Eltern mit ein- oder zweijährigen Kindern eine Abdeckung der gewünschten Betreuungszeiten nicht immer möglich, in Westdeutschland dabei seltener als in Ostdeutschland.

In den Jahren 2020 und 2021 wünschten Eltern mit einem Kind unter drei Jahren etwas seltener eine Betreuung als noch vor der Corona-Pandemie. Dies ist vor allem bei Eltern von einjährigen Kindern der Fall. Wegen der nach wie vor bestehenden Lücke zwischen Betreuungsbedarf und -verfügbarkeit sollten die Plätze in der Kindertagesbetreuung trotzdem aufgestockt werden, empfehlen die Autorinnen und Autoren der Studie.

Fast alle Eltern eines Kindes zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt wünschten sich im Jahr 2021 eine Betreuung für ihr Kind. Die Nachfrage nach kürzeren Betreuungsumfängen war bei Eltern in Westdeutschland größer als bei Eltern in Ostdeutschland. Bei einem Großteil der Eltern von U6-Kindern ist der Bedarf zeitlich gedeckt. Trotzdem nutzten 8 Prozent der Eltern einen Betreuungsplatz in einem geringeren Umfang als eigentlich gewünscht.

DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)

Seit sechs Jahren erarbeitet das KiBS-Team jährlich eine Reihe von vertieften Analysen, die im Format des DJI-Kinderbetreuungsreports als Serie thematisch fokussierter Studien verfügbar sind. Die Auswertungen beschäftigen sich etwa mit den Kosten der Kindertagesbetreuung, den Gründen für eine Nichtinanspruchnahme von Kindertagesbetreuung oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Report 2022 werden die zentralen Indikatoren der Erhebung aus dem Jahr 2021 vorgestellt.

Seit dem Jahr 2016 werden auch die elterlichen Bedarfe für Grundschul­kinder erhoben und ausgewertet. Detaillierte Ergebnisse zu den Betreuungsbedarfen der Kinder im Grundschulalter sind in Studie 2 des Reports 2022 zu finden. Vor dem Hintergrund eines ab dem Jahr 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf ganztägige Betreuung für Grundschul­kinder gibt sie Einblicke in die Betreuungssituation.

KiBS wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Die Forschungsergebnisse werden unter anderem in der Broschüre „Kindertagesbetreuung Kompakt“ des BMFSFJ publiziert, dort vor allem zu den Themen des Betreuungsbedarfs sowie zu Häufigkeit und Umfang der tatsächlichen Nutzung der Kindertages­betreuung.
 

Der Betreuungsbedarf bei U3- und U6-Kindern, DJI-Kinderbetreuungsreport 2022, Studie 1 von 6, Theresia Kayed, Johannes Wieschke, Susanne Kuger, 49 Seiten, ISBN: 978-3-86379-454-5Allgemeine Informationen zur DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) „Kindertagesbetreuung Kompakt – Ausbaustand und Bedarf 2021“ des BMFSFJThemenseite Kinderbetreuung


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news-1226 Tue, 20 Dec 2022 12:53:33 +0100 Qualität der Kindertagesbetreuung in Deutschland https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/qualitaet-der-kindertagesbetreuung-in-deutschland.html Umfassende Auswertung der Surveys und amtlichen Daten zur „Entwicklung von Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung“ (ERiK) im Forschungsbericht II veröffentlicht Es zeigt sich, dass es in jeder vierten Kindertages­einrichtung Stellen gibt, die länger als sechs Monate nicht besetzt werden konnten. Personalausfälle werden überwiegend zu Lasten des bestehenden Personals beispielsweise durch Überstunden aufgefangen. Über die Hälfte der Leitungen gibt an, dass der häufigste Grund für eine Kündigung des Personals eine andere Arbeitsstelle im Feld der frühen Bildung ist. Hier zeichnet sich somit die Mobilität innerhalb des FBBE-Feldes ab. Die Befunde des Forschungs­berichts II spiegeln die zentralen Herausforderungen der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) aus unter­schiedlichen Perspektiven wider.

Nach wie vor konnten die Forschenden des Deutschen Jugendinstituts (DJI) soziale Selektivität und ungleiche Teilhabe beobachten, wie die geringere Inanspruchnahme von FBBE-Angeboten durch Kinder mit Migrations­hintergrund im Vergleich zu Kindern ohne Migrationshintergrund zeigt. Ein Zugangshindernis sind Beiträge, die Eltern für die Kindertages­betreuung entrichten müssen. Trotz der durch das KiTa-Qualitäts- und -Teilhabeverbesserungsgesetz (KiQuTG) eingeführten Maßnahmen zur Entlastung von Beiträgen berichtet die Mehrheit der Träger, dass in ihren Kindertageseinrichtungen Elternbeiträge anfallen. Zudem berichten fast alle Träger, dass sie Verpflegungskosten von den Eltern verlangen. Etwa ein Drittel der Eltern aus der KiBS-Studie 2020 gibt wiederum an, dass sie aus unterschiedlichen Gründen keine Elternbeiträge zahlen. Dabei variiert der Anteil der Eltern mit einer Beitragsbefreiung stark zwischen den Ländern.

Über die im KiQuTG genannten Themen hinaus ist die Bedeutung des Gesundheitsschutzes und der Gesundheitsförderung in der frühen Bildung während der Pandemie deutlich geworden. Fort- und Weiterbildungen zu gesundheitsbezogenen Themen werden vom pädagogischen Personal vergleichsweise häufig besucht. Während der Coronapandemie entstanden unter anderem durch die Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Schutzmaßnahmen teilweise herausfordernde strukturelle Voraussetzungen. Diese erschwerten die Förderung von Kindern erheblich.

Maßnahmen der Qualitätsentwicklung und -sicherung

Damit rücken zentrale Fragen nach möglichen Maßnahmen der Qualitätsentwicklung und -sicherung in der Kindertagesbetreuung und den damit einhergehenden Steuerungsansätzen im System in den Fokus. Etwa zwei Drittel der befragten Träger in den ERiK-Surveys 2020 geben interne Evaluation als die Maßnahme an, die in den von ihnen verantworteten Einrichtungen vorgeschrieben ist. Externe Evaluationen werden bei einem Drittel der Träger genutzt. Sie sind selten verpflichtend. Während die Träger Vorgaben für die Umsetzung interner und externer Evaluationen in Kindertageseinrichtungen machen, sind Qualitätsmaßnahmen im Bereich der Kindertagespflege überwiegend beim Jugendamt angesiedelt.

Das Projekt ERiK am DJI in Kooperation mit dem Forschungsverbund DJI/TU Dortmund setzt mit dem ERiK-Forschungsbericht II die Veröffentlichungsreihe über die empirischen Grundlagen, Analysen und Ergebnisse des Monitorings zum KiQuTG fort. Ziel des Vorhabens ist es, herauszuarbeiten, welche Veränderungen sich in der Qualität und Teilhabe im System seit dem Inkrafttreten des KiQuTG abzeichnen.

Der ERiK-Forschungsbericht II beinhaltet sowohl umfassende Auswertungen aus amtlichen Statistiken als auch erstmals Auswertungen der Daten aus den ERiK-Surveys 2020. Die Daten aus den bundesweiten Befragungen von Leitungen und pädagogischem Personal in Kindertageseinrichtungen, von Kindertagespflegepersonen und Jugendämtern sowie von Trägern von Kindertageseinrichtungen bilden die Grundlage für viele Auswertungen zu weiteren Indikatoren und Kennzahlen. Einzelheiten zu den Surveys 2020 sind in den ERiK-Methodenberichten I und II dokumentiert. Darüber hinaus werden die amtlichen Daten der Kinder- und Jugendhilfestatistik (KJH) und die Daten der Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des DJI aus dem Jahr 2020 ausgewertet. Die kombinierte Auswertung dieser verschiedenen Datenquellen ist in dieser Breite einzigartig.

„Die Beobachtung der Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung ist von zentraler Relevanz für die komplexen Steuerungsanforderungen, die sich dem System stellen. Die Daten der ERiK-Surveys 2020 liefern eine breite Analysegrundlage, die es bisher in diesem Umfang noch nicht gegeben hat. Durch die Berücksichtigung der verschiedenen Akteurs-Perspektiven im Erhebungsprogramm liegen nun Daten und Informationen vor, zu denen es bisher kein empirisches Wissen gab. Hinzu kommt die Kombination mit den amtlichen Daten, die den Monitoringansatz des KiQuTG auch international einzigartig macht,“erläutert Nicole Klinkhammer, die das Projekt bis September 2022 geleitet hat.

Der ERiK-Forschungsbericht II bildet zusammen mit den Fortschrittsberichten der Länder die empirische Grundlage für die jährlichen Monitoring-Berichte des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), wie den Gute-Kita-Bericht 2021, und für die Evaluationsberichte der Bundesregierung. Die zusätzliche Veröffentlichung des ERiK-Methodenbericht II bietet in Verbindung mit dem ersten ERiK-Methodenbericht einen umfassenden Überblick über die im Rahmen des ERiK-Projekts erhobenen Survey-Daten. Das ERiK-Projekt wird durch das BMFSFJ gefördert.

Allgemeine Informationen zum ERiK-ProjektERiK-Berichte zum DownloadForschungsverbund DJI/TU DortmundThemenseite Qualität der Kindertagesbetreuung in DeutschlandDJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)Monitoringbericht des BMFSFJ zum KiQuTG 2022
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Dr. Sina Fackler
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News Pressemitteilung Position 1 (groß)
news-1221 Thu, 08 Dec 2022 12:32:00 +0100 Aufwachsen von Jugendlichen mit Behinderung https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/aufwachsen-von-jugendlichen-mit-behinderung.html Deutschlandweite Befragung von fast 2.700 Jugendlichen mit Behinderung zeigt Vielfalt ihrer Lebenswelten Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Jugendliche mit geistiger Behinderung von der digitalen Transformation der Gesellschaft ausgeschlossen werden könnten. Und inklusiv beschulte Jugendliche häufiger Ausgrenzung oder Diskriminierung in der Schule erleben als diejenigen in Förderschulen. Dies sind zwei Ergebnisse der breit angelegten Studie „Aufwachsen und Alltags­erfahrungen von Jugendlichen mit Behinderung“, die das Deutsche Jugendinstitut (DJI) im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung durch­geführt hat. Fast 2.700 Jugendliche mit Behinderung der siebten bis zehnten Klasse wurden hierfür deutschlandweit zu den Themenbereichen Freizeit, Freundschaften und soziale Beziehungen sowie Autonomie und Verselbst­ständigung befragt.

Als Hinweis auf die Form der Beeinträchtigung wurde der sonderpäda­gogische Förderbedarf herangezogen. Dieser gliedert sich in die Kategorien Sehen, Hören, Sprache, Lernen, körperliche und motorische Entwicklung, emotionale und soziale sowie geistige Entwicklung. Etwa ein Drittel der Teilnehmenden hat zwei oder mehr Förderbedarfe.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche mit Behinderung eine heterogene Gruppe darstellen, deren Lebenssituationen sehr vielfältig sind“, betont Dr. Shih-cheng Lien, die gemeinsam mit George Austin-Cliff und Johann Hartl die Studie am DJI leitete.  „Wir sehen schon an vielen Stellen einen Zusammenhang zwischen den Erfahrungen der jungen Menschen einerseits und der Form und dem Grad der Beeinträchtigung andererseits; aber auch andere Faktoren wie zum Beispiel die Wohn­situation können eine erhebliche Rolle spielen. Jugendliche, die in einem Wohnheim oder Internat wohnen, berichten häufiger als diejenigen, die mit ihrer Familie leben, dass sie zu viel Freizeit alleine verbringen; die gleiche Tendenz zeigt sich auch bei Jugendlichen mit emotionalen und sozialen Schwierigkeiten im Vergleich zu Jugendlichen mit anderen Formen von Beeinträchtigung.“ Um Barrieren zu erkennen und anschließend abzu­bauen, ist daher immer eine differenzierte Betrachtung der konkreten Lebenslagen erforderlich.

Die Baden-Württemberg Stiftung hatte die Studie in Auftrag gegeben, um Jugendliche mit Behinderung stärker in den Fokus zu rücken und erstmals eine überregionale Beschreibung von deren Lebenssituation zu erhalten. „Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse, um die Alltags-, Bildungs- und Freizeiterfahrungen junger Menschen mit Behinderung zu verbessern“, sagt Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung. „Wir werden uns die Ergebnisse ganz genau anschauen und überlegen, wo wir programmatisch anknüpfen können.“

Jugendliche mit geistiger Behinderung sind häufig von digitaler Teilhabe ausgeschlossen

93 Prozent der Befragten sagen, dass sie ein eigenes Smartphone haben. Andere, allgemeine Jugendstudien kommen auf einen vergleichbar hohen Anteil, was nahelegt, dass dieses für soziale Teilhabe unverzichtbare Gerät genauso wie bei allen anderen auch zu einem Bestandteil des Alltags von Jugendlichen mit Behinderung geworden ist. Dennoch zeichnen sich Hürden bei der digitalen Teilhabe vor allem bei Jugendlichen mit geistiger Behinderung sowie bei Jugendlichen mit mehreren Formen von Beein­träch­tigung ab. Zum einen besitzen sie seltener als der Durchschnitt der Befragten ein eigenes Smartphone und sind im Internet weniger aktiv. Zum anderen wird ihr Internetverhalten häufiger von Erwachsenen überwacht. „Heutzutage setzt soziale Teilhabe digitale Teilhabe voraus, weswegen eine stärkere und differenzierte Förderung der Medienkompetenzen der Jugendlichen notwendig ist“, meint George Austin-Cliff. Um technische Benachteiligungen abzubauen, sollte zudem bei der Entwicklung neuer Hard- und Software Barrierefreiheit konsequenter mitgedacht werden, etwa durch alternative Darstellungs- und Steuermöglichkeiten.

Ausgrenzung oder Diskriminierung erfolgen häufig in der Schule

Wichtige soziale Orte Jugendlicher sind Schulen. Wenn Jugendliche mit Behinderung Ausgrenzung oder Diskriminierung erfahren, erleben sie diese meist dort. Davon sind Jugendliche in inklusiven Regelschulen häufiger betroffen als Jugendliche in Förderschulen. „Vor allem in den Regelschulen müssen Lehr- und Fachkräfte unterstützt werden, um Ausgrenzung frühzeitig zu erkennen und dem entgegenzuwirken. Auch braucht es tragfähige Schutzkonzepte, damit etwa Schülerinnen und Schüler, mit und ohne Behinderung, lernen, mit Vielfalt und Differenz umzugehen“, erklärt Johann Hartl. Zentral hierfür ist ebenfalls die Förderung einer allgemeinen Haltung, die gesellschaftliche Vielfalt wertschätzt und Menschen mit Behinderung in ihrer Gleichberechtigung anerkennt.

An Kolleginnen und Kollegen richten die DJI-Forschenden die Empfehlung, Inklusivität als Gütekriterium für das eigene Forschungshandeln anzuer­kennen und bisher nicht berücksichtigte Gruppen junger Menschen künftig systematisch einzubeziehen. Sozialwissenschaftliche Jugendforschung, die den Anspruch erhebt, soziale Wirklichkeit empirisch zu beschreiben, kann davon nur profitieren. Bisher galt es beispielsweise als schwer umsetzbar, Jugendliche mit unterschiedlichen Formen von Beeinträchtigungen in großer Zahl direkt zu befragen. Die Forschenden des DJI entwickelten des­halb einen Fragebogen, der in unterschiedlichen Modi angeboten und in Umfang und Komplexität angepasst werden konnte.


Ergebnisbericht der Studie "Aufwachsen und Alltagserfahrungen von Jugendlichen mit Behinderung"Ergebnisfolien der Abschlusstagung im Mai 2022Projekt-Website des DJIProjekt-Website der Baden-Württemberg Stiftung


Kontakt
Dr. Shih-cheng Lien
Abteilung Jugend und Jugendhilfe
lien@dji.de
Tel.: 089/62306-389

Martin Kern
Abteilung Medien und Kommunikation
mkern@dji.de
Tel.: 089/62306-397

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news-1209 Tue, 08 Nov 2022 13:30:00 +0100 Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stärken https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/die-psychische-gesundheit-von-kindern-und-jugendlichen-staerken-1.html Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DJI stellen bei der Jahrestagung am 8. und 9. November 2022 aktuelle Forschungsergebnisse und -projekte vor Die COVID-19 Pandemie hat insbesondere die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mitunter stark beeinträchtigt und soziale Unterschiede verschärft. Dies zeigt sich auch an wichtigen Weichenstellungen in Bildungsverläufen, wie zum Beispiel am Übergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule und von der Schule in die Ausbildung. Die wissenschaftliche Jahrestagung 2022 des Deutschen Jugendinstituts (DJI) am 8. und 9. November 2022 in Berlin befasst sich mit Risiken für junge Menschen in verschiedenen Lebensphasen und mit wirksamer Prävention vor sich verstetigender Benachteiligung – von der Familie über die Kita und die offene Jugendarbeit bis zum Internet.

„Viele junge Menschen und ihre Eltern haben in den letzten Jahren stark unter den Einschränkungen der Pandemie gelitten. Deshalb gilt es nun, das Thema psychische Gesundheit in allen Bildungsangeboten aufzugreifen – in den Kitas, in den Schulen und auch in der Kinder- und Jugendhilfe“, sagt DJI-Direktorin Prof. Dr. Sabine Walper. „In der Forschung untersuchen wir, ob sie die Alltags-, Gesundheits- und digitalen Kompetenzen haben, die sie für ein gesundes Aufwachsen benötigen und entwickeln Ansätze, diese zu stärken“. Sabine Walper hält den Eröffnungsvortrag der wissenschaftlichen Jahrestagung des DJI und tauscht sich mit Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, in einem Podiumsgespräch darüber aus, wie Forschung für politische Entscheidungen nutzbar gemacht werden kann.

Die im Folgenden ausgewählten Forschungsergebnisse, die neben vielen weiteren auf der DJI-Jahrestagung präsentiert werden, geben anhand empirischer Daten wichtige Impulse für Politik und Praxis.

Verhaltensprobleme bei Kindern und Jugendlichen haben erneut zugenommen

Wie das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen während der COVID-19 Pandemie beeinträchtig wurde und immer noch beeinträchtigt wird, zeigen Daten aus der DJI-Studie „Kind sein in Zeiten von Corona“ und neue Auswertungen des DJI-Surveys „Aufwachsen in Deutschland: AIltagswelten“, kurz AID:A. Bei den 3- bis 17-Jährigen haben während der Pandemie im Jahr 2020 und erneut im Herbst 2021, also lange nach den strikten Lockdowns, Verhaltensprobleme zugenommen. Mehr emotionale Reaktionen wie Weinen, Rückzug, Kopf- und Bauchmerzen, Probleme mit Gleichaltrigen, Hyperaktivität und Konzentrations­schwierigkeiten stellen die befragten Eltern bei ihren Kindern im Vergleich zur Befragung vor Corona im Jahr 2019 fest.

Dies betrifft diejenigen jungen Menschen am stärksten, die bereits zuvor benachteiligt waren, weil ihre Eltern finanziell belastet sind, über einen geringeren Bildungsabschluss verfügen, oder einen Migrationshintergrund haben und deshalb mit der deutschen Sprache und dem Bildungssystem hierzulande weniger vertraut sind. „Da für die Bewältigung emotionaler Probleme insbesondere bei jüngeren Kindern die Eltern eine wichtige Rolle spielen, kommt die Benachteiligung hier doppelt zum Tragen“, sagt DJI-Wissenschaftlerin und Studienleiterin Dr. Alexandra Langmeyer. Deshalb plädiert die Leiterin der Fachgruppe „Lebenslagen und Lebenswelten von Kindern“ für eine gezielte Entlastung von benachteiligten Familien und den Ausbau der Familienhilfe.

Trotz Anstrengungen werden Familien in prekären Lebenslagen an Grundschulen kaum erreicht

Wie schwierig es ist, benachteiligte Familien zu erreichen, zeigt auch die soeben veröffentlichte DJI-Studie „Zusammenhänge zwischen prekären Lebenslagen und Bildungsverläufen“ zum Übergang von Grundschul­kindern auf weiter­führende Schulen. Im Rahmen der Studie wurden Schulleitungen, Lehrkräfte und Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter an vier Münchner Grundschulen unter anderem zur Gestaltung des Übertritts und zur Zusammenarbeit mit finanziell belasteten Familien befragt. Eltern und Kinder gaben Auskunft zu ihren Bildungszielen, ihrer Lebenslage sowie zur Kenntnis und Nutzung von unterstützenden Angeboten.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich Kinder aus diesen Familien zwar häufig einen Übertritt auf die Realschule oder das Gymnasium wünschten und ihre Eltern eignen Angaben nach versuchten, sie dabei zu unterstützen. Sie stießen dabei jedoch an ihre Grenzen, unter anderem aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse, fehlendem Wissen über die für den Übertritt aufs Gymnasium zu erbringenden Leistungen und erschwertem Zugang zu Übungsmaterialien und Nachhilfe. Die Kinder erreichten den gewünschten Übertritt letztlich nicht oder nur schwer, obwohl seitens der Schulen Anstrengungen unternommen wurde, auch Kinder aus finanziell belasteten Familien zu erreichen.

Die Interviews mit den Befragten geben Aufschlüsse über die Hintergründe der mangelnden Zusammenarbeit: So beklagten die Schulakteure, die Eltern nicht zu erreichen. Diese fühlten sich wiederum mit den schulischen Anforderungen alleingelassen. Armut und Ressourcenknappheit bei den Familien wurde häufig nicht wahrgenommen und die Familien gingen aus Angst vor Stigmatisierung nicht offen damit um. Zudem fehlten aus Sicht der Lehrkräfte und der Eltern unterrichtsbezogene und lernunterstützende Angebote wie Nachhilfe, Förder- und Sprachkurse.

„Letztlich kann nur sichergestellt werden, dass die Angebote zur Förderung der Kinder genutzt werden, wenn sie für möglichst alle Kinder verfügbar sind“, konstatieren die Studienleiterinnen Dr. Claudia Zerle-Elsäßer und Dr. Christine Steiner. Sie empfehlen daher beispielsweise Standardangebote zur Förderung an Schulen zu etablieren, außerunterrichtliche Angebote stärker mit dem Fachunterricht zu verbinden sowie eine intensivere Vernetzung der Schulen mit der Jugendsozialarbeit, Horten, Vereinen, anderen Schulen und auch Migranten-Selbstorganisationen im jeweiligen Sozialraum.

Berufswahlprozesse wurden in Pandemiezeiten verzögert

Eine wichtige Weiche in der Bildungsbiografie junger Menschen ist auch der Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf. DJI-Forschende untersuchten, wie sich Übergangswege bei Jugendlichen an Haupt- und Realschulen durch die Pandemie verändert haben, indem sie Befragungsdaten zweier Kohorten vor und während Corona miteinander verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass Berufswahlprozesse in Pandemiezeiten verzögert wurden: Während die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen abnahm, stieg der Anteil an Jugendlichen, der eine weiterführende Schule besuchte.

Gleichzeitig trafen die jungen Menschen die Übergangsentscheidung weniger selbstbestimmt: Der Anteil derjenigen, der diese Wahl als Notlösung bezeichnete, hat sich in der Corona-Kohorte verdoppelt. Mehr Autonomie und Kontinuität im Berufswahlprozess empfanden hingegen diejenigen, die einen konkreten Berufswunsch und Wissen über Berufe hatten. „Folglich sind bei der individuellen Bewältigung der Krise gerade persönliche Ressourcen entscheidend“, erklärt DJI-Wissenschaftler Dr. Frank Tillmann, der zusammen mit Irene Hofmann-Lun und Dr. Karen Hemming die Analysen vornahm.

Die Studie zeigt auch, dass die Schulleistungen bei vielen Jugendlichen nachgelassen haben und sich mehr als jeder dritte junge Mensch an Haupt- und Realschulen an der Schwelle des Übergangs ins Berufsleben Sorgen über seine Zukunft macht. Während der Corona-Pandemie betraf dies überproportional Mädchen und Jugendliche mit Migrationshintergrund, die beim Online-Unterricht verstärkt auf Sprachbarrieren stießen. „Dadurch kam es während der Pandemie zu einer Verstärkung der Bildungsbenachteiligung“, sagt Dr. Frank Tillmann. Gleichzeitig zeige sich auch an dieser Stelle der große Einfluss von persönlichen Ressourcen wie eine gefestigte berufliche Perspektive und Wissen über Ausbildungsberufe. „Diese Kompetenzen müssen künftig gezielter bei den Jugendlichen gefördert werden“, empfiehlt Tillmann.


DJI-Projekt "Kind sein in Zeiten von Corona"DJI-Projekt "Zusammenhänge zwischen prekären Lebenslagen und Bildungsverläufen"DJI-Projekt "Übergänge im Jugendalter"

Programm der DJI-Jahrestagung 2022


Kontakt
Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation
089/62306-446
hofele@dji.de

Dr. Alexandra Langmeyer
Leiterin der Fachgruppe „Lebenswelten und Lebenslagen von Kindern“
089/62306-592
langmeyer@dji.de

Dr. Claudia Zerle-Elsäßer
Leiterin der Fachgruppe „Lebenslagen und Lebensführung von Familien“
089/62306-317
zerle@dji.de

Dr. Frank Tillmann
Forschungsschwerpunkt „Übergänge im Jugendalter“
0345/68178-13
tillmann@dji.de

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Pressemitteilung
news-1159 Wed, 10 Aug 2022 08:42:00 +0200 Der lange Weg aus der Pandemie https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/der-lange-weg-aus-der-pandemie.html Die Folgen der Coronakrise belasten Jugendliche immer noch stark – neue Studienergebnisse des Deutschen Jugendinstituts im Forschungsmagazin DJI Impulse erschienen Die Folgen der Pandemie belasten Jugendliche und junge Erwachsene in fast allen Lebensbereichen weiterhin stark. Das zeigen erste Ergebnisse einer bislang unveröffentlichten Untersuchung im Rahmen des Surveys des Deutschen Jugendinstituts (DJI), die in der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse erschienen sind. In der Langzeitstudie werden regelmäßig etwa 1.500 junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren befragt. Viele sehen demnach eine der größten Herausforderungen in Schule, Studium und Beruf: Lediglich 55 Prozent der Befragten waren im Herbst 2021 – also lange nach den Phasen der strikten Lockdowns und des Homeschoolings – mit ihrer (Aus-)Bildungssituation zufrieden. Das sind 16 Prozentpunkte weniger als im Jahr 2019 vor der Pandemie. Auch die Freundschaftsbeziehungen litten in diesem Zeitraum stark: Zwar messen die 15- bis 25-Jährigen ihren Freund:innen nach wie vor hohe Bedeutung zu, doch der Anteil, der mit dem eigenen Freundeskreis zufrieden ist, reduzierte sich gegenüber 2019 um fast 20 Prozentpunkte.

„Die Lebenszufriedenheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bleibt in vielerlei Hinsicht massiv beeinträchtigt“, bilanziert DJI-Direktorin Prof. Dr. Sabine Walper auf Basis der neuen Forschungsdaten aus AID:A 2021. Zwar sei Corona wegen weiterer aktueller Krisen medial in den Hintergrund gerückt, doch der Bedarf an Unterstützung sei nach wie vor hoch. „Gerade junge Menschen mussten aufgrund der Pandemie auf vieles verzichten, was Jugend ausmacht“, betont Walper: Der über lange Zeit eingeschränkte Aktionsradius, die ins Digitale verlagerten Beziehungen zu Gleichaltrigen, die veränderten Lernbedingungen, die Hürden beim Auszug aus dem Elternhaus und beim Einstieg in Ausbildung, Studium und Beruf – all dies wirke sich immer noch negativ auf das Wohlbefinden der Altersgruppe aus. Besonders betroffen seien junge Menschen aus finanziell benachteiligten Familien.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus im Interview über politische Konsequenzen

Im Mittelpunkt der aktuellen Doppelausgabe von DJI Impulse mit dem Titel „Der lange Weg aus der Pandemie“ stehen deshalb die Erfahrungen Jugendlicher und junger Erwachsender. Auf Grundlage von vielfältigen Forschungsbefunden und Praxiserfahrungen analysieren Wissenschaftler:innen des DJI, aber auch profilierte Forscher:innen aus ganz Deutschland und Großbritannien sowie Expert:innen aus Fachpraxis und -politik in 17 Beiträgen die Situation der jungen Menschen. Und nicht zuletzt kommen auch Jugendliche selbst zu Wort.
In einem Interview bezieht Bundesfamilienministerin Lisa Paus politisch Stellung zu den Ergebnissen der aktuellen Studien. Sie setzt sich unter anderem dafür ein, jungen Menschen mehr Gehör zu verschaffen und ihre Beteiligung zu stärken. Hierfür sei der Nationale Aktionsplan Kinder- und Jugendbeteiligung wichtig, genauso wie die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. „Für mich ist ganz klar, wir dürfen die Pandemiebekämpfung nicht weiter zulasten der Kinder und Jugendlichen betreiben“, sagt Paus im Gespräch mit DJI Impulse.

Neue Videoreihe begleitet ab sofort jeden Schwerpunkt von DJI Impulse

Neben einer stärkeren Jugendbeteiligung in Politik und Gesellschaft fordert Walper im neuen DJI-Videocast Perspektiven differenzierte, gut vernetzte Angebote für professionelle Unterstützung, Beratung und Therapie. In der Videoreihe, die ab sofort die thematischen Schwerpunkte in DJI Impulse begleitet, benennen DJI-Wissenschaftler:innen auf Basis der wissenschaftlichen Analysen im Forschungsmagazin zentrale Herausforderungen und formulieren Lösungsansätze. Ziel ist es dabei, die wissenschaftliche Perspektive crossmedial zu verbreiten und in gesellschaftliche Debatten einzubringen, um lösungsorientierte Diskussionen anzustoßen.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet allgemein verständlich über die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Wissenschaftler:innen über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie sowie Bildung und liefern Impulse für Politik, Wissenschaft und Fachpraxis.

Die aktuelle Ausgabe (2/2022) „Der lange Weg aus der Pandemie: Wie sich die Coronakrise auf Jugendliche auswirkt und welche Unterstützung sie benötigen“ (Download PDF)

Die neue Videoreihe zum Impulse-Schwerpunkt startet mit DJI-Direktorin Prof. Dr. Sabine Walper: www.dji.de/videocast-perspektiven-folge1

Mehr Angebote zum aktuellen Impulse-Schwerpunkt: www.dji.de/corona

Die aktuelle Ausgabe von DJI Impulse kann kostenlos bestellt und heruntergeladen werden, auch ein Abonnement des Forschungsmagazins ist möglich: www.dji.de/impulse

Kontakt
Birgit Lindner
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-180
blindner@dji.de

Twitter: @DJI_Redaktion
Deutsches Jugendinstitut e.V.
Nockherstraße 2
81541 München

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news-1149 Thu, 23 Jun 2022 11:51:00 +0200 Bildungsbericht 2022: Fachkräftemangel drängendstes Problem der Frühen Bildung https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/1149-bildungsbericht-2022-fachkraeftemangel-draengendstes-problem-der-fruehen-bildung.html Für den Bericht „Bildung in Deutschland 2022“ analysiert das DJI die Situation von Früher Bildung, Ganztagsbetreuung und non-formalen Lernwelten neben der Schule Obwohl in den vergangenen 15 Jahren über 800.000 neue Betreuungsplätze in Kindertageseinrichtungen in Deutschland geschaffen wurden, kann der vorhandene Bedarf aktuell immer noch nicht gedeckt werden. Das größte Hemmnis beim Ausbau ist neben den Plätzen das fehlende Fachpersonal, vor allem in Westdeutschland. Dies ist eines der Ergebnisse der Auswertungen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) im Rahmen des Berichts „Bildung in Deutschland 2022“.

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news-1116 Wed, 06 Apr 2022 07:25:00 +0200 Ungleiche Elternschaft https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/ungleiche-elternschaft.html Die wachsende soziale Kluft zwischen Familien ist Thema der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse Mehr als zwei Drittel der Eltern haben das Gefühl, nicht ausreichend Zeit für ihre Kinder zur Verfügung zu haben, berichtet Prof. Dr. Sabine Walper, Direktorin des Deutschen Jugendinstituts (DJI) in der neu erschienenen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse. Hinter diesem Studienergebnis verbergen sich steigende Anforderungen an Eltern: Immer öfter sind Vater und Mutter berufstätig, gleichzeitig wachsen aber die Ansprüche an die Förderung und Bildung der Kinder. Eltern investieren deshalb immer mehr Zeit und Geld in die Kindererziehung. „Dieser Trend der Intensivierung der Elternschaft bietet für Kinder durchaus positive Chancen, verschärft aber auch soziale Ungleichheiten“, warnt die DJI-Direktorin, die auch Vorsitzende der Sachverständigenkommission des Neunten Familienberichts war. Deutlich zeige das auch die Coronapandemie, die den Eltern einen ungeahnt intensiven Einsatz abverlangt habe. Sozial besser gestellte Familien konnten auf die Schul- und Kita-Schließungen leichter reagieren.

Die Anforderungen an Eltern steigen

Unter dem Titel „Ungleiche Elternschaft: Warum die soziale Kluft zwischen Familien wächst und was der Neunte Familienbericht empfiehlt“ analysieren in der neuen DJI-Impulse-Ausgabe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland aktuelle familienpolitische Herausforderungen. Die Autorinnen und Autoren des Schwerpunkts wirkten beim 2021 erschienenen Neunten Familienbericht mit. In ihren Analysen für das Forschungsmagazin fassen sie nicht nur ausgewählte Befunde des Berichts zusammen, sondern formulieren notwendige gesellschaftliche und politische Konsequenzen. Darüber hinaus äußert sich die profilierte Familienpolitikexpertin Petra Mackroth im Interview zu wirksamen Instrumenten gegen Kinderarmut. Sie bezeichnet es als „großartigen Erfolg“, dass sich die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP für eine Kindergrundsicherung ausgesprochen hat.

„Der wachsende Druck auf Eltern birgt ein beträchtliches Belastungspotenzial“, sagt DJI-Direktorin Walper. Um den unterschiedlichen finanziellen, zeitlichen und kommunikativen Möglichkeiten der Eltern zu begegnen, bedürfe es einerseits einer Entlastung durch eine qualitativ hochwertige Betreuungs- und Bildungsinfrastruktur. Andererseits müsse stärker in die Familienbildung und -beratung investiert werden, um Eltern zu befähigen, auf die veränderten Anforderungen kompetent zu reagieren.

Nachteile für unverheiratete oder getrennte Paare beseitigen

Anhand differenzierter Forschungsdaten zeigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in DJI Impulse auf, dass die Lebensbedingungen von Eltern und Kindern nicht nur vielfältiger geworden sind, sondern auch ungleicher. Die Chancen für einen sozialen Aufstieg von Kindern aus einkommensschwachen Familien sind in Deutschland demnach gering. Das betrifft insbesondere zugewanderte Menschen, Alleinerziehende, aber auch Trennungsfamilien. Die Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Nina Dethloff fordert deshalb ein gesetzliches Ausgleichsregime für nichteheliche Lebensgemeinschaften. Neben den Forschenden kommen in Interviews auch eine Lehrkraft und eine Elternvertreterin einer Grundschule in Hessen zu Wort, die für die lebendige Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurde. Abseits des Schwerpunkts beschäftigt sich die neue Ausgabe unter anderem mit Themen wie der digitalen Mediennutzung von Familien und dem Ausbaubedarf der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet allgemein verständlich über die wissenschaftlichen Themen des DJI, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem Schwerpunkt sowie in einer themenübergreifenden Rubrik über aktuelle Forschungsergebnisse aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie und Bildung.

Die aktuelle Ausgabe (1/2022) „Ungleiche Elternschaft: Warum die soziale Kluft zwischen Familien wächst und was der Neunte Familienbericht empfiehlt“ (Download PDF)

Analysen, Berichte und Interviews zum Thema Elternschaft gibt es auch online: www.dji.de/eltern

Die aktuelle Ausgabe von DJI Impulse kann kostenlos bestellt und heruntergeladen werden, auch ein Abonnement des Forschungsmagazins ist möglich: www.dji.de/impulse


Kontakt
Birgit Lindner
Abteilung Medien und Kommunikation
089/62306-180
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Twitter: @DJI_Redaktion
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Nockherstraße 2
81541 München

 

 

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news-920 Tue, 21 Dec 2021 14:05:00 +0100 Wie Beratung für Stieffamilien gelingt https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/wie-beratung-fuer-stieffamilien-gelingt.html Aktuelle Publikation bietet Unterstützung bei der Beratung von Stieffamilien in Bayern und will für Anliegen und Herausforderungen von komplexen Familienkonstellationen sensibilisieren Familienformen sind in den vergangenen 50 Jahren deutlich vielfältiger geworden und auch Stieffamilien haben sich gewandelt. Früher entstanden Stieffamilien häufig nach dem Tod eines Elternteils. Heute gibt es andere Entstehungsgründe und verschiedene Lebensformen sind möglich. So bleiben Kinder nach Trennungen häufig beiden Eltern verbunden. Damit haben sich Stieffamilien zu einer komplexen Familienform entwickelt und stehen vor zahlreichen Herausforderungen. Mit rund zehn Prozent Anteil an Haushalten mit minderjährigen Kindern stellen sie eine bedeutsame Gruppe dar, jedoch ist über ihre Beratungsbedarfe und -ansprüche bislang wenig bekannt.

Forscherinnen und Forscher des Deutschen Jugendinstituts (DJI) haben nun gemeinsam mit dem Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb) die Handreichung „Beratungsbedarfe von Stieffamilien in Bayern“ erarbeitet. Gefördert wurde das Projekt durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Zentrales Anliegen war es, Erkenntnisse über die Herausforderungen und Themen, mit denen Stieffamilien in die Beratung kommen, zu erhalten und diese Informationen bereitzustellen.

„Wir konnten zeigen, dass es aufgrund der komplexen Familiensituationen und der Vielfältigkeit der Konflikte für Fachkräfte ratsam ist, sich der jeweiligen Perspektiven und der damit verbundenen Herausforderungen bewusst zu werden. Die Veränderung von einer Ein-Eltern-Familie hin zur Stieffamilie kann vor allem für Kinder sehr herausfordernd sein,“ erläutert DJI-Wissenschaftlerin Dr. Claudia Zerle-Elsäßer.

Die Handreichung will konkrete Hinweise zur Herangehensweise bei der Beratung von Stieffamilien geben. Die Familienkonstellation zum Beispiel über eine Checkliste oder ein Genogramm gezielt zu erfassen, ist einer der wichtigsten Schritte, um gut in den Beratungsprozess einsteigen zu können. Bei den Fortbildungen wünschen sich rund die Hälfte der Fachkräfte eine Weiterbildung zu Rollenkonflikten des Stiefelternteils, zur Akzeptanz der Rolle des Stiefelternteils oder zur Zusammenarbeit in der Erziehung mit der neuen Partnerin oder dem neuen Partner. Bei der Gesamtzahl gewünschter Fortbildungen geben die Fachkräfte aus den Beratungsstellen einen höheren Umfang an Weiterbildungsbedarf an als Fachkräfte aus den Jugendämtern. 

Zahlreiche Facetten der Stieffamilien

Unter einer einfachen Stieffamilie verstehen die DJI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler einen Haushalt, in dem ein Elternteil nicht das leibliche Elternteil der Kinder ist. Dies kann ein Stiefvater oder eine Stiefmutter sein. In seltenen Fällen sind beide Eltern Stiefeltern. Das bedeutet, dass beide Elternteile Kinder in die neue Beziehung mitbringen. Von einer komplexen Stieffamilie spricht man, wenn zusätzlich noch gemeinsame Kinder vorhanden sind.

Ferner wird nach dem Hauptwohnort der Kinder unterschieden. Der Haushalt, in dem die Kinder überwiegend leben, bildet die primäre Stieffamilie. Die Familie, in der das außerhalb lebende, leibliche Elternteil in einer neuen Partnerschaft wohnt, wird als sekundäre Stieffamilie bezeichnet. Dort halten sich die Kinder beispielsweise an den Wochenenden, an einigen Werktagen oder auch im Wechsel auf. Die sekundäre Stieffamilie kann ebenfalls einfach oder komplex sein, je nachdem, ob der neue Partner oder die neue Partnerin Kinder mitbringt oder es gemeinsame Kinder gibt.

Stieffamilien in Zahlen

Die komplexen Familiensituationen sind bislang kaum Gegenstand der Forschung, auch, weil oft keine geeigneten Daten zur Verfügung stehen. In Deutschland gibt es derzeit drei Datensätze, die auch Daten zu Stieffamilien zur Verfügung stellen: der Gender and Generation Survey (GGS), das Beziehungs- und Familienpanel pairfam und der DJI-Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ AID:A 2019. Die Daten aus AID:A 2019 beziehen sich zunächst nur auf primäre Stieffamilien und zeigen, dass einfache Stiefvaterfamilien mit 37 Prozent sowie komplexe Stiefvaterfamilien mit 45 Prozent den Großteil der Stieffamilien in Deutschland ausmachen. Der Anteil der einfachen Stiefmutterfamilien liegt bei 7 Prozent und der der komplexen Stiefmutterfamilien bei 5 Prozent. Dass Stiefvaterfamilien deutlich überwiegen, ist darauf zurückzuführen, dass die Kinder nach einer Trennung der Eltern in den meisten Fällen im Haushalt der Mutter verbleiben.

Anliegen der Familienberatungen

Eine Befragung unter Fachkräften aus Familien- und Erziehungsberatungsstellen zeigt, dass 27 Prozent aller Familienberatungen Stieffamilienberatungen sind. In 32 Prozent haben es die Beraterinnen und Berater mit Kernfamilien zu tun, in 28 Prozent mit Alleinerziehenden und in 13 Prozent mit sonstigen Familienkonstellationen. Dies zeigt, dass die Beratungsstellen und Jugendämter überproportional häufig mit Anliegen von Stieffamilien beschäftigt sind.

Laut dieser Befragung kommen komplexe Stiefmutter- oder Stiefvaterfamilien am häufigsten in die Beratung. An zweiter Stelle nennen die Fachkräfte fast gleichauf die Alleinerziehendenfamilien, bei denen die Kinder in eine sekundäre Stieffamilie pendeln. Auf Rang drei finden sich die einfachen Stiefvater- oder Stiefmutterfamilien. Die leibliche Mutter ist das Elternteil einer Stieffamilie, das mit deutlichem Abstand am häufigsten eine Beratung in Anspruch nimmt. 

Bei den Beratungsanliegen der Stieffamilien sind häufig Konflikte mit der Ex-Partnerin oder dem Ex-Partner zentrale Themen. Dabei kann es um die Zeit gehen, die mit den gemeinsamen Kindern verbracht wird, um Erziehungsfragen, Sorgerechts-, Umgangs- und finanzielle Fragen. Bei den Kindern sind es oft emotionale und soziale Auffälligkeiten, die in der Beratung thematisiert werden. Auch Auseinandersetzungen zwischen dem Stiefelternteil und den Stiefkindern in Erziehungsfragen werden genannt.

 

Projekt „Beratungsbedarfe von Stieffamilien in Bayern“

Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb)

Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales 

Kontakt

Dr. Claudia Zerle-Elsäßer
Fachgruppe „Lebenslagen und Lebensführung von Familien“
Tel.: 089/62306-317
zerle@dji.de

Sonja Waldschuk
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-173
waldschuk@dji.de

 

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News Pressemitteilung Startseiten Position Position 5 (klein)
news-913 Fri, 03 Dec 2021 14:21:39 +0100 Was das Erwachsenwerden Jugendlicher heute ausmacht https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/was-das-erwachsenwerden-jugendlicher-heute-ausmacht.html Publikation und begleitende Podcasts beschreiben Lebenslagen und Lebensführung junger Menschen jenseits pauschalisierender Jugendbilder Wie wachsen junge Menschen in Deutschland auf und wie gestaltet sich ihr Erwachsenwerden? Der aktuelle Herausgeberband „Erwachsenwerden heute – Lebenslagen und Lebensführung junger Menschen“ setzt sich mit diesen Fragen auseinander und gibt einen breiten Einblick in die Lebensphase Jugend sowie die verschiedenen Formen des Ausprobierens, der Identitätsentwicklung und des Selbstständigwerdens.

Die Herausgeberinnen und Wissenschaftlerinnen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) Anne Berngruber und Nora Gaupp legen in der Publikation einen Schwerpunkt darauf, unter welchen gesellschaftlichen und institutionellen Rahmenbedingungen Jugendliche heute heranwachsen. Es werden zum Beispiel demografische Entwicklungen vorgestellt und ihre Auswirkungen auf das Aufwachsen Jugendlicher diskutiert.

Die Beiträge im Hauptteil der Publikation thematisieren die unterschiedlichen Aspekte von Verselbstständigung als zentrale Schritte des Erwachsenwerdens. „Wir richten den Blick auf die Lebensführung und Alltagspraktiken junger Menschen. Es geht darum, was Jugendliche ganz konkret tun,“ erläutert Anne Berngruber. Die Auswahl der Themen reicht von ökonomischen und sozialen Aspekten des Erwachsenwerdens über räumliche Verselbstständigung bis hin zu politischem Engagement und zur Beteiligung junger Menschen in digitalen sozialen Netzwerken.

„Das Aufwachsen Jugendlicher und junger Erwachsener beschreiben wir dabei jenseits von pauschalisierenden Jugendbildern und einer in den Medien weit verbreiteten Defizitperspektive auf Jugend. Grundlegend für das Verständnis der Lebensphase Jugend ist vielmehr das Anerkennen der unterschiedlichen Lebenssituationen junger Menschen und der vielfältigen Anforderungen an sie in dieser wichtigen Zeit ihres Lebens,“ fasst Nora Gaupp die Grundhaltung des Buches zusammen.

Podcast als digitales Begleitmedium zum Buch

Begleitend zu ausgewählten Kapiteln des Buchs haben die Forscherinnen zusammen mit ihrem studentischen Kollegen Philipp Stachowiak zwölf Podcast-Folgen erstellt, die die wissenschaftlichen Perspektiven mit der konkreten Alltagspraxis von Jugendlichen verbinden. Die jeweiligen Autorinnen und Autoren der Kapitel und junge Erwachsene selbst kommen dabei zu Wort. Die Jugendlichen berichten von ihren persönlichen Erfahrungen im Prozess des Erwachsenwerdens, wie zum Beispiel von ihrem ersten Erleben von Partnerschaft oder Sexualität, ihrem Alltag im Jugendwohnen oder ihrem Aufwachsen auf dem Land. Die Podcasts verfolgen das Ziel, abwechslungsreich und anschaulich über die vielfältigen Aspekte der Lebensphase Jugend und des Erwachsenwerdens zu informieren und zu sensibilisieren.

Das DJI veröffentlicht die Podcasts in Zusammenarbeit mit dem Kohlhammer Verlag. Die Erzählungen der Jugendlichen und die wissenschaftlichen Einführungen ergänzen sich. Die einzelnen Podcasts bilden unterschiedliche Aspekte der Verselbständigung von Jugendlichen ab und machen diese über den Einblick in die persönliche Lebensführung der jungen Menschen lebendig. Die Folgen erscheinen wöchentlich und haben eine Dauer von 20 bis 30 Minuten.

Inhalte der ersten drei Podcast-Folgen

Folge 1: Erwachsenwerden heute – eine Einleitung
Einleitend stellen die Herausgeberinnen Anne Berngruber und Nora Gaupp ihr Verständnis des Begriffs Jugend vor. Dabei skizzieren sie das Konzept der biografischen Selbstwahrnehmung sowie bedeutende (Alters-)Grenzen und Differenzierungen in der Jugendforschung. Luca, ein junger Erwachsener aus Murnau, erzählt, was für ihn Erwachsenwerden bedeutet.

Folge 2: Politische Beteiligungsformen
Wie hat sich politische Beteiligung von Jugendlichen verändert und weshalb kann heute nicht pauschal von einer Politikverdrossenheit junger Menschen gesprochen werden? Die Autorinnen Maruta Herding und Maren Zschach gehen diesen Fragen nach. Sie zeichnen „moderne“ Formen der Beteiligung nach und verdeutlichen das heutige Zusammenspiel von Online- und Offline-Partizipation. Die Jugendliche Sonja beschreibt, wie bei „Fridays For Future“ Demonstrationen organisiert werden und skizziert ihre persönlichen Gründe, sich politisch zu beteiligen.

Folge 3: Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe
Die DJI-Wissenschaftlerin Liane Pluto gibt einen Überblick über die vielfältige Landschaft der Kinder- und Jugendhilfe und erläutert die Kernprämissen, die dieses Arbeitsfeld kennzeichnen. Der Fokus liegt hier auf der offenen Jugendarbeit. Der Jugendliche Santino berichtet davon, wie er seit der 5. Klasse mit „seiner“ Jugendorganisation aufgewachsen ist und welche Aspekte ihn dabei besonders geprägt haben.

 

Die Autorinnen

Dr. Anne Berngruber ist wissenschaftliche Referentin in der Fachgruppe „Lebenslagen und Lebensführung Jugendlicher“ am Deutschen Jugendinstitut in München. Sie hat an der FAU Erlangen-Nürnberg Sozialwissenschaften studiert und zum Thema des Auszugs und der Rückkehr ins Elternhaus promoviert. Sie forscht zu den Lebenslagen Jugendlicher und junger Erwachsener sowie zu verschiedenen Verselbstständigungsprozessen beim Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter.

Dr. Anne Berngruber

Dr. Nora Gaupp leitet die Fachgruppe „Lebenslagen und Lebensführung Jugendlicher“ am Deutschen Jugendinstitut in München. Sie hat Psychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt studiert und darin auch promoviert. Ihre Arbeits- und Forschungs­schwerpunkte sind: Jugendforschung unter einer Diversitätsperspektive, Verselbst­ständigungsprozesse Jugendlicher und junger Erwachsener, Erfahrungen und Lebens­situationen von queeren Jugendlichen, Aufwachsen und Alltagserfahrungen von jungen Menschen mit Behinderung.

Dr. Nora Gaupp

 

Podcastreihe „Erwachsenwerden heute“Erwachsenwerden heute – Lebenslagen und Lebensführung junger Menschen, Herausgegeben von Anne Berngruber und Nora Gaupp, 264 Seiten, ISBN: 978-3-17-036869-9Abteilung „Jugend und Jugendhilfe“

 

Kontakt

Dr. Anne Berngruber
Tel.: 089/62306-591
berngruber@dji.de

Dr. Nora Gaupp
Tel.: 089/62306-324
gaupp@dji.de

Sonja Waldschuk
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-173
waldschuk@dji.de

 

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news-911 Tue, 23 Nov 2021 15:46:54 +0100 Aufwachsen in Deutschland https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/aufwachsen-in-deutschland.html Wissenschaftliche Jahrestagung: Etwa 450 Expertinnen und Experten aus Praxis, Politik und Wissenschaft diskutieren am 23. und 24. November 2021 online über Rahmenbedingungen des Aufwachsens in Deutschland Die unterschiedlichen Lebens- und Entwicklungs­bedingungen in Kindheit, Jugend und jungem Erwachsenenalter und Veränderungen im Zuge der Corona-Pandemie sind Themen der dies­jährigen wissenschaftlichen Jahrestagung des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Die Referentinnen und Referenten betrachten dabei auch Akteure und Institutionen, die für das Gelingen des Aufwachsens Verantwortung tragen. Staatssekretärin Juliane Seifert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eröffnet die Jahrestagung  mit einem Grußwort.

Anschließend geht Prof. Dr. Sabine Walper, seit 1. Oktober 2021 Direktorin des Instituts, in ihrem Eröffnungsvortrag auf zentrale Trends und verschiedene Aspekte des Aufwachsens in Familien, Kita, Schule und mit Peers vor und während der Corona-Pandemie ein.

„Die Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen haben sich beträchtlich verändert. Dies betrifft vor allem die letzten beiden Jahre, in denen die Corona-Pandemie mit deutlichen Einschränkungen des sozialen Lebens und der Bildungsangebote, mit Ungewissheiten über Zukunftschancen und vielfach mit Belastungen des Familienklimas verbunden war“, sagte Sabine Walper in ihrer Eröffnungsrede. „Aber auch in längerer Perspektive haben der demographische Wandel, Migration, Digitalisierung und der Wandel von Leitbildern der Erziehung, Bildung und Betreuung zu Veränderungen in den Alltagswelten von Kindern und Jugendlichen beigetragen“. Die DJI-Direktorin illustriert die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen für das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen mit Blick auf die Familie, Bildungsinstitutionen und Gleichaltrige als zentrale Kontexte des Aufwachsens.

In insgesamt neun Foren referieren und diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an beiden Tagen mit den etwa 450 Gästen der wissenschaftlichen Jahrestagung über aktuelle Forschungsergebnisse und deren Bedeutung für Politik und Fachpraxis. Beispiele sind Themen wie „Elterliches Wohlergehen in verschiedenen Familienformen“, „Potenziale der Kinder- und Jugendarbeit“, „Kinderschutz in Pandemiezeiten“, „Digitalisierungsprozesse in Familien und Institutionen“, „Kitas und Familien in der Pandemie“.

Programm der DJI-Jahrestagung 2021

Themen

Familie, Kindheit, Jugend 2030 – Lösungsansätze für eine lebenswerte ZukunftCorona und die gesellschaftlichen Folgen – Ergebnisse und Analysen aus der DJI-ForschungAufwachsen in Deutschland: Alltagswelten - Dritte Welle der integrierten DJI-Surveyforschung

Kontakt

Marion Horn
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-311
horn@dji.de

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Pressemitteilung Startseiten Position Position 3 (klein)
news-900 Thu, 28 Oct 2021 07:02:00 +0200 Familie, Kindheit, Jugend 2030 https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/familie-kindheit-jugend-2030.html Die neue Sonderausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse wirft einen Blick in die Zukunft bis 2030 und geht der Frage nach, welche Unterstützung junge Menschen und ihre Familien benötigen Megatrends wie Globalisierung, demografischer Wandel, Migration und Digitalisierung, aber auch Krisen wie die Coronapandemie beeinflussen das gesellschaftliche Zusammenleben tiefgreifend. Für Familien, Kinder und Jugendliche gehen diese Entwicklungen mit Chancen, aber auch mit Herausforderungen einher. Vor diesem Hintergrund wirft das Forschungsmagazin DJI Impulse in der neu erschienenen Sonderausgabe einen Blick in die Zukunft bis 2030 und geht der Frage nach, welche Unterstützung junge Menschen und ihre Familien angesichts der aktuellen und bereits absehbaren gesellschaftlichen Entwicklungen benötigen.

Lebensbedingungen werden nicht nur vielfältiger, sondern auch ungleicher

„Die Pandemie traf auf eine Gesellschaft inmitten vielfältiger Wandlungsprozesse, die im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte die Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien markant verändert haben“, schreibt die neue Direktorin des Deutschen Jugendinstituts (DJI), Prof. Dr. Sabine Walper, in ihrer einführenden Analyse. In diesen Entwicklungen zeichneten sich bereits zentrale gesellschaftliche Herausforderungen des kommenden Jahrzehnts ab, wie etwa die notwendige Anpassung von Gesetzen und Unterstützungssystemen für Familien.

Anhand differenzierter Forschungsdaten zeigen die leitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DJI und des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund im aktuellen Schwerpunkt mit dem Titel „Familie, Kindheit, Jugend 2030“ unter anderem auf, dass die Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien nicht nur vielfältiger geworden sind, sondern auch ungleicher. Diese sozialen Disparitäten offenbaren sich demnach besonders deutlich bei den gewachsenen Bevölkerungsanteilen mit Migrationsgeschichte. Erwerbsintegration von Eltern und ganz besonders die Bildungsintegration ihrer Kinder nennen die Autorinnen und Autoren als zentrale Stellschrauben für mehr Chancengerechtigkeit in Deutschland und analysieren die damit verbundenen Zukunftsherausforderungen, wie beispielsweise den Ausbau der Frühen Bildung und den damit verbundenen Fachkräftebedarf bis 2030.

„Der Bund muss dauerhaft in die Finanzierung von Bildung einsteigen“

„Bildung ist das Startkapital für die Zeit nach Corona“, betont auch der scheidende DJI-Direktor Prof. Dr. Thomas Rauschenbach in seinem Gespräch mit DJI Impulse über die Bildung der Zukunft. Da sich das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen fundamental verändert habe, und öffentliche Institutionen eine deutlich bedeutendere Rolle dabei spielten, müsse der Bund dauerhaft in die Finanzierung von Bildung einsteigen, fordert er. In der aktuellen Sonderausgabe wird der fast 20 Jahre lang amtierende DJI-Direktor zudem in einem Porträt und in der Rubrik „Mein Rauschenbach-Moment“ gewürdigt.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet allgemein verständlich über die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie und Bildung.

Die aktuelle Ausgabe (2/2021) „Familie, Kindheit, Jugend 2030. Eine Sonderausgabe mit einem Blick nach vorne anlässlich des Abschieds von DJI-Direktor Prof. Dr. Thomas Rauschenbach – Forscher und Vordenker“ (Download PDF)

Den Impulse-Schwerpunkt und weitere Berichte gibt es auch online: www.dji.de/gesellschaft2030

Das Forschungsmagazin DJI Impulse kann kostenlos bestellt und heruntergeladen werden, auch ein Abonnement ist möglich: www.dji.de/impulse

Kontakt

Birgit Taffertshofer
Abteilung Medien und Kommunikation
089/62306-180
taffertshofer@dji.de

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Pressemitteilung Startseiten Position Position 3 (klein)
news-898 Tue, 19 Oct 2021 08:26:00 +0200 Ganztag für Grundschulkinder: Ausbaubedarf insbesondere in den westdeutschen Flächenländern https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/ganztag-fuer-grundschulkinder-ausbaubedarf-insbesondere-in-den-westdeutschen-flaechenlaendern.html Erstmals liegen Vorausberechnungen für die einzelnen Bundesländer zur Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztag für Grundschulkinder vor. Insgesamt ist der zusätzliche Ausbaubedarf geringer als bislang angenommen Anders als zu Beginn der Verhandlungen zwischen Bund und Ländern über die Einführung eines Rechtsanspruchs für Grundschulkinder angenommen, zeigen neue Vorausberechnungen des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund, dass weniger Plätze notwendig sind, um dieses Projekt zu realisieren. Bundesweit müssten bis zum Schuljahr 2029/30 rund 600.000 zusätzliche Ganztagsplätze für die Kinder im Grundschulalter geschaffen werden. Zuletzt besuchten bereits über 1,6 Mio. Grundschulkinder ein Ganztagsangebot. Das bedeutet, dass drei von vier der benötigten Plätze aktuell bereits vorhanden sind. Die Situation in den Bundesländern ist jedoch sehr unterschiedlich. Während in den ostdeutschen Flächenländern und Hamburg nur noch ein kleiner Teil der Plätze fehlt, zeigen die Vorausberechnungen, dass in den westdeutschen Flächenländern im Mittel noch zwischen 30 und 40 Prozent der Plätze geschaffen werden müssen.

Erstmals Vorausberechnungen für das zusätzlich benötigte Personal

In der neu vorgelegten Studie wird erstmals auch der Personalbedarf für die zusätzlich zu schaffenden Plätze ausgewiesen. Bundesweit werden dafür rund 35.000 Vollzeitstellen zusätzlich benötigt. Da in diesem Bereich jedoch von einem hohen Teilzeitanteil auszugehen ist, müssten dafür bis zum Schuljahr 2029/30 rund 57.000 Personen gewonnen werden. „Damit ist der Personalbedarf deutlich geringer als derjenige, der noch für den Ausbau für die Kinder im Kita-Alter bis Mitte des Jahrzehnts benötigt wird. Für den Kita-Bereich konnten wir bereits Ende letzten Jahres Ergebnisse vorlegen. Hier gehen wir von einem zusätzlichen Personalbedarf für die fehlenden Plätze von rund 138.000 Personen aus. Das zeigt, dass die Anstrengungen für den Ganztag im Grundschulalter deutlich geringer sein dürften,“ erläutert Dr. Christiane Meiner-Teubner, Mitautorin der Studie.



Anstrengungen erforderlich, um Personalbedarf in westdeutschen Flächenländern zu erfüllen

Die Höhe des zusätzlichen Personalbedarfs für die noch zu schaffenden Plätze für die Grundschulkinder variiert stark zwischen den Bundesländern. „In den westdeutschen Flächenländern, vor allem in Nordrhein-Westfalen und Bayern, werden noch deutliche Anstrengungen notwendig sein, um ausreichend qualifiziertes Personal zu finden, damit der vollständige Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz im Grundschulalter ab dem Schuljahr 2029/30 erfüllt werden kann“, sagt Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, wissenschaftlicher Leiter des Dortmunder Forschungsverbunds und bis vor kurzem Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Für diese beiden Länder geht die Autorengruppe der Studie jeweils von einem zusätzlichen Bedarf von rund 7.000 beziehungsweise 7.500 zusätzlichen Vollzeitstellen aus.

In den ostdeutschen Flächenländern kaum zusätzlicher Personalbedarf

In den ostdeutschen Flächenländern besteht nur noch ein geringer Personalbedarf. Hier ist das Angebot bereits gut ausgebaut und die Kinderzahlen gehen teilweise in wenigen Jahren zurück. Der zusätzliche Personalbedarf liegt mit Ausnahme von Thüringen – wo bis zum Schuljahr 2029/30 kein zusätzlicher Bedarf erwartet wird – pro Bundesland bei im Mittel zwischen 400 und 500 zusätzlichen Vollzeitstellen.

Ausbaukosten geringer als bislang angenommen

Der geringere Bedarf an zu schaffenden Plätzen führt auch dazu, dass die anfallenden Kosten geringer sein werden, als bislang angenommen, obwohl der Zeitpunkt des vollständigen Inkrafttretens des Rechtsanspruchs im Rahmen der Verhandlungen zwischen Bund und Ländern nach hinten verschoben wurde. Bundesweit wird nun von Investitionskosten zur Schaffung neuer Plätze von rund 4,6 Mrd. Euro ausgegangen.

Die jährlichen Betriebskosten hängen maßgeblich von der Anzahl der Kinder ab, für die das Personal zuständig ist. Da hierzu bislang große Unklarheit besteht, hat die Autorengruppe verschiedene Modelle gerechnet. In einer Maximumvariante kommen sie zu dem Ergebnis, dass für das Schuljahr 2029/30 mit zusätzlichen Betriebskosten von rund 2,6 Mrd. Euro zu rechnen ist. Die höchsten Kosten entstünden in Nordrhein-Westfalen und Bayern mit etwa 575 Mio. Euro beziehungsweise 531 Mio. Euro, während in Thüringen keine zusätzlichen Betriebskosten in diesem Schuljahr anfallen würden.

„Insgesamt wird damit deutlich, dass das Projekt Ganztag eine bildungspolitische Herausforderung ist, allerdings im Lichte der noch ausstehenden Vorbereitungszeit machbar erscheint,“ resümiert Prof. Dr. Thomas Rauschenbach.


Der Forschungsverbund DJI/TU Dortmund führt Forschungsprojekte zu den Themen Kindertagesbetreuung, Hilfen zur Erziehung, Kooperation von Jugendhilfe und Schule, Familien und Frühe Hilfen, Kinder- und Jugendarbeit, Personal und Qualifikation sowie Freiwilliges Engagement durch. Zu den Aufgaben des Forschungsverbunds gehören wissenschaftsbasierte Dienstleistungen sowie die Beratung von Politik und Fachpraxis auf allen föderalen Ebenen.

Publikationen

Thomas Rauschenbach, Christiane Meiner-Teubner, Melanie Böwing-Schmalenbrock, Ninja Olszenka (2021): Plätze. Personal. Finanzen. Bedarfsorientierte Vorausberechnungen für die Kindertages- und Grundschulbetreuung bis 2030. Teil 2: Ganztägige Angebote für Kinder im Grundschulalter (PDF-Download)

Thomas Rauschenbach, Christiane Meiner-Teubner, Melanie Böwing-Schmalenbrock, Ninja Olszenka (2020): Plätze. Personal. Finanzen. Bedarfsorientierte Vorausberechnungen für die Kindertages- und Grundschulbetreuung bis 2030. Teil 1: Kinder vor dem Schuleintritt (PDF-Download)

Weiterhin ist ein dritter Teil der Studie in Planung, in dem auch für die Kinder vor dem Schuleintritt Analysen auf Bundeslandebene vorgelegt werden sollen.

Weitere Informationen

Forschungsverbund DJI/TU DortmundDer Bildungspodcast mit Jan-Martin Wiarda: Interview mit Prof. Dr. Thomas Rauschenbach

Kontakt
Prof. Dr. Thomas Rauschenbach
089/62306-279
rauschenbach@dji.de

Dr. Christiane Meiner-Teubner
Forschungsverbund DJI/TU Dortmund
0231/755-8188
christiane.meiner@tu-dortmund.de

Marion Horn
Abteilung Medien und Kommunikation, DJI
089/62306-311
horn@dji.de

 

 

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Pressemitteilung Startseiten Position Position 4 (klein)
news-897 Mon, 04 Oct 2021 09:04:00 +0200 Prof. Dr. Sabine Walper startet als DJI-Direktorin https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/prof-dr-sabine-walper-startet-als-dji-direktorin.html Prof. Dr. Sabine Walper ist seit dem 1. Oktober 2021 neue Direktorin und Vorstandsvorsitzende am Deutschen Jugendinstitut Ein neues und gleichzeitig bekanntes Gesicht: Seit fast zehn Jahren ist die Psychologin und Professorin für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung als Forschungsdirektorin am DJI tätig. Prof. Dr. Sabine Walper folgt in ihrer neuen Funktion auf Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, der sich in den Ruhestand verabschiedet.

Forschungsschwerpunkt von Sabine Walper ist die Familienforschung, immer mit engem Bezug zur Kindheits- und Jugendforschung. So wirkte sie beispielsweise als Vorsitzende der unabhängigen Sachverständigenkommission entscheidend an der Erstellung des kürzlich erschienenen Neunten Familienberichts der Bundesregierung mit dem Titel „Eltern sein in Deutschland“ mit. Ein wichtiger Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist zudem die Survey-Forschung, insbesondere die regelmäßigen Erhebungen des DJI-Surveys „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten – AID:A“. Die Daten liefern wertvolle Erkenntnisse zu den Lebensbedingungen, Alltagspraxen, Orientierungen und zum Wohlergehen junger Menschen und Familien.

Den Herausforderungen am DJI – wissenschaftliche Expertise an der Schnittstelle von Wissenschaft, Fachpraxis und Politik – stellt sich die neue Direktorin gerne: „Am DJI habe ich stärker als im universitären Bereich die Möglichkeit, die Praxis mitzugestalten, die Politik zu beraten und bei der Ausgestaltung der Kinder- und Jugendhilfe mitzuwirken. Für mich ausgesprochen reizvolle Aufgaben!“

Abschied von Prof. Dr. Thomas Rauschenbach

Mit der Übernahme der Institutsleitung durch Prof. Dr. Sabine Walper verabschiedet sich Prof. Dr. Thomas Rauschenbach nach fast 20 Jahren als Leiter des DJI in den Ruhestand. Unter seiner Führung expandierte das DJI stark und war entscheidend an gesellschaftspolitischen Weichenstellungen wie Kita-Ausbau, dem Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder, dem Kinderschutz und vielen weiteren Themen beteiligt. Zudem wirkte das DJI mit seiner integrierten Surveyforschung maßgeblich an der Sozial- und Bildungsberichterstattung in Deutschland mit. Ende September wurde Rauschenbach in der Leitungskonferenz des DJI verabschiedet. Seine ausführliche Würdigung und Verabschiedung im Rahmen einer Fachtagung im Präsenzformat musste pandemiebedingt auf das Frühjahr 2022 verschoben werden.

Das DJI ist eines der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute Europas. Seit dem Jahr 1963 erforscht es die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen und Familien, berät Bund, Länder sowie Kommunen und liefert wichtige Impulse für die Fachpraxis. Träger des Instituts ist ein gemeinnütziger Verein mit Mitgliedern aus Politik, Wissenschaft, Verbänden und Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Die Finanzierung erfolgt überwiegend aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie. Aktuell arbeiten und forschen knapp 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den beiden Standorten München und Halle (Saale). „Mit unseren vielen hoch engagierten und sehr gut qualifizierten Kolleginnen und Kollegen, die ihre vielfältige Expertise in unsere Arbeit einbringen, sind wir gut gerüstet, den hohen Ansprüchen gerecht zu werden“, erklärt Walper.

Porträt Prof. Dr. Sabine WalperDie neue DJI-Direktorin Sabine Walper im InterviewDer scheidende DJI-Direktor Thomas Rauschenbach im PorträtPressemitteilung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und JugendVita, Arbeitsgebiete und Publikationen von Sabine WalperDas Deutsche Jugendinstitut


Kontakt

Prof. Dr. Sabine Walper
Direktorin und Vorstandsvorsitzende
Tel.: 089/62306-289
walper@dji.de

Marion Horn
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-243
horn@dji.de

 

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Pressemitteilung Position 3 (klein)
news-885 Tue, 10 Aug 2021 10:00:00 +0200 Studien zeigen bislang wenig beachtete Folgen der Pandemie für Jugendliche https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/studien-zeigen-bislang-wenig-beachtete-folgen-der-pandemie-fuer-jugendliche.html DJI-Publikation schließt Forschungslücken und behandelt vernachlässigte Aspekte von Jugend und Jugendhilfe in Corona-Zeiten Diskussionen über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Jugendliche haben oft Bildungsthemen, psychische Belastungen oder Feiern und Party machen im Blick. Zentrale Fragen nach Verselbstständigung, Beteiligungsformen oder Freiräumen im Alltag blieben bisher weitgehend außen vor. Die aktuelle Publikation „Jugend ermöglichen – auch unter Bedingungen des Pandemieschutzes“ des Deutschen Jugendinstituts (DJI) trägt nun dazu bei, das bisher gezeichnete Bild über Lebenslagen und Alltag junger Menschen zu erweitern. Auch zeigt sie auf, wie die Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe mit den teils radikal veränderten Rahmenbedingungen während der Pandemie umgegangen sind.

„Die Texte stellen pragmatische wissenschaftliche Schritte dar, die Lebenssituationen junger Menschen und institutionelle Dynamiken besser zu verstehen“, erläutert DJI-Wissenschaftlerin Dr. Nora Gaupp das Ziel der Publikation. Gemeinsam mit den DJI-Kollegen Bernd Holthusen, Dr. Björn Milbradt und Dr. Mike Seckinger sowie Dr. Christian Lüders, ehemaliger Abteilungsleiter am DJI, gibt Gaupp die Publikation heraus.

 

Studien zeigen auch positive Folgen der Pandemie
In zehn Studien beleuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die soziale und gesellschaftliche Bedeutung der Corona-Pandemie für Jugendliche. Dabei werden nicht nur krisenhafte, sondern auch mögliche positive Folgen, wie etwa die Weiterentwicklung einer digitalen Jugendarbeit, betrachtet.

Neben den Auswirkungen auf Jugendliche mit Behinderungen und queere junge Menschen untersuchen die Forschenden, wie Jugendliche und junge Erwachsene durch eigenes Engagement zur Bewältigung der Krise beitragen. Dr. Nora Gaupp und Dr. Anne Berngruber zeigen in ihrer Untersuchung etwa vielfältige Formen der Hilfe junger Menschen für andere auf. Die 12- bis 32-jährigen leisteten besonders häufig Unterstützung, indem sie anderen zuhörten, bei technischen Fragen halfen oder Einkaufen gingen. Auch fanden sie selbst bei Belastungen Rückhalt in ihren sozialen Netzwerken.

Auch die Folgen auf die Angebote und Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe werden analysiert und dargestellt. Hierbei erläutern die Autorinnen und Autoren, wie Angebote der Jugendhilfe im Strafverfahren, der Extremismusprävention oder die Allgemeinen Sozialen Dienste ihre Adressatinnen und Adressaten unter „Lockdown-Bedingungen“ erreichten.

 

Gewalttätige Ausschreitungen Jugendlicher lediglich Einzelfälle
Dr. Sabrina Hoops, Dr. Diana Willems, Annalena Yngborn und Bernd Holthusen befassten sich mit dem häufig diskutierten Thema Jugendgewalt in Pandemie-Zeiten. Sie kommen zum Ergebnis, dass sich problematisches Verhalten Jugendlicher verstärkt in öffentliche Räume verlagert hat und hierdurch in der Öffentlichkeit höhere Aufmerksamkeit erfährt. Junge Menschen müssen bei geschlossenen Bars, Diskotheken oder Jugendclubs auf öffentliche Räume ausweichen, was zu Konflikten sowohl zwischen unterschiedlichen Gruppen Jugendlicher als auch mit der Polizei führen kann. Ausschreitungen wie im Jahr 2020 in Frankfurt oder Stuttgart stellen Ausnahmen dar.

 

Eine Vielzahl an Datensätzen wurde ausgewertet
Die Daten, die den Studien zugrunde liegen, reichen von einer Institutionenbefragung auf Basis einer Vollerhebung aller Jugendämter in Deutschland über eine Corona-spezifische Zusatzbefragung im Rahmen des DJI-Surveys „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten" (AID:A), exemplarische Interviews mit Jugendlichen, Befragungen von Fachkräften bis hin zu Literaturübersichten.

 

Download der Publikation "Nora Gaupp, Bernd Holthusen, Björn Milbradt, Christian Lüders, Mike Seckinger (Hrsg.) Jugend ermöglichen – auch unter den Bedingungen des Pandemieschutzes"Forschungsthemen des DJI mit Schwerpunkt CoronaPandemie macht Jugendliche unzufriedener mit Möglichkeiten, ihre Zukunft selbst zu gestalten Stellungnahme der Leopoldina „Kinder und Jugendliche in der Pandemie“DJI-Survey AID:A 2019 "Aufwachsen in Deutschland: Kinder, Jugendliche und Familien vor und während Corona"Abteilung "Jugend und Jugendhilfe" des DJI


Kontakt
Bernd Holthusen
Abteilung Jugend und Jugendhilfe
089/62306-101
holthusen@dji.de

Dr. Björn Milbradt
Abteilung Jugend und Jugendhilfe
0345/68178-37
milbradt@dji.de

Marion Horn
Abteilung Medien und Kommunikation
089/62306-311
horn@dji.de

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Pressemitteilung Startseiten Position Position 5 (klein)
news-882 Wed, 21 Jul 2021 09:00:00 +0200 Ein Zuhause für alle Lebenslagen https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/ein-zu-hause-fuer-alle-lebenslagen.html Ergebnisse einer Studie der Hochschule Karlsruhe und des Deutschen Jugendinstituts zeigen Vorteile gemeinschaftlicher Wohnformen für Familien auf, beleuchten aber auch deren Schattenseiten Bezahlbarer und langfristig verfügbarer Wohnraum für Familien ist in deutschen Großstädten und Ballungszentren knapp. Und die Coronapandemie verlangte den Familien zuletzt ab, zusätzlichen Platz für Homeoffice- und Homeschooling zu schaffen. Einen vielversprechenden Lösungsansatz bieten gemeinschaftliche Wohnprojekte, von denen es Schätzungen zufolge bundesweit aktuell circa 3.000 gibt. Forschende der Hochschule Karlsruhe (HKA) und des Deutschen Jugendinstituts (DJI) haben diese Wohnform aus raum- und sozialwissenschaftlicher Perspektive anhand verschiedener Methoden untersucht: Neben einer Online-Befragung von mehr als 400 Haushalten in etwa 90 Wohnprojekten wurden zwölf Fallstudien und 16 Experteninterviews durchgeführt.

Fürsorgenetzwerke entstehen

Laut der Studie fördert gemeinschaftliches Wohnen generationenübergreifende Netzwerke, die das Familienleben bereichern und bei der Sorgearbeit entlasten: Mehr als 60 Prozent der Befragten mit Kindern im Haushalt sind der Ansicht, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch das Wohnprojekt erleichtert wird, etwa durch Kinderbetreuung oder Hilfen im Alltag. Außerdem bietet diese Wohnform den Befragten zufolge Kindern und Jugendlichen ein erweitertes Umfeld mit Beziehungen zu Menschen außerhalb der eigenen Familie mehr Möglichkeiten, in einer vertrauten Umgebung eigenständig zu spielen. Auch im Alter erleichtern gemeinschaftliche Wohnformen laut der Studie ein selbstbestimmtes Leben.

Die Bewohnerinnen und Bewohner unterstützen sich regelmäßig im Alltag, etwa durch kleinere Instandsetzungen oder Einkäufe sowie in kritischen Lebenssituationen wie bei Krankheit oder Trennung. „Diese Unterstützungsleistungen sind eng verwoben mit familialer Fürsorge und teils mit professionellen Dienstleistungen und stellen somit eine Ergänzung im Care-Mix dar“, erklärt DJI-Wissenschaftlerin Dr. Martina Heitkötter und betont: „Netzwerke in gemeinschaftlichen Wohnformen werden mitunter als Erweiterung der Familie erlebt“.

Räume lassen sich veränderten Bedürfnissen von Familien anpassen

Die Geburt, der Auszug von Kindern, Trennungen oder neue Familienkonstellationen führen immer wieder zu veränderten sozialen und räumlichen Anforderungen. Die Befunde zeigen, dass die Wohnprojekte bei solchen biografischen Übergängen die erforderliche räumliche Anpassung ermöglichen können. Ein Beispiel dafür sind sogenannte Optionsräume, deren Funktion durch den Gebrauch definiert wird und die an verschiedenen Orten des Gebäudes platziert sind, so dass sie etwa von Heranwachsenden oder Großeltern vorübergehend genutzt und wieder freigegeben werden können.

Darüber hinaus sind innerhalb des Projekts Wohnungswechsel oder bauliche Anpassungen zur Vergrößerung oder Verkleinerung der Wohnungen möglich. Dies ermöglicht Familien, über verschiedene Lebensphasen hinweg in ihrem vertrauten Umfeld zu bleiben. „Die abgeschlossene Wohnung mit einer Hierarchie der Räume und ihrer funktionalen Zuordnung passt nicht mehr zur heutigen Vielfalt familialer Lebensformen“, erklärt die Leiterin des Forschungsprojekts, Professorin Susanne Dürr, von der Hochschule Karlsruhe. „So wie sich Familien verändern können, sollten sich auch Räume für Familien umwandeln lassen“.

Gemeinschaftliche Räume und Quartiersbezüge haben hohe Bedeutung

Wichtige Orte des gemeinschaftlichen Wohnens für Familien sind der Studie nach auch Räume zwischen privater und öffentlicher Sphäre: für Kommunikation, alltägliche Begegnungen oder als wohnungsnahe Spielräume für Kinder. Darüber hinaus spielen Bezüge zum jeweiligen Stadtviertel in den untersuchten Wohnprojekten eine wichtige Rolle. Sie zeigen sich vor allem in der Gestaltung der Erdgeschosse, aber auch an Freiflächen für soziale Aktivitäten.

Bezahlbarer und verlässlicher Wohnraum wird geschaffen

Die Befragung der Bewohnerinnen und Bewohner ergab, dass sich die Hälfte der Haushalte in gemeinschaftlichen Wohnformen nicht durch die Wohnkosten finanziell belastet fühlt. Das trifft nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes im Bundesdurchschnitt nur auf ein knappes Drittel aller Miethaushalte zu. 18 Prozent aller Wohnungen in den befragten Projekten wurden mit finanzieller Förderung realisiert, während der Anteil an gefördertem Wohnraum im Bundesgebiet stetig zurückgeht. Damit tragen gemeinschaftliche Wohnprojekte – insbesondere in Großstädten – dazu bei, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Mehr als zwei Drittel der Wohnprojekte mit Mietwohnungen sind zudem als Rechtsform des gemeinschaftlichen Eigentums organisiert, beispielsweise als Genossenschaft, was den Mitgliedern ein lebenslanges Wohnrecht zusichert. Da gemeinschaftliches Wohnen Familien viele Vorteile bietet und die Nachfrage derzeit das Angebot übersteigt, fordern die Forschenden, die Rahmenbedingungen für Wohnprojekte zu verbessern, etwa durch Zugang zu bezahlbaren Grundstücken bzw. Immobilien, aber auch durch Beratung der Projekte.

Mitgestaltung von Wohnprojekten birgt Konflikte und erfordert Zeit

Die Potenziale gemeinschaftlicher Wohnprojekte entfalten sich insbesondere dann, wenn Abstimmungsprozesse schon während Planung und Bau, und nicht erst nach Einzug, gepflegt werden. Die Studie macht aber auch Herausforderungen der Wohnform deutlich: Räumliche Nähe kann demnach verstärkt Konflikte mit sich bringen und setzt bei den Bewohnerinnen und Bewohnern Offenheit und Toleranz voraus. Viele Projekte bieten daher Konfliktbegleitung an und eröffnen damit persönliche Entwicklungs- und Lernräume für die Beteiligten.

Außerdem empfinden einige Befragte Entscheidungsprozesse, beispielsweise zur Weiterentwicklung des Wohnprojekts, als langwierig. Und die Mitgestaltung kostet Zeit, die gerade bei Familien mit jungen Kindern ohnehin bereits knapp ist, da sie Erwerbstätigkeit und Sorgearbeit vereinbaren müssen. Die Möglichkeit, das familiäre Netzwerk zu erweitern, stellt sie den Studienergebnissen zufolge zusätzlich vor die Aufgabe, die verfügbare Zeit für Familie, Gemeinschaft und soziale Beziehungen außerhalb des Wohnprojekts auszubalancieren. Da die Planung und der Bau gemeinschaftlicher Wohnprojekte nur über einen längeren Zeitraum zu realisieren sind, werden diese auch nicht immer der Lebenswirklichkeit junger Familien gerecht. Denn befristete Arbeitsverträge und Jobwechsel in der Berufseinstiegsphase erfordern Mobilität, was der langfristigen Bindung an ein Wohnprojekt entgegensteht.


Die aktuellen Ergebnisse der Studie mit Handlungsempfehlungen zur Förderung gemeinschaftlicher Wohnprojekte stehen als kostenloser Download zur Verfügung.

Dürr, Susanne; Heitkötter, Martina; Kuhn, Gerd; Lien, Shih-cheng; Abraham, Nanni; unter Mitarbeit von Jungmann, Alexander: Familien in gemeinschaftlichen Wohnformen. BBSR-Online-Publikation 5/2021, Bonn, 05 2021.ISSN 1868-0097


Projektseite Hochschule KarlsruheProjektseite Deutsches Jugendinstitut

Das Projekt "Familien in gemeinschaftlichen Wohnformen" wurde gefördert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Auftrag des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat aus Mitteln der „Zukunft Bau Forschungsförderung“; ebenso vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie von der Wüstenrot Stiftung.


Kontakt
Prof. Susanne Dürr
Fakultät für Architektur und Bauwesen der Hochschule Karlsruhe
Projektleitung, raumwissenschaftlicher Teil der Studie
0721/925-2782
susanne.duerr@h-ka.de

Dr. Martina Heitkötter
Abteilung Familie und Familienpolitik am DJI
Sozialwissenschaftlicher Teil der Studie
089/62306-408
heitkoetter@dji.de

Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation am DJI
089/62306-173
hofele@dji.de

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Pressemitteilung
news-879 Thu, 08 Jul 2021 09:36:50 +0200 Der sozioökonomische Hintergrund von Kindern sowie Gruppentrennungen in Kitas wirken sich auf Infektionsgeschehen aus https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/der-soziooekonomische-hintergrund-von-kindern-sowie-gruppentrennungen-in-kitas-wirken-sich-auf-infektionsgeschehen-aus.html Die Corona-KiTa-Studie bietet Anhaltspunkte für Empfehlungen: Beschäftigte in Kitas, die vorwiegend von Kindern mit sozioökonomisch benachteiligtem Hintergrund besucht werden, sollten vorrangig geimpft werden, Kita-Gruppen weiterhin möglichst getrennt werden Aufgrund der Coronapandemie standen Kindertageseinrichtungen in ganz Deutschland vor der Herausforderung, ihr Angebot kurzfristig und grundlegend an die neue Situation anzupassen. Im Zuge dessen wurden Öffnungszeiten gekürzt, die Anzahl an betreuten Kindern begrenzt und der pädagogische Alltag umgestaltet.

Während des Beobachtungszeitraums von September 2020 bis Juni 2021 im Rahmen der gemeinschaftlich vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) und dem Robert Koch-Institut (RKI) geführten Corona-KiTa-Studie, wurden insgesamt jeweils nur sehr wenige neue bestätigte Corona-Fälle pro Woche unter den anwesenden Kita-Kindern und Kita-Beschäftigten beobachtet. Dennoch konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anhand statistischer Modellierungen Merkmale identifizieren, die mit einem erhöhten Auftreten von COVID-19-Infektionen in Kitas einhergingen.

Kinder sowie Erzieherinnen und Erzieher haben ein erhöhtes Infektionsrisiko, wenn viele Kinder mit sozioökonomisch benachteiligtem Hintergrund in der Einrichtung betreut werden

So zeigte die statistische Auswertung der Infektionszahlen im Zeitraum von September 2020 bis Juni 2021, dass die Wahrscheinlichkeit, eine Corona-Infektion bei Kindern oder Erzieherinnen und Erziehern zu beobachten, in Einrichtungen mit einem größeren Anteil an Kindern mit sozioökonomisch benachteiligtem Hintergrund signifikant höher war. Für Einrichtungen mit einem Anteil von 60 Prozent und mehr an sozioökonomisch benachteiligten Kindern war die Wahrscheinlichkeit, dass sich Kinder oder das pädagogische Personal mit SARS-CoV-2 infizieren, etwa doppelt so hoch wie in Einrichtungen mit einem niedrigeren Anteil mit bis zu 10 Prozent.

Kontaktbeschränkungen senken das Infektionsrisiko

Zudem zeigte sich im Zeitverlauf, dass strikte Kontaktbegrenzungen durch die Trennung der Kindergruppen und die feste Zuweisung des pädagogischen Personals zu ihren Gruppen das Infektionsrisiko für Kinder und Beschäftigte reduzierten. Kitas, die nach eigenen Angaben ihr Gruppenkonzept hin zu mehr Kontakten zwischen den Kindern öffneten, berichteten in der Folge signifikant höhere Infektionsraten. Einrichtungen, die hingegen eine strikte Gruppenzuweisung des Personals zu den jeweiligen Gruppen einführten, hatten in der Folge ein nur halb so großes Infektionsrisiko.

Beide beschriebenen Effekte, der sozioökonomische Status sowie die Einführung beziehungsweise Aufhebung von kontaktreduzierenden Maßnahmen, waren tendenziell in der dritten Welle größer als in der zweiten. Für die Autorinnen und Autoren der Corona-KiTa-Studie könnte dies auf die seit Anfang 2021 zunehmende Verbreitung der infektiöseren Alpha-Variante (B.1.1.7) zurückzuführen sein.

Angesichts der aktuellen Ausbreitung der Delta-Variante des SARS-CoV-2-Virus leitet die Forschungsgruppe auf der Basis aktueller Auswertungen der Erhebungen die Empfehlung ab, soweit personell möglich, weiterhin auf die Trennung der Kita-Gruppen zu achten. Zudem sollte das Personal von Kitas in sozial belasteten Quartieren vorrangig geimpft werden und auch priorisiert Zugang zu möglicherweise notwendigen Auffrischungsimpfungen erhalten. „Kinder aus sozioökonomisch schwachen Familien sind besonders auf frühe Förderung angewiesen. Das Personal in den entsprechenden Einrichtungen sollte darum priorisiert geschützt und unterstützt werden, um weitere Kita-Schließungen in einer möglichen vierten Welle zu vermeiden und die sozialen Folgen der Pandemie nicht noch größer werden zu lassen,“ sagt DJI-Wissenschaftler Dr. Franz Neuberger.

Zur Corona-KiTa-Studie

Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) und das Robert Koch-Institut (RKI) erheben mit der Corona-KiTa-Studie seit Ende August 2020 Daten zum Infektionsgeschehen in Kitas und in Kindertagespflegestellen. Im Rahmen des KiTa-Registers werden wöchentlich alle teilnehmenden Kitas und Kindertagespflegepersonen gebeten, unter anderem Angaben zum Öffnungs- und Schließgeschehen, zu Verdachts- und Infektionsfällen, dem Betreuungskonzept, zur Anzahl betreuter Kinder sowie zum Einsatz des pädagogischen Personals abzugeben. Seit dem Start des KiTa-Registers haben sich über 11.400 Kitas und knapp 2.200 Kindertagespflegestellen für das KiTa-Register angemeldet (Stand: 10.06.2021). Dies entspricht etwa 20 Prozent der deutschlandweit bestehenden Kindertageseinrichtungen beziehungsweise 5 Prozent der Kindertagespflegestellen. An den wöchentlichen Abfragen seit Ende August nehmen durchschnittlich etwa 6.000 Kitas und 1.000 Kindertagespflegestellen teil.

Veröffentlichung dieser ErgebnisseWöchentlich aktuell: Corona-KiTa-DashboardQuartalsbericht I/2021 TwitterWeitere Informationen
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news-872 Mon, 14 Jun 2021 11:18:07 +0200 Kontakt von Eltern und pädagogischen Fachkräften in der Pandemie erschwert https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/kontakt-von-eltern-und-paedagogischen-fachkraeften-in-der-pandemie-erschwert.html Kooperation von Kitas und Kindertagespflege mit Eltern sowie die Medienausstattung der Kitas sind Themen des aktuellen Quartalsberichts der Corona-KiTa-Studie Intensive Zusammenarbeit und guter Kontakt zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern sind entscheidende Voraussetzungen dafür, Kinder in Kindertageseinrichtungen oder Kindertagespflegestellen zu fördern, zu betreuen und zu erziehen. Dieser wichtige Austausch fand seit Beginn der Coronapandemie unter sich laufend verändernden Rahmenbedingungen statt. Aktuelle Forschungsergebnisse unter anderem zu diesem Thema sowie zur Medienausstattung der Einrichtungen präsentieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und des Robert Koch-Instituts (RKI) im 4. Quartalsbericht (II/2021) der Corona-KiTa-Studie.

Kommunikation von Kitas und Eltern

„Während im Oktober und November 2020 noch über 90 Prozent der Kita-Leitungen angaben, mindestens wöchentlich persönlichen Kontakt zu Eltern zu haben, lag deren Anteil im Zeitraum Dezember bis April 2021 nur noch bei etwa 60 Prozent“, erklärt Dr. Susanne Kuger, Projektleiterin der Corona-KiTa-Studie am DJI. Auffallend sei, wie die Einrichtungen ihr Repertoire an Kommunikationsformaten an die Pandemiebedingungen angepasst haben. So wurden zu Beginn der Pandemie zum Austausch mit Eltern nur sehr vereinzelt Textnachrichten, selbst gedrehte Videos sowie soziale Netzwerke oder Videochats genutzt. Mit Beginn des zweiten Lockdowns im Dezember 2020 und dem Übergang in den eingeschränkten Regelbetrieb haben jedoch bis zu einem Drittel der Kitas monatlich Videobotschaften für Familien erstellt oder Videokonferenzen für den Kontakt mit Kindern und Eltern angeboten, auch um den Austausch mit den Familien zu halten, deren Kinder nicht in die Kita kamen.

Aus Sicht jener Eltern, deren Kind die Kita zum Befragungszeitpunkt besuchte, lief der Kontakt vor allem über Tür- und Angelgespräche beim Bringen oder Abholen der Kinder. Diese fanden häufig im Freien vor der Tür statt – so ein Ergebnis der repräsentativen Elternbefragung zwischen Februar und März 2021 im Rahmen der Corona-KiTa-Studie.

Medienausstattung der Kindertageseinrichtungen

„Auch wenn nahezu alle Einrichtungen zwar grundsätzlich mit einem Computer, Internetzugang und Telefon ausgestattet sind, gibt etwa die Hälfte der Leitungen an, zusätzliche Geräte zu benötigen. Weitere Zugangsmöglichkeiten zum Internet wünschen sich ein Drittel der Leitungen,“ sagt Dr. Susanne Kuger. „Die Ergebnisse der Leitungsbefragung weisen darauf hin, dass durch die neuen Rahmenbedingungen während der Pandemie die digitale Kommunikation in den Kitas einen enormen Innovationsschub erhalten hat. Es besteht jedoch weiterer Handlungsbedarf, um die digitale Kommunikation mit Kindern und Eltern zu verbessern“, erklärt Kuger. Nach Aussagen der befragten Kita-Leitungen werden derzeit in etwa einem Drittel der Kitas neue technische Geräte beschafft. Knapp 30 Prozent der Kitas fehlen die finanziellen Mittel für neue technische Geräte.

Medienausstattung der Kindertageseinrichtungen

Herausforderungen der Kindertagespflege

Auch die Zusammenarbeit der Kindertagespflegepersonen mit den Eltern wurde seit Beginn der Pandemie vor große Herausforderungen gestellt, vor allem durch vielfältige Maßnahmen zum Infektionsschutz und große Verunsicherungen, die die neue Situation mit sich brachte. Um zu untersuchen, wie Tagespflegestellen und Familien in dieser Ausnahmesituation zusammenarbeiten, wurde von Dezember 2020 bis Januar 2021 eine Befragung durchgeführt, an der sich insgesamt 2.807 Kindertagespflegepersonen beteiligt haben.

Im Zeitverlauf der Pandemie kam es zu wechselnden Zugangsregelungen, die in den Monats- und Quartalsberichten regelmäßig beschrieben werden. Bereits nach dem ersten Lockdown im März 2020 durfte die Tagespflege im überwiegenden Teil der Bundesländer deutlich früher wieder in den Regelbetrieb übergehen als die Kitas, zahlreiche Angebote waren sogar durchgängig verfügbar. Die Gründe hierfür dürften insbesondere auch in der aus Sicht des Infektionsschutzes günstigen Betreuungssituation in kleinen Gruppen von maximal fünf Kindern mit fest zugeteiltem Personal liegen. Dass die Kindertagespflege trotz dieser Schwierigkeiten insgesamt betrachtet gut mit den Herausforderungen umgehen konnte, ist auch auf diese Besonderheit der Betreuungsform zurückzuführen.

Bei den Großtagespflegestellen werden tendenziell etwas größere Schwierigkeiten gemeldet, was vermutlich auf das größere Betreuungssetting zurückzuführen ist. Die Kooperation und Kommunikation mit den Eltern wurde von etwa 40 Prozent der antwortenden Kindertagespflegepersonen als deutlich schwieriger eingeschätzt, verglichen mit der Zeit vor der Pandemie.

Insbesondere der Umgang mit verschnupften Kindern, aber auch die Auswahl von Kindern mit Anspruch auf eingeschränkte Betreuung schienen für Konfliktpotential zwischen Eltern und den Kindertagespflegepersonen zu sorgen. Auch hier bewerteten die Großtagespflegestellen die Situation weniger positiv als die singulär Arbeitenden. Es lag letztlich im Ermessen der betreuenden Person zu entscheiden, ob es sich um eine „harmlose Schnupfnase“ handelte oder um einen ernstzunehmenden Infekt – ob das Kind also betreut werden konnte, oder weitere, teils aufwändige Maßnahmen umgesetzt werden mussten. Dieser Aspekt wurde insbesondere von den Großtagespflegestellen als besonders schwierig für die Zusammenarbeit mit den Eltern eingeschätzt. Bei den singulär Arbeitenden fanden knapp 40 Prozent, dass die Betreuung von Kindern mit Schnupfen zu Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit den Eltern führte.
 

Wöchentlich aktuell: Corona-KiTa-DashboardQuartalsbericht II/2021

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news-867 Wed, 09 Jun 2021 09:15:00 +0200 Wenn unterhaltspflichtige Elternteile nicht zahlen https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/867-wenn-unterhaltspflichtige-elternteile-nicht-zahlen.html Ergebnisse einer DJI-Studie informieren über die Gründe und zeigen, dass weitere Nachbesserungen beim staatlichen Unterhaltsvorschuss nötig sind Der Anteil von Alleinerziehenden in Deutschland steigt: Knapp ein Fünftel aller Familien mit minderjährigen Kindern waren im Jahr 2017 Ein-Eltern-Familien. In diesen lebten neun von zehn Kindern überwiegend bei ihrer Mutter, zeigen Daten des Statistischen Bundesamts. Der leibliche Elternteil, bei dem das Kind nicht wohnt, ist in der Regel gegenüber dem Kind zu Unterhalt verpflichtet. Manche getrenntlebende Elternteile kommen dieser Pflicht jedoch nicht oder zumindest nicht vollständig nach. Wie viele Kinder davon betroffen sind und was die Gründe für den Zahlungsausfall sind, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) anhand von Daten der DJI-Alleinerziehendenstudie aus dem Jahr 2016 untersucht. Für die Studie wurden mehr als 1.000 alleinerziehende Mütter und knapp 100 alleinerziehende Väter mit einem Kind unter 15 Jahren befragt.

Nur jedes vierte Kind von Alleinerziehenden erhält Mindestunterhalt

Die Analysen zeigen: Von den Kindern, für die laut Auskunft der befragten Alleinerziehenden Unterhaltszahlungen vereinbart oder festgelegt wurden (81 Prozent), erhalten mehr als ein Drittel (37 Prozent) keinen oder nur unvollständigen Unterhalt vom anderen Elternteil. Bei ungefähr der Hälfte von diesen kommt gar kein Unterhalt an. „Für die kindliche Entwicklung und das Wohlergehen der Kinder spielt die soziökonomische Situation der Familie eine entscheidende Rolle und diese wird durch ausbleibende Unterhaltszahlungen negativ beeinflusst“, sagt Studienautorin Dr. Sandra Hubert vom DJI. Die Sozialwissenschaftlerin hält das Ergebnis aus einem weiteren Grund für alarmierend: Insgesamt erhält nur knapp jedes vierte Kind, das in einer Alleinerziehendenfamilie lebt, Unterhalt vom anderen Elternteil, dessen Höhe dem Mindestunterhalt gemäß der sogenannten Düsseldorfer Tabelle entspricht. Diese zeigt auf, wie viel Unterhalt je nach Einkommen des unterhaltspflichtigen Elternteils und nach Alter des Kindes gezahlt werden sollte.

Häufigster Grund für ausbleibende Zahlungen: Der getrenntlebende Elternteil ist wirtschaftlich nicht leistungsfähig

Im Rahmen der DJI-Alleinerziehendenstudie wurden auch die Ursachen für den Zahlungsausfall erfragt, allerdings nur einseitig, also bei dem Elternteil, bei dem das Kind hauptsächlich lebt. Ausbleibende Unterhaltszahlungen erklärten die Alleinerziehenden am häufigsten damit, dass der getrenntlebende Elternteil wirtschaftlich nicht leistungsfähig sei: Knapp zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) sprechen von einem sehr geringen Einkommen, etwa durch Arbeitslosigkeit, Bezug von Sozialleistungen, Verschuldung oder Privatinsolvenz des Ex-Partners oder der Ex-Partnerin. Fast die Hälfte (48 Prozent) der Befragten, die für ihr Kind nicht den vollständigen Unterhalt erhält, gab an, dass der andere Elternteil sich weigere, den Unterhaltsverpflichtungen (vollständig) nachzukommen. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) verzichtet auf Unterhalt, um das Verhältnis zwischen den Eltern nicht zu belasten.

Kinder, die auf staatlichen Unterhaltsvorschuss angewiesen sind, werden benachteiligt

Da es vielen Alleinerziehenden, die eine Zahlungsverweigerung des anderen Elternteils annehmen, nicht zu gelingen scheint, Unterhaltszahlungen durchzusetzen, fordert Hubert: „Alleinerziehende sollten bei der juristischen Klärung beziehungsweise Durchsetzung der Unterhaltszahlungen besser unterstützt werden, da die dafür aufgewendete Zeit, Energie und das Geld nicht mehr dem Kind zur Verfügung stehen“. Zudem sieht sie beim staatlichen Unterhaltsvorschuss politischen Handlungsbedarf. Zwar können diesen Alleinerziehende beantragen, die für ihr Kind keinen oder unregelmäßigen Unterhalt bekommen. Doch der DJI-Studie zufolge hat den Unterhaltsvorschuss letztlich nur etwas mehr als ein Drittel der betroffenen Familien bezogen. Die staatliche Leistung konnte im Befragungszeitraum nur für längstens 72 Monate und bis zum 12. Geburtstag des Kindes in Anspruch genommen werden.

Auch wenn die Reform des Unterhaltsvorschusses im Jahr 2017 dazu geführt hat, dass insgesamt mehr als doppelt so viele Familien diese Unterstützungsleistung erhalten wie zuvor, sieht Dr. Sandra Hubert weiteren Nachbesserungsbedarf. Denn der Anspruch auf Unterhaltsvorschuss gilt aktuell nur bis zum Ende des 18. Lebensjahres, obwohl unterhaltspflichtige Eltern bis zum Abschluss der ersten Berufsausbildung Zahlungen leisten müssen. Außerdem kann der Bezug nur unter der Bedingung erfolgen, dass der alleinerziehende Elternteil monatlich mindestens 600 Euro brutto erwirtschaftet und nicht von Sozialtransfers abhängig ist. Schließlich wird beim Unterhaltsvorschuss das Kindergeld vollständig auf den Mindestunterhalt angerechnet, und nicht zur Hälfte wie im Unterhaltsrecht. „Durch diese Regelungen werden Unterhaltsvorschussbeziehende Kinder immer noch benachteiligt“, kritisiert Hubert.

Die Ergebnisse der Studie wurden in einem Fachartikel in der „Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation“ im Jahr 2020 veröffentlicht. Der Artikel und das ganze Magazin stehen nun „Open Access“ zur Verfügung und können damit kostenlos heruntergeladen werden.
 

Hubert, Sandra/Neuberger, Franz/Sommer, Maximilian (2020): Alleinerziehend, alleinbezahlend? Kindesunterhalt, Unterhaltsvorschuss und Gründe für den Unterhaltsausfall. In: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, Jahrg. 40, H. 1, S. 19-38Schwerpunktheft "Trennung und Scheidung" der Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation“, Jahrg. 40, H. 1DJI-Alleinerziehendenstudie


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Dr. Sandra Hubert
Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden
089/62306-342
hubert@dji.de

Uta Hofele
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089/62306-173
hofele@dji.de

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Pressemitteilung
news-858 Mon, 17 May 2021 10:41:00 +0200 Zu jung für Politik? Von wegen! https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/zu-jung-fuer-politik-von-wegen.html Politische Bildung im Kindes- und Jugendalter ist Thema der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse Die Demokratie steht vor großen Herausforderungen: Krisen wie die aktuelle Corona-Pandemie oder der Klimawandel, aber auch Globalisierung, Migration und Digitalisierung verlangen der demokratischen Lebens- und Gesellschaftsform vieles ab. „In diesem Kontext bekommt die politische Bildung, die jahrzehntelang ein Schattendasein führte, neue Relevanz“, betont Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DJI), anlässlich der neu erschienenen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse.

Demokratisches Handeln und kritische Urteilskraft fördern
Unter dem Titel „Politische Bildung von Anfang an: Wie Kinder und Jugendliche Demokratie lernen und erfahren können“ analysieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Herausforderungen in der politischen Bildung. Entscheidende Weichen für demokratisches Handeln und kritische Urteilskraft werden demnach in der Familie gestellt. Doch auch weil Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit in schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen verbringen, steigt deren Bedeutung in der politischen Bildung.

Der These des aktuellen 16. Kinder- und Jugendberichts folgend, dass politische Bildung auf ganz unterschiedliche Weise in der gesamten Kindheit und Jugend stattfindet, zeigen die Autorinnen und Autoren des Forschungsmagazins Potenziale auf, die in Kindertageseinrichtungen, Schulen und der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit bislang nicht ausreichend genutzt werden. So spielt die politische Bildung in Kitas und Grundschulen noch immer ein eher untergeordnetes Thema. Nachholbedarf identifizieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aber auch in weiterführenden Schulen und der Kinder- und Jugendarbeit.

bpb-Präsident Thomas Krüger im Interview über zeitgemäße politische Bildung
Durch den geplanten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter sowie den generellen Ausbau der Ganztagsbetreuung in Kitas und Schulen entsteht nicht nur die Chance, sondern auch die Notwendigkeit politische Bildung in den Institutionen stärker zu verankern, lautet ein zentrales Fazit der Autorinnen und Autoren. Zudem fordert der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Thomas Krüger, im Interview, politische Bildung zur „kritischen politischen Medienbildung“ weiterzuentwickeln, da demokratiegefährdende Inhalte durch soziale Medien früh auf Kinder zukommen.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet allgemein verständlich über die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie und Bildung.

Aktuelle Ausgabe (1/2021) „Politische Bildung von Anfang an: Wie Kinder und Jugendliche Demokratie lernen und erfahren können“ (Download PDF)Mehr Angebote zum aktuellen Impulse-Schwerpunkt
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Birgit Taffertshofer
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News Pressemitteilung Position 1 (groß)
news-855 Thu, 29 Apr 2021 08:00:00 +0200 Aufwachsen in Deutschland: Kinder, Jugendliche und Familien vor und während Corona https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/aufwachsen-in-deutschland-kinder-jugendliche-und-familien-vor-und-waehrend-corona-1.html Mit den Daten des DJI-Surveys „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten – AID:A“ lassen sich wertvolle Erkenntnisse darüber gewinnen, was junge Menschen bewegt, wie sie leben und welche Einflüsse ihre Lebensumstände prägen Seit über zwölf Jahren bietet der Survey „Aufwachsen in Deutschland: AIltagswelten“ (AID:A) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) umfangreiche Informationen über die Lebenslagen und Erfahrungen von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und ihren Eltern, aktuell auch vor und während der Pandemie. Mit bundesweiten, repräsentativ angelegten Befragungen informiert diese Panel-Erhebung über Veränderungen der Lebensformen und Lebenslagen und stellt hierbei breite Facetten des Wohlergehens junger Menschen und ihrer Familien in unterschiedlichen Alltagskontexten in den Vordergrund. AID:A dient der Sozialberichterstattung und anwendungsorientierten Grundlagenforschung und richtet sich damit an Wissenschaft, Fachpraxis und Politik.

Mit der im Jahr 2019 gestarteten neuen Erhebungsserie, die knapp 14.300 Zielpersonen ab der Geburt bis zum Alter von 32 Jahren und ca. 9.900 Eltern von minderjährigen Zielpersonen erfasst, liegen breite Informationen zur Situation direkt vor der Corona-Pandemie vor. Daran schließt eine Corona-Befragung im Jahr 2020 sowie eine derzeit beginnende Wiederholungsbefragung der Teilnehmenden im Jahr 2021 an. Mit diesen erweiterten Datensätzen rückt AID:A nun die veränderte Situation von Kindern, jungen Menschen und Familien während der Corona-Pandemie in den Mittelpunkt und erlaubt Vergleiche zur Ausgangslage im Jahr 2019. Die Daten geben Aufschluss darüber, unter welchen wirtschaftlichen, sozialen und familialen Bedingungen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland aufwachsen, wie ihr Alltag vor der Pandemie aussah und wie sich seit der Corona-Pandemie ihre Lebenswelten, Erfahrungen und ihr Wohlergehen verändert haben.

Einen Überblick über aktuelle Forschungsergebnisse auf Grundlage der Datenerhebung AID:A 2019 über die Zeit vor Corona bietet die Publikation „Aufwachsen in Deutschland 2019. Alltagswelten von Kindern, Jugendlichen und Familien“. Darüber hinaus ermöglichen aktuelle Analysen breite Einblicke in Veränderungen seit dem Beginn der Pandemie zu vielfältigen Themen wie Peerbeziehungen und soziales Engagement junger Menschen, Anregungs- und Lernbedingungen ab der frühen Kindheit, die Gestaltung des Familienlebens zwischen Homeoffice und Distanzlernen und vieles mehr.
 

Aktuelle Forschungsergebnisse zu Veränderung der Lebenslagen während der Pandemie

Die DJI-Forscherinnen und Forscher gehen etwa der Frage nach: Sind Homeoffice und Notbetreuung wirksam gegen elterlichen Stress in der COVID-19-Pandemie? Ihr Fazit: Homeoffice im Lockdown konnte nur bedingt Vereinbarkeitskonflikte zwischen Familie und Beruf verringern, wobei Mütter nicht im gleichen Maße profitieren konnten wie Väter. Notbetreuungsmaßnahmen können den Pandemie-Druck auf das elterliche Wohlbefinden nicht mindern, verhindern aber effektiv den Anstieg negativen Erziehungsverhaltens wie häufiges „Wütend werden“. Diese Wirkung ist auch Monate nach dem ersten COVID-19 Lockdown im März/April 2020 deutlich und statistisch signifikant messbar.

Freundinnen und Freunde gehören weiterhin zu den wichtigsten Bezugssystemen von Jugendlichen. Sie knüpfen ihre Freundschaften vor allem in der Schule, gestalten diese dann aber ebenso online wie offline aus. Analoge und digitale Welten stehen sich somit nicht gegenüber, sondern ergänzen und verbinden sich. Auch zu den Peerbeziehungen Jugendlicher vor und während Corona liegen Daten vor. Während des ersten Lockdown im Frühjahr 2020 haben sich junge Menschen vor allem an ihre Eltern und Peers gewandt. Sie haben sich auf vielfältige Weise engagiert, sich gegenseitig und andere unterstützt.

Ein weiteres Forschungsbeispiel sind Herausforderungen für Kinder und ihre Familien vor und während der Pandemie. So spielt etwa beim Distanzlernen das Elternhaus insbesondere bei der technischen Ausstattung eine zentrale Rolle für das Zurechtkommen. Die Ausstattung ist bei Schülerinnen und Schülern in benachteiligteren Lebenslagen jedoch seltener vorhanden.
 

Konzept des Wohlergehens

„Bei unseren Erhebungen schlagen wir eine Brücke vom jüngsten Säuglings- bis zum mittleren Erwachsenenalter von 32 Jahren. Ab einem Alter von neun Jahren kommen die Kinder und jungen Menschen selbst zu Wort. Für Minderjährige können wir differenziert das Familienleben und die Situation der Eltern aus Perspektive von Müttern und Vätern beleuchten“, erklärt DJI-Forschungsdirektorin Prof. Sabine Walper. Besonders hervorzuheben ist das breit angelegte Konzept des Wohlergehens (Well-Being), das dem Survey zugrunde liegt. Es umfasst neben der materiellen Situation Aspekte der sozialen Eingebundenheit, Bildungsgelegenheiten und Kompetenzerleben, Autonomiespielräume und die Verselbständigung junger Menschen, Fragen der psychischen und körperlichen Gesundheit sowie gewaltfreies Aufwachsen.

Hierbei werden unterschiedliche Kontexte und das breite Altersspektrum in den Blick genommen. „Ein Beispiel: Das Thema Verselbständigung untersuchen wir bei Kindern und jungen Menschen ab der Einschulung mit jeweils altersspezifischen Schwerpunkten. Den Kindern stellen wir etwa die Frage: Was machst Du schon alleine, ohne Deine Eltern? Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen thematisieren wir Übergänge in Ausbildung oder Studium, die erste Partnerschaft und die ökonomische Verselbstständigung“, sagt Dr. Susanne Kuger, Leiterin der DJI-Studie. „Wir haben – im Unterschied zur Shell-Jugendstudie – auch die Eltern mit an Bord und somit mehrere Perspektiven, aus denen heraus wir die Situation von Kindern und Jugendlichen beschreiben können. Nicht zuletzt die Informationen zur Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen wie Familienhebammen in den Frühen Hilfen, Erziehungsberatung oder Eltern-Kind-Gruppen sind für die Politik hochrelevant.“

Nach den früheren AID:A-Befragungen in den Jahren 2009 und 2014, die als Personenbefragung konzipiert waren, entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die dritte Hauptbefragungswelle 2019 ein neues Forschungsdesign. Sie haben dieses Mal Daten von allen Personen im Altersspektrum bis einschließlich 32 Jahre und von allen Eltern von Minderjährigen in über 6.300 Haushalten erhoben. Diese Haushaltsbefragungen ermöglichen auch einen Vergleich von Geschwistern, die bestimmte Erfahrungen in der Familie teilen, aber auch in unterschiedliche Kontexte – andere Schulklassen, andere Freundesgruppen – eingebunden sind. Ähnliche Ansätze verfolgen auch das Panel pairfam („Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics“) der Ludwig-Maximilians-Universität LMU und das SOEP („Sozio-Ökonomisches Panel“) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW), die jedoch den Fokus auf Partnerschaft und Familie beziehungsweise auf die Erwerbstätigkeit legen und weniger als AID:A auf Kinder und Jugendliche.

Neuerscheinung Publikation: Überblick und Einblicke in Forschungsthemen

Die aktuelle Publikation „Aufwachsen in Deutschland 2019“ soll Appetit machen, sich mit den Daten auseinanderzusetzen. „Wir erheben die Daten nicht nur für eigene Forschungsprojekte, sondern geben sie frei an alle Forschende, die sie nach ihren Fragestellungen auswerten möchten“, sagt Susanne Kuger. Die gewonnenen Daten stehen über das Forschungsdatenzentrum des DJI der Fachöffentlichkeit zur Verfügung. Finanziert wird das Projekt vor allem aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie aus Eigenmitteln des DJI.

Susanne Kuger, Sabine Walper, Thomas Rauschenbach (Hrsg.): „Aufwachsen in Deutschland 2019. Alltagswelten von Kindern, Jugendlichen und Familien“. Print-Publikation und pdf-download (Website wbv-Verlag)

Projekt „AID:A 2019. Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten. Dritte Welle der integrierten DJI-Surveyforschung“

Weitere Forschungsergebnisse: Corona und die gesellschaftlichen Folgen – Ergebnisse und Analysen aus der DJI-Forschung

 

 

Kontakt

Prof. Dr. Sabine Walper
Forschungsdirektorin Deutsches Jugendinstitut
Tel.: 089/62306-289
walper@dji.de

Dr. Susanne Kuger (Projektleitung)
Leiterin des Zentrums „Methoden der Dauerbeobachtung“
Tel.: 089/62306-322
kuger@dji.de

Marion Horn
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-311
horn@dji.de

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news-840 Wed, 03 Mar 2021 11:00:00 +0100 Familien krisenfest machen https://www.dji.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detailansicht/article/familien-krisenfest-machen.html Die Kommission des Neunten Familienberichts unter dem Vorsitz von DJI-Forschungsdirektorin Sabine Walper empfiehlt unter anderem, Familien wirtschaftlich zu stabilisieren und bei ihren gestiegenen Anforderungen zu entlasten Die wirtschaftliche Stabilität von Familien zu sichern, steht angesichts der Corona-Pandemie an erster Stelle der Empfehlungen des Neunten Familienberichts mit dem Titel „Eltern sein in Deutschland“. Er wurde von einer unabhängigen Sachverständigenkommission unter dem Vorsitz von DJI-Forschungsdirektorin Prof. Dr. Sabine Walper verfasst und heute im Kabinett beschlossen. Neben monetären Leistungen wie etwa einer eigenständigen Kinderabsicherung fordern die sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Kommission insbesondere, die Förderung der substanziellen Beteiligung beider Elternteile am Erwerbsleben. „Die beste Absicherung gegenüber einem Armutsrisiko sind zwei erwerbstätige Eltern, die gemeinsam zum Familieneinkommen beitragen“, sagt Kommissionsvorsitzende und Forschungsdirektorin am Deutschen Jugendinstitut (DJI), Prof. Dr. Sabine Walper. Die Corona-Krise habe gezeigt, wie schnell ein Elternteil unerwartet den Job beziehungsweise Aufträge verlieren könne oder von Kurzarbeit betroffen sei.

Die meisten Väter arbeiten in Vollzeit weiter, während Mütter in Teilzeit gehen

Für den Neunten Familienbericht haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen die soziale, ökonomische sowie rechtliche Situation von Familien in Deutschland untersucht. Demnach praktizieren insbesondere in Westdeutschland immer noch viele Eltern das sogenannte modernisierte Ernährermodell mit Vätern, die nach der Familiengründung in Vollzeit – oft mit Überstunden – weiterarbeiten und Müttern, die in stark reduzierte Teilzeit gehen. Das hat nicht nur negative Konsequenzen für die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Frauen, sondern auch zur Folge, dass viele getrennte und geschiedene Mütter von Armut betroffen und auf Transferbezug angewiesen sind, heißt es in dem Bericht. Dabei entspricht diese Arbeitsaufteilung nicht immer den elterlichen Präferenzen: Väter wünschen sich häufig, ihre Arbeitszeit zu reduzieren während Mütter gerne ihren Erwerbsumfang ausweiten würden. Ökonomische Zwänge und Anreize stehen dem jedoch oft strukturell entgegen.

Einkommenssicherung und Sorgearbeit gleichmäßiger auf Mütter und Väter verteilen

Vor diesem Hintergrund empfehlen die Sachverständigen, Anreize für eine geringfügige Erwerbstätigkeit von Müttern zu mindern und aus dem Ehegattensplitting auszusteigen, indem zunächst die Steuerklassen drei und fünf abgeschafft werden. Vergünstigungen für die sogenannten Minijobs sollen zurückgefahren werden. Als Anreiz für eine egalitäre Arbeitsteilung setzt die Kommission auf eine Reform des Elterngelds: „Aus Studien wissen wir, dass die frühe Familienphase die Weichen stellt für die spätere Erwerbsbeteiligung von Müttern und die Beteiligung der Väter an der Sorgearbeit“, erklärt Kommissionsvorsitzende Walper und ergänzt: „Damit Väter sich für eine längere Elternzeit entscheiden, muss die Höhe der Einkommensersatzleistung und die Zahl individuell gewährter Elternzeitmonate steigen“. Deshalb fordert die Familienberichtskommission drei exklusive individuelle Elterngeldmonate mit einem höheren Einkommensersatz von 80 Prozent für jeden Elternteil und acht frei aufteilbare Monate, in denen sich der Einkommensersatz pro Elternteil im Zeitverlauf verringert.

Kindertagesbetreuung und Ganztagsangebote für Grundschulkinder weiter ausbauen

Damit Müttern und Vätern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser gelingt, empfiehlt die Kommission neben erweiterten Möglichkeiten zum Home-Office – auch über die Pandemie hinaus – den Ausbau ganztägiger, qualitativ hochwertiger Bildungsangebote für Kinder vom Krippenalter bis zum Ende der Grundschulzeit weiter voranzutreiben. Außerdem unterstreichen die Sachverständigen, wie wichtig ein Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ist – sowohl für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie als auch für gerechtere Bildungschancen der Kinder. Sie empfehlen den Ausbau teilgebundener Ganztagsschulen, die eine verbindliche Nutzung an drei Tagen pro Woche vorsehen.

Eltern entlasten und gerechte Bildungschancen bei Kindern fördern

Einen Fokus legt der Familienbericht auch auf eine angemessene Förderung der Kinder und gerechte Bildungschancen unabhängig von ihrer Herkunft. Denn in der Corona-Pandemie verschärfen sich soziale Ungleichheiten, nicht zuletzt, weil Bildungsaufgaben – während der Schul- und Kita-Schließungen und auch noch bei der schrittweisen Öffnung – in die Familie verlagert wurden. Ohnehin ist Elternschaft laut dem Bericht anspruchsvoller geworden und hat eine Intensivierung erfahren, die sich schon darin zeigt, dass Väter wie auch Mütter mehr Zeit in die Betreuung und Erziehung ihrer Kinder investieren. Damit besteht jedoch die Gefahr, dass sich soziale Ungleichheiten zusätzlich verschärfen. Denn obwohl sich vor allem Eltern aus niedrigen Einkommensgruppen und Migrantenfamilien Aufstiegschancen für ihre Kinder erhoffen, erleben sie häufiger, dass sie ihr Kind zu Hause nicht ausreichend fördern können. Entsprechend plädiert die Kommission dafür, Unterstützungsangebote für Familien im gesamten Bildungsverlauf der Kinder zu etablieren, beispielsweise über Familienzentren an Schulen. Außerdem sollen multiprofessionelle Teams an Schulen mit Sozialarbeiterinnen und -arbeitern sowie Gesundheitsfachkräften die Vermittlung insbesondere gesundheitsbezogener, digitaler, sozialer und persönlicher Kompetenzen der Kinder fördern. Darüber hinaus empfiehlt die Kommission, Erziehungs- und Bildungspartnerschaften durch einen intensiveren Austausch zwischen Lehrkräften und Eltern zu stärken, und schlägt dafür eine einstündige Reduktion der wöchendtlichen Lehrverpflichtung vor.
 
Rechtliche Anpassungen für neue Familienformen

Schließlich werden im Familienbericht eine Reihe von rechtlichen Anpassungen gefordert, die der Realität neuer Familienformen besser gerecht werden. So wird beispielsweise mittlerweile jedes dritte Kind in eine nichteheliche Lebensgemeinschaft geboren. „Wir schlagen vor, dass unverheiratete Paare, die bei der Geburt des Kindes zusammenleben, automatisch das gemeinsame Sorgerecht erhalten. Auch darüber hinaus sollen rechtliche Regelungen geschaffen werden, die Kinder unverheirateter Eltern im Fall einer Trennung wie die Kinder von verheirateten Paaren rechtlich absichern“, sagt Walper.

Auch Elternteile, die nicht die biologischen Eltern des Kindes sind, aber im Alltag Verantwortung übernehmen und häufig auch substanziell zur Finanzierung beitragen, sollen rechtlich besser anerkannt werden. Dies betrifft etwa Stief-, Patchwork- und Pflegefamilien sowie Regebogenfamilien, in denen sich gleichgeschlechtliche Paare dazu entscheiden, gemeinsam ein Kind zu bekommen. „Für diese immer häufiger vorkommenden Familienkonstellationen regen wir an, ein echtes Sorgerecht für mehr als zwei sorgende Elternteile zu ermöglichen“, sagt Walper.


9. Familienbericht (PDF-Download)Kurzfassung des 9. FamilienberichtsAusführliche Informationen zum 9. Familienbericht auf der Website des Familienministeriums
Bericht in der Süddeutschen Zeitung vom 3. März 2021Bericht in der Frankfuter Allgemeinen Zeitung vom 3. März 2021Interview mit Sabine Walper auf Deutschlandfunk Kultur am 3. März 2021

Der 9. Familienbericht:
Mit der Erstellung des 9. Familienberichts beauftragte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey im Juli 2018 eine aus sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bestehende Kommission. Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Sabine Walper untersuchte das Gremium die veränderten Lebensrealitäten von Eltern und Kindern und erarbeitete Empfehlungen an die Politik. Bei der redaktionellen Erstellung des Berichts sowie bei der Auswertung von Daten unterstützte die Geschäftsführung am Deutschen Jugendinstitut (DJI). Der aktuelle Bericht mit dem Titel „Eltern sein in Deutschland“ wurde im August 2020 der Regierung vorgelegt. Zusammen mit einem Gutachten der Bundesregierung wurde der Neunte Familienbericht am 3. März 2021 im Kabinett verabschiedet. In jeder zweiten Legislaturperiode legt die Bundesregierung im Auftrag des Deutschen Bundestags einen Bericht über die Lage der Familien vor.

Mitglieder der Kommission:
Dr. Helen Baykara-Krumme, Universität Duisburg-Essen
Prof. Dr. Miriam Beblo, Universität Hamburg
Prof. Dr. Nina Dethloff, Universität Bonn
Prof. Dr. Michaela Kreyenfeld, Hertie School, Berlin
Prof. Dr. Axel Plünnecke, Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln
Prof. Dr. Reinhard Pollak, GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim
Prof. Dr. Sabine Walper, Deutsches Jugendinstitut (DJI), Vorsitzende


Kontakt
Prof. Dr. Sabine Walper
Forschungsdirektorin am DJI
089/62306-289
walper@dji.de

Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation
089-62306-173
hofele@dji.de

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Pressemitteilung
news-835 Tue, 23 Feb 2021 09:00:00 +0100 Eltern wünschen sich flexiblere Betreuungsangebote https://www.dji.de/themen/kinderbetreuung/eltern-wuenschen-sich-flexiblere-betreuungsangebote.html Nicht alle Familien wollen einen Ganztagsplatz für ihr Grundschulkind. Wie stark der Betreuungsbedarf variiert, zeigen aktuelle Ergebnisse der DJI-Kinderbetreuungsstudie Eltern von Grundschulkindern sollen ab 2025 das Recht auf einen ganztägigen Betreuungsplatz haben, das haben Bund und Länder zumindest im Koalitionsvertrag vereinbart. Diskutiert wird der Anspruch auf acht Stunden täglich pro Woche – inklusive der Unterrichtszeit. Dafür müsste der Staat hunderttausende zusätzliche Ganztagsplätze schaffen und Milliarden investieren. Die aktuellen Ergebnisse der Kinderbetreuungsstudie (KIBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zeigen allerdings: Insgesamt haben zwar 74 Prozent der befragten Eltern einen Betreuungsbedarf, doch nur etwa jede fünfte Familie wünscht sich einen solchen Ganztagsplatz. Stattdessen würden 23 Prozent der befragten Eltern eines Grundschulkinds einen kleineren Betreuungsumfang pro Tag bevorzugen. Weitere 14 Prozent der Eltern gaben an, nur an drei oder vier Tagen pro Woche eine Betreuung zu benötigen. Demgegenüber stehen Familien, deren Bedarf deutlich höher liegt: 10 Prozent der Eltern eines Grundschulkinds brauchen laut der Studie eine Betreuung von mehr als acht Stunden pro Tag. „Gefragt sind zeitlich flexiblere, aber auch kürzere Angebote“, sagt KIBS-Projektleiterin PD Dr. Susanne Kuger. „Dies ist bei der Planung des weiteren Ausbaus zu berücksichtigen.“

Die DJI-Kinderbetreuungsstudie erhebt jährlich für alle Bundesländer repräsentativ den Betreuungsbedarf der Eltern mit Kindern unter 12 Jahren. Im Jahr 2019 wurden mehr als 8.000 Eltern von Kindern im Grundschulalter befragt und dabei neben Ganztagsschulen und Horten als Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe auch die Übermittagsbetreuung einbezogen. Letztere wird in der amtlichen Statistik bislang nicht als eigenständiges Angebot erfasst und damit im Rahmen der Förderung des Bundes für den Ganztagsausbau bisher nicht berücksichtigt.

Jede sechste Familie in Deutschland hat einen Betreuungsbedarf, der nicht oder nicht ausreichend gedeckt ist
Die Analysen zeigen auch die Lücke zwischen Bedarf und Nutzung: Aktuell haben deutschlandweit 6 Prozent der Eltern von Grundschulkindern keinen Betreuungsplatz, obwohl sie einen bräuchten. Dies betrifft mehr Eltern in Westdeutschland als in Ostdeutschland (6 Prozent versus 3 Prozent). 11 Prozent der befragten Eltern nutzen zwar bereits ein Angebot, benötigen aber eigentlich einen größeren zeitlichen Umfang von mindestens 5 Stunden mehr pro Woche. Ihr Anteil ist in den ostdeutschen Ländern größer als in den westdeutschen (13 Prozent versus 10 Prozent). Etwa die Hälfte der Grundschulkinder in Deutschland wird bedarfsdeckend betreut, ein Viertel der Eltern von Grundschulkindern hat keinen Betreuungsbedarf.


Übermittagsangebote erfassen und in die Diskussion einbeziehen
Von den Eltern, die bei der DJI-Kinderbetreuungsstudie einen Betreuungsbedarf geäußert haben, wünscht sich zwar ein knappes Drittel einen Platz in einer Ganztagsschule und ein Viertel in einem Hort, jeweils mit einem wöchentlichen Umfang von durchschnittlich 37 bis 39 Stunden inklusive Unterricht. Etwa jede fünfte Familie bevorzugt aber eine kürzere Betreuung mit durchschnittlich 30 Stunden pro Woche. „Dieser Elternwunsch sollte in die Diskussion über die Planung des weiteren Ausbaus der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder einbezogen werden“, fordert Kuger. Übermittagsangebote sollten zudem als eigenständiges Angebot in der amtlichen Statistik erfasst werden.

In Ostdeutschland werden Ganztagsplätze, in Westdeutschland kürzere Betreuungszeiten bevorzugt
Die Übermittagsbetreuung wird der DJI-Kinderbetreuungsstudie zufolge vor allem in westdeutschen Bundesländern nachgefragt, während in Ostdeutschland der Hort bevorzugt wird. Neben den Formaten unterscheidet sich auch die gewünschte Dauer: Eltern in den ostdeutschen Bundesländern benötigen für ihr Grundschulkind eine Betreuung von durchschnittlich 40 Stunden pro Woche, in Westdeutschland sind es im Schnitt nur 35 Stunden. Ausschlaggebend für den Bedarf ist häufig die Erwerbstätigkeit der Mütter, die in Ostdeutschland historisch bedingt höher liegt als in Westdeutschland. Außerdem benötigen Alleinerziehende eher als Paarfamilien einen Betreuungsplatz für ihr Grundschulkind.

Qualität der Angebote stärker berücksichtigen
Neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die der Ganztagsausbau den Eltern erleichtern soll, plädiert Kuger dafür, die Qualität der Angebote nicht aus dem Blick zu verlieren: „In der Grundschule, im Hort und in der Übermittagsbetreuung müssen wie in Kindertageseinrichtungen Fachkräfte eingesetzt werden und neue pädagogische Konzepte erarbeitet werden. Nur so kann der Rechtsanspruch dazu beitragen, die Lern- und Entwicklungschancen aller – und vor allem die der benachteiligten – Kinder zu verbessern“. Auch der Personalschlüssel, also die Frage, wie viele Kinder auf eine Fachkraft kommen, sei zu diskutieren.

Weitere Analysen der DJI-Kinderbetreuungsstudie sind im DJI-Kinderbetreuungsreport 2020 (Heft 1 und 2) neu erschienen. Erste zentrale Ergebnisse der Elternbefragung, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) finanziert, erscheinen zudem regelmäßig in der Broschüre „Kindertagesbetreuung kompakt“.

Weitere zentrale Ergebnisse aus der DJI-Kinderbetreuungsstudie 2019/20> Der Betreuungsbedarf bei U3- und U6-Kindern. DJI-Kinderbetreuungsreport 2020 (Heft 1)
> Der Betreuungsbedarf bei Grundschulkindern. DJI-Kinderbetreuungsreport 2020 (Heft 2)
> Projekt DJI-Kinderbetreuungsstudie 2019/2020
> Weitere Berichte zum Thema Ganztagsschule
> Weitere Berichte zum Thema Kinderbetreuung


Kontakt
PD Dr. Susanne Kuger
Projektleitung KIBS und Leitung der Abteilung Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden
089-62306-322
kuger@dji.de

Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation
089-62306-173
hofele@dji.de

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